Der Klimaschutz ist vorangekommen, die Treffen der Mächtigen sollen erweitert werden. Bundeskanzlerin Angela Merkel glaubt: „Die Welt wächst ein Stück zusammen.“ Zum nächsten G20-Gipfel jettet Merkel einen Tag vor der Bundestagswahl.

L'Aquila. Die Klima-Kanzlerin fand’s prima: Der G8-Gipfel in Italien hat nach Einschätzung von Angela Merkel (CDU) deutliche Fortschritte auf dem Weg zu einem neuen Klimaschutz-Protokoll gebracht. Für die Uno-Weltklimakonferenz in Kopenhagen im Dezember seien wichtige Weichen gestellt. Doch es bleibe ein „Riesenstück Arbeit“. Wichtig sei, dass sich alle Teilnehmer verpflichtet haben, einen Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur um mehr als zwei Grad Celsius zu verhindern. „Allerdings: Die Zeit drängt. 150 Tage – das ist durchaus ein ambitionierter Zeitplan.“ In Kopenhagen soll ein Nachfolgeprotokoll von Kyoto erarbeitet werden.

Die Zukunft der G-8-Treffen stellte Merkel erneut in Frage und regte eine Neuordnung der globalen Entscheidungsrunden schon 2010 an. Die Kanzlerin hatte bereits vor dem Gipfel gefordert, die G20 zum maßgeblichen Entscheidungsgremium zu machen. Dazu zählen neben den G8-Staaten auch die Schwellenländer wie Indien, China und Brasilien. Merkel sagte: „Die Welt wächst ein Stück zusammen, auch in der Art wie die politischen Akteure zusammenarbeiten.“

Den nächsten G8-Gipfel wird es trotzdem geben. Gastgeber Kanada trifft bereits jetzt Vorbereitungen in der als Ferienziel beliebten Gemeinde Muskoka in der Provinz Ontario. Auch die Globalisierungskritiker haben sich bereits darauf eingestellt.

Den chinesischen Vorschlag zur Einführung einer künstlichen Leitwährung anstelle des Dollars wies Merkel zurück. Der Vorstoß sei „nicht von praktischer Relevanz“. Zu dem Vorschlag des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy zur Neuordnung des Weltwährungssystems sagte Merkel: Der Euro-Raum entfalte seine Wirkung, und die Währungen dürften „nicht gegeneinander arbeiten“.

Beim G20-Weltfinanzgipfel am 25. und 26. September wird Merkel trotz der Bundestagswahl einen tag später dabei sein – oder gerade deswegen. Denn Gipfelbilder signalisieren den heimischen Wählern: Die Kanzlerin ist weltweit für Deutschland unterwegs. Zum Streit über das iranische Atomprogramm sagte Merkel, sie setze weiter auf Verhandlungen mit der Regierung in Teheran. „Sie wissen, dass ich seit Jahr und Tag auf eine diplomatische Lösung in der Iran-Frage setze. Und das eint uns auch hier in diesem G8-Format“, sagte Merkel. Sollte der Iran jedoch die nun gesetzte Frist bis September verstreichen lassen, müsse die Staatengemeinschaft über Sanktionen nachdenken.

Trotz der Wirtschafts- und Finanzkrise wollen die großen Industrienationen die Entwicklungshilfe für die armen Länder der Welt nicht kürzen. Merkel sagte, die G8-Nationen USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien, Japan, Deutschland und Russland seien ganz wesentlich für die gegenwärtige Krise verantwortlich. Daraus müssten Lehren gezogen und die Finanzarchitektur der Welt neu gestaltet werden.