Die UNO lässt das Programm “Öl für Lebensmittel“ im Irak wieder anlaufen.

Berlin/Basra/New York. "Lasst die Kinder nicht allein" - mit diesem eindringlichen Appell hat sich die Bundespräsidenten-Gattin Christina Rau als Unicef-Botschafterin am Freitag an die 8000 freiwilligen Helfer der UNO-Organisation gerichtet. "Die irakischen Kinder brauchen jetzt unseren Schutz und unsere Hilfe", sagte sie. In dem Land, in dem jeder Zweite unter 18 Jahre alt ist, leiden Kinder und Jugendliche besonders unter dem Krieg. So hat der UNO-Sicherheitsrat am Freitag einstimmig eine Resolution verabschiedet, um das Programm "Öl für Lebensmittel" wieder aufzunehmen. Es soll die humanitäre Soforthilfe zunächst für 45 Tage sichern. 60 Prozent der 26 Millionen Iraker sind auf Lebensmittel aus dem UNO-Hilfsprogramm angewiesen. Das "Öl für Lebensmittel"-Programm war kurz vor Kriegsbeginn ausgesetzt worden. Es gestattete dem Irak seit 1995 trotz eines Embargos Öl zu exportieren und dafür vor allem Lebensmittel und Medikamente einzukaufen. Das Geld wurde von der UNO verwaltet. Die UNO hatte mehr als 300 Helfer abgezogen, die die Verteilung der Güter überwacht hatten. Seit Ausbruch des Krieges ist auch die irakische Ölförderung eingestellt. Bei den Beratungen des Sicherheitsrats ging es auch nicht um weitere Ölexporte. Stattdessen sollen bereits genehmigte Importe geliefert werden, sobald die Umstände es zulassen. Die Bundesregierung sprach von neun Milliarden Dollar, die noch zur Verfügung stehen. Bundeskanzler Gerhard Schröder lobte ausdrücklich die Resolution, die unter deutscher Federführung erarbeitet worden war. Bis zuletzt war um die Fomulierungen gerungen worden. Die USA wollten sich nicht als "Besatzungsmacht" bezeichnen lassen. Russland und Syrien hatten sich zunächst gegen eine Resolution gewandt, weil sie fürchteten, damit eine irakische Nachkriegsordnung unter US-Führung zu zementieren. Zusätzlich rief die UNO die Mitgliedsstaaten eindringlich auf, mindestens 2,1 Milliarden Dollar an Irak-Hilfen zur Verfügung zu stellen. Der Fonds sei nötig, um eine schwere humanitäre Krise im Zuge des Krieges zu verhindern, sagte die stellvertretende UNO-Generalsekretärin Louise Frechette. Die Lage könnte sich in den nächsten Tagen und Wochen weiter zuspitzen. In der Vergangenheit waren bei Spendenaufrufen der UNO die EU, Japan und Kanada unter den größten Geldgebern. Sie könnten sich jetzt aus Verärgerung über den militärischen Alleingang der USA und Großbritanniens zurückhalten. Sorgen macht den deutschen Hilfsorganisationen weiterhin die geringe Spendenbereitschaft der Deutschen, obwohl sie sich nach einer Forsa-Umfrage 59 Prozent der Deutschen zu Spenden bereit erklärten. (Unicef, Stichwort "Irak", Sozialbank Köln BLZ 370 205 00, Konto 300 000)