José Manuel Barroso und Fredrik Reinfeldt exklusiv im Hamburger Abendblatt. Der Gipfel kann helfen, die von Menschen verursachte Katastrophe zu verhindern.

Brüssel. Die Veranstaltung des G8-Gipfels in L'Aquila ist ein Zeichen der Solidarität der Welt mit Italien nach dem schrecklichen Erdbeben im April dieses Jahres. Dieser Gipfel ist auch eine einmalige Chance, um eine andere von Menschen verursachte Katastrophe zu verhindern: Der Klimawandel schreitet nämlich rasch voran. Beim Treffen der G8 und ihrer Partner aus der ganzen Welt in L'Aquila muss ganz oben auf der Tagesordnung stehen, in Kopenhagen eine globale, umfassende und ehrgeizige Vereinbarung für die Zeit nach 2012 zu erreichen, die den wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung trägt und zu einer tatsächlichen Verringerung der weltweiten Schadstoffemissionen führt.

Eine solche Vereinbarung in Kopenhagen wird zeigen, dass wir uns ernsthaft der Herausforderung des Klimawandels stellen. Sie wird zu den notwendigen Investitionen für eine umweltfreundliche Wirtschaft führen, neue Arbeitsplätze schaffen und in den nächsten zwei oder drei Jahrzehnten das Wachstum ankurbeln. Diejenigen, die diesen Zusammenhang heute verstehen, werden die Gewinner von morgen sein. Nach der Krise wird die Wirtschaft nicht mehr so sein wie vorher. Und wir werden diese Chance nicht ein zweites Mal bekommen.

Deshalb müssen die Maßnahmen zur Bewältigung der Wirtschaftskrise und zur Bekämpfung des Klimawandels gleichzeitig erfolgen. Wir wissen, dass es genügend Spielraum für eine größere Energieeffizienz bei Unternehmen, Verbrauchern und Staaten gibt. Nach Angaben der Internationalen Energie Agentur können 54 Prozent der zur Einhaltung des Ziels von höchstens 2 Grad Celsius Erderwärmung weltweit erforderlichen Maßnahmen zur Emissionsverringerung durch Einführung bereits vorhandener energieeffizienter Technologien erreicht werden. Die Wirtschaftskrise kann somit Ausgangspunkt sein für intelligente Klima-Lösungen, die zu Einsparungen und einer besseren Energieversorgungssicherheit führen.

Wir gehen nach L'Aquila mit einer Reihe wichtiger Ziele. Wir werden darauf bestehen, dass das Ziel von zwei Grad eingehalten wird. Wir werden auf das weltweite Ziel einer Verringerung der weltweiten Emissionen bis zum Jahr 2050 um mindestens 50 Prozent pochen. Darüber hinaus werden wir alle entwickelten Länder auffordern, ihre Emissionen im gleichen Zeitraum um mindestens 80 Prozent zu verringern und diese Bemühungen mittelfristig durch eine deutliche und vergleichbare Reduzierung zu untermauern. Ein wesentlicher Teil der Lösung ist die Finanzierung des Kampfes gegen den Klimawandel: Die EU wird zu gegebener Zeit entsprechende Vorschläge unterbreiten und ist natürlich bereit, ihren Teil zu leisten.

Natürlich sind wir einverstanden, dass die entwickelten Länder, die in der Vergangenheit erheblich zu den Emissionen beigetragen haben, besonders in der Pflicht stehen voranzugehen. Aber das reicht nicht aus. Die aufstrebenden Volkswirtschaften, bei denen beispielsweise die Emissionen ständig ansteigen, müssen sich ebenfalls beteiligen. Wir alle müssen unseren Teil entsprechend dem Grundsatz der gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortlichkeiten und der jeweiligen Fähigkeiten beitragen.

Die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten sind stolz auf die eingegangenen Verpflichtungen zur Verringerung der Emissionen um 20 Prozent bis zum Jahr 2020. Wir sind bereit, noch weiter zu gehen und sie im Rahmen einer ehrgeizigen Vereinbarung von Kopenhagen um 30 Prozent zu senken. Wir sind bereit, mit anderen unsere Erfahrungen, zum Beispiel beim Emissionshandel, auszutauschen. Wir wollen auf die Einrichtung eines OECD-weiten Emissionshandelssystems bis zum Jahr 2015 hinwirken. Wir wollen auch zu Reform und Ausbau des Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung beitragen und somit neue Investitionen und neue Technologien für die ärmsten Menschen auf der Erde ermöglichen.

Wir sind entschlossen, Europas Vorreiterrolle zu untermauern, indem wir in Kopenhagen auf eine Vereinbarung hinwirken, auf die wir alle stolz sein können. Es gibt keine Alternative. Wenn wir jetzt versagen, brechen wir das Versprechen, das alle Eltern ihren Kindern geben, nämlich, dass sie ihnen eine bessere Welt hinterlassen. Lassen Sie uns in L'Aquila dafür sorgen, dass der Klimawandel zu einer weltweiten Chance wird.