Polens Präsident Lech Kaczynski starb bei einem Flugzeugabsturz. Nun will sich sein Zwillingsbruder Jaroslaw um seine Nachfolge bewerben.

Warschau. Nach dem tragischen Tod des polnischen Präsidenten Lech Kaczynski bei einem Flugzeugabsturz tritt sein Zwillingsbruder Jaroslaw Kaczynski bei der vorgezogenen Präsidentenwahl am 20. Juni an. Er habe sich entschieden, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, hieß es in einer Erklärung Kaczynskis, die am Montag auf der Website seiner Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS) veröffentlicht wurde. „Polen ist unsere gemeinsame große Verantwortung“, schrieb er. Das „persönliche Leid“ müsse überwunden und „trotz einer persönlichen Tragödie“ müsse gehandelt werden, begründete Kaczynski seine Entscheidung.

Jaroslaws Zwillingsbruder Lech war am 10. April beim Absturz der polnischen Präsidentenmaschine ums Leben gekommen. Kaczynski war mit einer ranghohen Delegation auf dem Weg zu einer Gedenkfeier in Katyn gewesen, als die Maschine im Westen Russlands abstürzte. Alle 96 Insassen starben.

Favorit für die Wahl eines Nachfolgers für Lech Kaczynski ist gegenwärtig das amtierende Staatsoberhaupt Bronislaw Komorowski. Er war bereits Ende März von der Regierungspartei Bürgerplattform PO als Kandidat für das Präsidentenamt aufgestellt worden. Nach Kaczynskis Tod hatte der 57-Jährige verfassungsgemäß die Geschäfte des Staatsoberhauptes übernommen.

Kurz nach den Trauerfeiern für die Opfer der Katastrophe gab es allerdings Kritik an Komorowski. Er habe zu wenig Mitgefühl gezeigt und vorschnelle Entscheidungen über die Besetzung vakanter Posten getroffen. Aktuelle Umfragen bescheinigen ihm aber weiter einen klaren Vorsprung vor allen Rivalen.