Verhandelt Gaddafi bereits über seinen Gang ins Exil? USA fliegen von Sonntag an keine Kampfeinsätze mehr. Gaddafi spricht von Kreuzzug des Westens.

Triipolis/Hamburg. Ist diese Auseinandersetzung für die Rebellen in Libyen militärisch überhaupt noch zu gewinnen? Am Freitag sah es nicht so aus. Die Truppen von Machthaber Muammar al-Gaddafi haben weiter die Oberhand über die Rebellen. Nach kirchlichen Angaben aus Libyen wurden bei den Luftangriffen wieder Zivilisten getötet. Weitere Gaddafi-Vertraute haben das Land Richtung Tunesien verlassen. Die Lage für die Flüchtlinge bleibt angespannt.

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15.25 Uhr: Für das von ihnen kontrollierte Öl wird die libysche Opposition nach eigenem Bekunden vom Golfemirat Katar Geld für den Kauf von Waffen erhalten. Katar habe zugestimmt, das derzeit in Depots im Südosten Libyens lagernde Öl zu vermarkten, sagte Ali Tarhuni. Tarhuni ist beim Nationalen Übergangsrat der Opposition für die Finanzen zuständig. Er sagte nicht, wann der Vertrag unterzeichnet wurde und wann die Öllieferungen beginnen sollen. Ein Stolperstein in den Verhandlungen sei die Frage, wie das Öl aus dem Land transportiert wird.

14.08 Uhr: Die libyschen Rebellen haben ihre Bedingungen für einen Waffenstillstand genannt. Die Soldaten von Staatschef Gaddafi müssten sich aus allen Städten zurückziehen und friedliche Proteste zulassen, erklärte ein Oppositionsführer, Mustafa Abdul Dschalil, auf einer Pressekonferenz mit dem Uno-Sondergesandten Abdelilah al-Chatib in Bengasi. Abdul Dschalil erklärte weiter, dem libyschen Volk müsse die Möglichkeit gegeben werden, über sein Schicksal selbst zu entscheiden. Dann werde die Welt sehen, dass es die Freiheit wähle.

13.53 Uhr: Vor der Gewalt in Libyen sind nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration inzwischen mehr als 400.000 Menschen geflohen . Die meisten von ihnen seien nach Tunesien und Ägypten gelangt, hieß es in Genf. Innerhalb des Bürgerkriegslandes steckten weitere Zehntausende fluchtbereite Menschen fest. Allein in der Stadt Sabha im Zentrum Libyens warteten 34.000 verzweifelte Menschen auf ihre Ausreise. Sie hätten keine Transportmöglichkeiten, um sich außer Landes zu bringen, erklärte die Organisation für Migration. Zudem fehle es ihnen an Lebensmitteln und Wasser.

13.21 Uhr: Durch Luftschläge der Nato in Libyen sind offenbar weitere Zivilisten ums Leben gekommen . In der Nacht zu Freitag seien in Sirte acht Frauen und Kinder getötet worden, sagte Bischof Giovanni Martinelli in Tripolis dem italienischen Pressedienst SIR. Zudem seien den Bombardements 40 Armeeangehörige zum Opfer gefallen. Der Apostolische Vikar berief sich auf Krankenhausangaben. Der Bischof forderte einen umgehenden Waffenstillstand . Eine „chirurgische Kriegsführung“ ohne zivile Opfer sei „unmöglich“, sagte er. In Sirte seien die Militärstützpunkte über das ganze Stadtgebiet verteilt.

13.07 Uhr: Der sizilianische Bischof Domenico Mogavero hat eine Vermittlung des Vatikan im Libyenkonflikt vorgeschlagen. Da Gaddafi politisch völlig isoliert sei und die Luftschläge ihn offenbar nicht zum Einlenken bewegten, wäre eine überparteiliche Instanz wie der Heilige Stuhl gefragt, sagte er im italienischen Fernsehen RAI.

13.01 Uhr: Das schwedische Parlament hat mit großer Mehrheit die Entsendung von acht Kampfjets für den Nato-geführten Einsatz in Libyen bewilligt. Der Reichstag stimmte mit 240 gegen 18 Stimmen für die Libyen-Mission, fünf Abgeordnete enthielten sich. Es ist der erste Auslandseinsatz der schwedischen Luftwaffe seit 48 Jahren . Die Kampfjets dürfen sich jedoch nur an der Überwachung der Flugverbotszone beteiligen und nicht zu Angriffen auf Ziele am Boden eingesetzt werden. Dies hatte die linke Opposition zur Bedingung für die Zustimmung zu dem Einsatz gemacht.

