Die offizielle amerikanische Pressemappe würdigt den Gastgeber nur mit dürren Sätzen. Für Italiens Premier Silvio Berlusconi kommt es knüppeldick.

Rom/Hamburg. Die Journalisten vor Ort sprechen bereits von einem „Skandal“. Das werde dem „Cavaliere“ gar nicht schmecken, was er da in der offiziellen US-Pressemappe lesen muss, unkten sie. Silvio Berlusconi, Italiens Premier und Gastgeber des G8-Gipfels wird in den Unterlagen, die Präsident Barack Obamas Team zur Verfügung stellte, reichlich knapp abgeurteilt.

Berlusconi wird als „Italiener, Politiker, Unternehmer, Ministerpräsident“ beschrieben. Dann folgen Geburts- und Wahldaten. Mehr tischen die Amerikaner ihren Journalisten nicht auf. Dagegen wird etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel ausführlich auf eineinhalb Seiten gewürdigt. Der Ministerpräsident der Türkei, Recep Tayyip Erdogan sogar auf zweieinhalb Seiten.



Beim vergangenen G8-Gipfel in Japan wurde Berlusconi als Vertreter eines Landes dargestellt, „das bekannt ist für Korruption und Lasterhaftigkeit“. Der Regierungschef werde von vielen in seinem Land gehasst und als „politischer Dilettant“ angesehen. 2008 entschuldigte sich das Weiße Haus dafür.


Und nun wieder diese Panne? Dabei wollte sich Berlusconi in L’Aquila im Scheinwerferlicht sonnen. Die Skandalgeschichten in Italien sollten für ein paar Tage ruhen. Allerdings: Im Damenprogramm des Gipfels fehlt die Gastgeberin. Berlusconis Frau hat wegen seines Faibles für junge Damen die Scheidung eingereicht. Er hatte die Geburtstagsfeier eines 18-jährigen Models besucht. Drei junge Frauen, darunter auch ein Luxus-Callgirl, haben berichtet, dass sie in den Residenzen des Ministerpräsidenten Partys gefeiert hätten. Zwei wollen von einem Bekannten Berlusconis für ihr Erscheinen 1000 Euro bekommen haben.


Die Edel-Prostituierte Patrizia D’Addario will nach einer Party mit Berlusconi die Nacht verbracht, die anderen Damen wollen von ihm Schmuck bekommen haben. Berlusconi erklärte seinerseits, er kenne D’Addario nicht und habe noch nie für Sex bezahlt. Er wies die Skandalgeschichten als „Müll und Lüge“ zurück: „Die Italiener wollen mich so."