Israel hat Bedenken. In Deutschland wird gegen den Mann wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit ermittelt, nicht wegen des Attentats.

Warschau/Berlin. Polen will einen von Deutschland gesuchten mutmaßlichen Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad trotz Bedenken Israels an Berlin ausliefern. Die Staatsanwaltschaft werde beim Warschauer Gericht die Auslieferung an Deutschland beantragen, sagte Sprecherin Monika Lewandowska der Nachrichtenagentur dpa in Warschau.

Der Mann war am 4. Juni in Warschau festgenommen worden. Zwei Tage später ordnete das Bezirksgericht in Warschau Untersuchungshaft für 40 Tage an. Der Mann steht nach einem Bericht des „Spiegel“ im Verdacht, von Deutschland aus Vorbereitungen für ein Attentat auf einen Hamas-Führer in Dubai getroffen zu haben.

Der Hamas-Funktionär Mahmud al-Mabhuh war am 19. Januar 2010 in Dubai ermordet worden. Von den 27 Männern und Frauen des Mordkommandos waren viele mit gefälschten europäischen Pässen unterwegs. Es ist das erste Mal, dass einer der international gesuchten Verdächtigen festgenommen wurde.

Gegen den Mann wird in Deutschland offiziell nicht wegen Beteiligung an dem Attentat ermittelt, sondern wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit. Er soll im Frühjahr 2009 einem anderen mutmaßlichen Mossad-Agenten geholfen haben, beim Einwohnermeldeamt Köln einen deutschen Reisepass zu beantragen. Mit dem auf den Namen Michael Bodenheimer ausgestellten Pass war einer der mutmaßlichen Mörder in Dubai kurz vor dem Anschlag ein- und kurz danach wieder ausgereist.