Heiligendamm. Es gibt Tagungsorte internationaler Konferenzen, die es in die Geschichtsbücher geschafft haben: Schengen-Abkommen, Kyoto-Protokoll oder Maastricht-Kriterien sind politische Begriffe, die bereits seit mehreren Jahren feststehende Begriffe sind. Und so eine Karriere wünscht sich die Bundesregierung auch für die Beschlüsse des G-8-Gipfels in Heiligendamm.

Das Treffen der Staats- und Regierungschefs aus den acht Industrienationen Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Russland, Kanada und den USA sowie dem EU-Kommissionspräsidenten in dem mecklenburgischen Seebad steht unter dem Motto "Wachstum und Verantwortung". Die Hauptthemen werden der Klimaschutz und die Hilfe für Afrika sein. Aber auch die klassischen Wirtschaftsthemen sollen wieder stärker in den Vordergrund rücken.

KLIMASCHUTZ Die deutsche G-8-Präsidentschaft strebt ein gemeinsames internationales Handeln für die Zeit nach Auslaufen des Kyoto-Protokolls 2012 an. Dafür sollen in Heiligendamm Weichen gestellt werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel will die G-8-Staaten und die Schwellenländer China, Indien, Brasilien, Mexiko und Südafrika, die am letzten Gipfeltag zu Gast sind, auf gemeinsame Ziele für das weitere Vorgehen einschwören.

Im Vorfeld gibt es jedoch ernsthafte Differenzen mit den USA, die noch ein eigenes Klimaschutz-Konzept vorgestellt haben. Deshalb wird Präsident George Bush bereits am Dienstagabend in Deutschland landen und am Mittwoch noch vor dem offiziellen Gipfelbeginn mit Kanzlerin Merkel zu einem Vier-Augen-Gespräch zusammentreffen. Die Klima-Abmachungen sollen in Heiligendamm auf keinen Fall scheitern, zumal auch China, Indien und Kanada sich gern hinter den Bedenken der Vereinigten Staaten verstecken.

AFRIKA Der Reformprozess in Afrika soll gestärkt und der Kampf gegen Aids vorangetrieben werden. Hilfsorganisationen fordern von den G-8-Staaten zudem eine Garantie für ihr vor zwei Jahren im schottischen Gleneagles gemachtes Versprechen, die Entwicklungshilfe bis 2010 zu verdoppeln. Das sind etwa 37 Milliarden Euro pro Jahr. Kanzlerin Merkel will bei ihren Kollegen auf eine Einhaltung dieser Zusagen pochen.

HEDGEFONDS Die Risiken der Kapitalmärkte für die weltwirtschaftliche Entwicklung sollen verringert werden. Dazu will Merkel mehr Transparenz bei den Hedgefonds schaffen und einen Verhaltenskodex für die Fonds auflegen. Wegen der skeptischen Haltung der USA und Großbritanniens ist in Heiligendamm aber nicht mit einem Durchbruch zu rechnen.

INVESTITIONEN Protektionistische Tendenzen sollen unterbunden und die Bedingungen für ausländische Investitionen in Industrie- und Schwellenländern angeglichen werden. Deutschland erwarte das gleiche Maß an Offenheit, das ausländische Investoren auf den heimischen Märkten hätten, so Merkel.

GEISTIGES EIGENTUM Der Schutz geistigen Eigentums soll ausgebaut werden. Insbesondere in Zusammenarbeit mit wichtigen Schwellenländern wie China soll der Kampf gegen Produktfälschung und Markenpiraterie vorangetrieben werden.

WTO Von dem Gipfel soll ein Zeichen für Fortschritte bei der laufenden Welthandelsrunde ausgehen. Dabei geht es um einen möglichst erfolgreichen Abschluss der Doha-Runde.

GLOBALISIERUNG Bei der Globalisierung sollen soziale und ökologische Standards nicht aus den Augen verloren werden. Auch dazu soll ein Dialog mit den Schwellenländern geführt werden. Nach Meinung der Bundeskanzlerin gibt es ohne soziale und auch ökologische Mindeststandards keinen fairen Wettbewerb auf der Welt.