Richard Perle, Rumsfeld enger Berater,geht nach Vorwürfen wegen 725 000-Dollar-Geschäft.

Washington. Der Vorsitzende des einflussreichen Politikausschusses im US-Verteidigungsministerium, Richard Perle, ist zurückgetreten. Als Grund nannte er Vorwürfe über eine unzulässige Verquickung seines politischen Einflusses mit wirtschaftlichen Interessen. Diese seien zwar falsch, schrieb der 61-Jährige in seinem vom Pentagon veröffentlichten Rücktrittsschreiben. Da er die Anschuldigungen aber nicht "schnell und einfach" zurückweisen könne, trete er zurück, um auch nicht einen Augenblick lang durch Kleben am Amt von den Kriegsanstrengungen abzulenken. In der zeitweise scharfen Auseinandersetzung zwischen den USA, Deutschland und Frankreich im Irak-Konflikt hatte Perle im vergangenen Oktober den Rücktritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder empfohlen, um wieder eine Verbesserung im deutsch-amerikanischen Verhältnis herbeizuführen. Dem französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac warf er Anfang des Monats Verrat und Wortbruch vor. Die französische Irak-Politik sei offenbar in Chiracs "persönlicher Beziehung mit Saddam Hussein" begründet, den er als Freund bezeichnet habe. Als Chefberater des US-Verteidigungsministeriums war Perle auch Vordenker für das Weiße Haus. Als zentrale Figur in den Reihen der Neokonservativen predigte er eine harte Linie gegen Saddam Hussein, und nicht wenige in den USA gehen davon aus, dass die US-Behörden Perle dabei bisher aufs Wort folgten. Als ein Wortführer der Falken wird er vermutlich auch nach seinem Rücktritt als Pentagon-Berater in der Öffentlichkeit kein Blatt vor den Mund nehmen. Verteidigungsminister Donald Rumsfeld würdigte Perle als wichtigen Berater und dankte ihm dafür, dass er dem Ausschuss weiter als einfaches Mitglied angehören werde. Rumsfeld sagte nichts zu dem Grund, warum Perle den Vorsitz abgab. In der von Perle angedeuteten Kontroverse geht es um einen Vertrag, den er mit dem bankrotten Telekommunikationsunternehmen Global Crossing hat. Perle würde demnach für seine Arbeit dort 725 000 Dollar erhalten - darunter 600 000 Dollar, wenn die US-Regierung dem Verkauf des Unternehmens an zwei asiatische Firmen zustimme, sagten Anwälte. Perle hat jedes Fehlverhalten zurückgewiesen. Er erklärte, er werde jedes Geld von der Firma für den Verkauf ablehnen und Zahlungen für seine frühere Arbeit den Familien von im Golfkrieg getöteten Amerikanern spenden. In den 80er-Jahren war Perle stellvertretender Verteidigungsminister in der Regierung von Präsident Ronald Reagan. Er übernahm den Beraterposten für die jetzige Regierung kurz nach Rumsfelds Amtsantritt als Pentagon-Chef. In der Reagan-Regierung hatte sich Perle vehement gegen Abrüstungsabkommen mit der Sowjetunion ausgesprochen. Das brachte ihm damals den Beinamen "Fürst der Dunkelheit" ein. Unter Präsident George W. Bush trat Perle auch als eine der Hauptfiguren der konservativen Denkfabrik "American Enterprise Institute" (AEI) in Erscheinung.