SYRIEN/LIBANON In der Präsidialrepublik Syrien fürchtet man, eine Umwälzung im Irak könnte auch die eigenen Machtstrukturen ins Wanken bringen. Präsident Baschar el Assad hat sich klar gegen die USA gestellt und fordert, ganz im Sinne seines Volkes, energisch den Rückzug der Alliierten. Er prophezeite, die arabische Bevökerung werde sich gegen eine Besetzung des Iraks auflehnen. Westliche Diplomaten vermuten, die syrische Regierung wolle zusammen mit Iran und Funktionären der Baath-Partei ein nationalistisch-arabisches Regime in Irak installieren. Im Libanon, der stark von Syrien abhängig ist, hält man sich an die Linie, die von Damaskus vorgegeben wird. In Damaskus demonstrierten rund 500 000 Menschen gegen den Krieg, in Beirut mehr als 50 000 Menschen. JORDANIEN König Abdallah und seine Regierung versuchen den schwierigen Spagat zwischen Volk und prowestlichem Kurs. Denn die rund fünf Millionen Jordanier, von denen 60 Prozent palästinensischer Abstammung sind, fühlen sich mit ihren irakischen Nachbarn verbunden. Doch das Land ist finanziell von den Hilfen der USA abhängig. Gleichzeitig ist der Irak der größte Öl-Lieferant. Auch leben viele irakische Gastarbeiter in Jordanien. Die Regierung, der sogar ein Sturz drohen könnte, duldet Demonstrationen - in der Hoffnung, so den Volkszorn zu zügeln. SAUDI-ARABIEN Auch hier herrscht Angst vor einem Umsturz. Das Land steht offiziell auf Seiten der Amerikaner. Allerdings stammen Osama bin Laden und immerhin 15 der 19 Terroristen des 11. September 2001 aus Saudi-Arabien. Auch Teile der Regierung und der Bevölkerung sollen mit der Terrororganisation Al Kaida sympathisieren. ÄGYPTEN Ägyptens Präsident Mubarak ist zwar ein erbitterter Feind Saddam Husseins, aber auch er wandte sich gegen den Irak-Krieg seiner amerikanischen Freunde. Die ägyptischen Sicherheitskräfte können nur gewaltsam die anti-amerikanischen Proteste der Ägypter unter Kontrolle halten. Mubaraks Regierung, die zwar eine pro-westliche Öffnung anstrebt, aber auch arabische Interessen vertreten will, kann den Einmarsch in ein arabisches Land nicht einfach hinnehmen. Andernfalls droht auch ihr ein Sturz. KUWAIT Das Emirat ist pro-westlich eingestellt. Kuwait hat sich als einziges Land nicht der Resolution der Arabischen Liga angeschlossen, die einen Abzug der Alliierten fordert. Kuwait, das die USA im ersten Golfkrieg von Saddams Truppen befreit hatten, ist wichtige Basis für US-Truppen- was nicht von allen Kuwaitis als positiv empfunden wird. KATAR/BAHREIN Das Emirat Katar spielt für die USA im jetzigen Irak-Krieg eine wichtige Rolle: Dort befindet sich die US-Kommandozentrale für den Golf. Doch gibt es Berichte, wonach der Innenminister des Emirats das Terroristennetzwerk Al Kaida untersützt. Das Emirat Bahrein ist den USA freundlich gesonnen. Doch auch hier ist die Bevölkerung gegen die Regierung und den Krieg. PALÄSTINA Vielerorts in den Palästinensergebieten ist Saddam Hussein beliebter als Jassir Arafat. Denn der Diktator ist Hauptfinanzier der palästinensischen Revolte. Den größten Teil des Geldsegens erhält die Widerstandsorganisation Hamas. Doch auf die Straße gehen - im Gegensatz zum ersten Golfkrieg - nur noch wenige für Saddam. LIBYEN Der libysche Präsident Muammar el-Gaddafi hat sich klar gegen den Krieg ausgesprochen und vertritt damit die Meinung seines Volkes, das seiner Wut in Demonstrationen Luft macht. Doch versucht Libyen seit geraumer Zeit, die Beziehungen zum Westen zu kitten. Auch ist das Land nicht mehr im Visier der USA in ihrem Anti-Terror-Kampf. JEMEN/OMAN Beide Länder haben sich gegen den Krieg ausgesprochen, nehmen aber keine profilierte Rolle ein. Im Jemen gab es eine große Demonstration mit 100 000 Kriegsgegnern. Deshalb zeigen beide Regierungen ihre pro-westliche Haltung nicht allzu plakativ. Im Jemen fanden die USA Terroristen. VEREINIGTE ARABISCHE EMIRATE Deren Führung hat sich eindeutig gegen einen Krieg ausgesprochen und Saddam Hussein sogar Exil angeboten. Auch fordert die dortige Regierung schon seit langem eine Aufhebung der UNO-Sanktionen gegen den Irak; sie gehört damit zu den aktiveren arabischen Staaten. Doch die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) sind, wie die meisten arabischen Staaten, auch von den USA abhängig. SOMALIA/SUDAN/ ALGERIEN/TUNESIEN/ MAROKKO/MAURETANIEN/DSCHIBUTI/KOMOREN Die arabischen Länder des afrikanischen Kontinents solidarisieren sich mit dem irakischen Volk, nicht aber mit Saddam Hussein. Trotz ihrer ablehnenden Haltung zum Krieg wollen sie keine offene Konfrontation mit den USA, nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen. Doch müssen die Regierungen Rücksicht auf die Bevölkerung nehmen.