UNO-Chefinspektor: “Uns wurde die Tür vor der Nase zugeschlagen“

Köln. Die UNO-Waffeninspektoren sind bereit, nach Ende des Golfkriegs ihre Arbeit im Irak wieder aufzunehmen. Dies sagte UNO-Chefkontrolleur Hans Blix in der ARD. Blix beklagte erneut, dass seinem Team vor Kriegsbeginn zu wenig Zeit für seine Tätigkeit zur Entwaffnung des Irak gegeben worden sei. Zugleich nannte er es unwahrscheinlich, dass die Staatsführung um Saddam Hussein während des Krieges Chemiewaffen einsetzen werde. "Ich kann auch nur Vermutungen anstellen", sagte Blix, "aber meine Meinung ist, dass er sie nicht einsetzen wird, selbst wenn er sie hat." Es gebe so viele Zweifler an diesem Krieg in der Welt. Aber bei einem Einsatz von Chemiewaffen durch die irakische Führung würde die Sympathie umschlagen, und viele Menschen würden sagen, der Krieg sei doch gerechtfertigt, sagte der UNO-Chefinspektor. Blix betonte, die Waffenkontrolleure seien nach dem Krieg bereit, weiter für Aufklärung zu sorgen. "Die Amerikaner und Briten könnten an einer unabhängigen Überprüfung interessiert sein", sagte er. "Aber natürlich würden wir unsere Aufträge vom Sicherheitsrat entgegen nehmen. Wir selbst sind interessiert daran, ob der Kriegsgrund - die Annahme, dass dort Massenvernichtungswaffen seien - gerechtfertigt war oder nicht." Blix erklärte, die UNO-Waffeninspektoren hätten nie behauptet, dass der Irak Massenvernichtungswaffen tatsächlich besitze. "Wir schlossen die Möglichkeit nicht aus . . .", sagte er. Er hoffe, dass man bald die Wahrheit erfahre. Blix bekräftigte, aus seiner Sicht wären ein paar Monate mehr Zeit für die Kontrollen nützlich gewesen. "Ob wir dann die Wahrheit gefunden hätten, weiß ich nicht. Aber dreieinhalb Monate war ein wenig kurz", sagte er und fügte hinzu: "Es hätte eine Chance gegeben, das Problem friedlich zu lösen." Im österreichischen Nachrichtenmagazin "News" wurde Blix noch deutlicher. Den Inspektoren sei "die Tür vor der Nase zugeschlagen" worden. Die Zusammenarbeit mit den USA sei problematisch gewesen, so Blix weiter. Washington habe auf ganz bestimmte Ergebnisse der Waffenkontrollen gehofft, und wenn die Inspektoren diese nicht geliefert hätten, hätten die USA stets mit Kritik reagiert.