12.52 Uhr: Im libyschen Bürgerkrieg stehen sich Rebellen und regimetreue Truppen von Gaddafi in einem Patt gegenüber. Den Rebellen am Rande der Stadt Adschdabija gelang es bislang nicht, die Gaddafi-Truppen zurückzudrängen, wie ein BBC-Reporter aus der Region berichtete. Am Donnerstag war bereits der Vorstoß gescheitert, den am Mittwoch verlorenen Ölhafen Brega zurückzuerobern. Nach Einschätzung der US-Regierung sind die Gaddafi-Truppen den Rebellen trotz des internationalen Militäreinsatzes klar überlegen. Dennoch desertieren immer mehr politische Gefolgsleute von Gaddafi. Das Heer Gaddafis sei gemessen an der Truppenstärke und Ausrüstung ungefähr zehnmal so schlagkräftig wie die Aufständischen, sagte US-Generalstabschef Mike Mullen vor dem Streitkräfte-Ausschuss des Abgeordnetenhauses. Gaddafi würde „so viele (Menschen) töten, wie er müsse, um die Rebellion niederzuschlagen“.

10.14 Uhr: Ein Gaddafi-Gesandter hat nach Informationen der BBC in London mit Vertretern der britischen Regierung verhandelt. Mohammed Ismail, ein Vertrauter von Gaddafi-Sohn Saif al-Islam, sei inzwischen wieder nach Tripolis zurückgekehrt, berichtete der Sender. Bei den Gesprächen sei es möglicherweise um ein Ausstiegsszenario für Gaddafi gegangen. Das britische Außenministerium erklärte anschließend, die Regierung liefere nicht ständig Kommentare über ihre Kontakte zu libyschen Offiziellen ab. Allen Kontaktleuten werde aber unmissverständlich mitgeteilt, dass Gaddafi gehen müsse.

10.02 Uhr: Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat eine politische Lösung des Libyen-Konflikts angemahnt. Der politische Prozess müsse auf den Weg gebracht werden, forderte der FDP-Chef während seines China-Besuches in Peking. Voraussetzung sei, dass Machthaber Gaddafi einem Waffenstillstand zustimme. Westerwelle bekräftigte, eine militärische Lösung könne es nicht geben.

9.22 Uhr: Gaddafi soll allen Regierungsmitgliedern und hochrangigen Beamten verboten haben, das Land zu verlassen. Das berichtete die Zeitung „Al-Sharq al-Awsat“ unter Berufung auf „offizielle Quellen in Tripolis“. Nach Informationen der arabischen Tageszeitung wollen sich außer dem nach Großbritannien geflohenen Außenminister Mussa Kussa noch weitere ranghohe Funktionäre absetzen, darunter der Parlamentspräsident und Ministerpräsident Al-Baghdadi Al-Mahmudi. Aus Tunis hieß es, eine größere Delegation libyscher Regierungsbeamter sei bereits vor zwei Wochen in Tunesien angekommen. Es sei jedoch nicht klar, wo sich diese aktuell aufhielten.

8.58 Uhr: Die USA fliegen ab Sonntag keine Kampfeinsätze in Libyen mehr. Das kündigte US-Generalstabschef Admiral Mike Mullen vor dem Kongress in Washington an. Die USA wollten sich danach auf eine rein unterstützende Rolle beschränken und nur auf Bitten der Nato-Führung wieder Angriffe in Libyen auf Einheiten von Machthaber Gaddafi fliegen. Dies müssten ansonsten Frankreich, Großbritannien und andere Nato-Mitglieder übernehmen, erklärte Mullen. Die Entscheidung der Regierung von Präsident Barack Obama stieß im Kongress umgehend auf Kritik.

8.17 Uhr: Der chinesische Außenminister Jang Jiechi hat sich besorgt über die internationalen Militäraktionen in Libyen geäußert. Die ursprüngliche Intention der Libyen-Resolution im Weltsicherheitsrat sei ein Ende der Gewalt und der Schutz von Zivilisten gewesen, sagte Yang nach einem Gespräch mit Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) in Peking. Jetzt höre man aber täglich Berichte über verletzte und getötete Zivilisten. Es sehe so aus, als führe der Militäreinsatz zur Eskalation.

7.08 Uhr: Der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi mag nicht mehr hören, dass ihn alle Welt immer wieder zum Rücktritt auffordert. Er forderte seinerseits den Rücktritt der Staatschef aller Länder , die sich an der militärischen Allianz zum Schutz der libyschen Zivilbevölkerung beteiligen. Gaddafi sagte der staatlichen Nachrichtenagentur Jana, die Luftangriffe in Libyen seien eine Neuauflage der Kreuzzüge, „ein Kampf zwischen Muslimen und Christen“ auf beiden Seiten des Mittelmeeres. Dass sich inzwischen auch Staaten mit muslimischer Bevölkerungsmehrheit der Allianz angeschlossen haben, verschwieg er.

6.36 Uhr: Großbritannien hat einem Zeitungsbericht zufolge Gespräche mit einem ranghohen libyschen Vertreter über eine mögliche Exil-Strategie für Gaddafi geführt. Wie die Zeitung „Guardian“ berichtet, handelte es sich bei dem libyschen Gesandten um den Berater von Gaddafis Sohn Seif al-Islam, Mohammed Ismail. Das britische Außenamt wollte zu dem Zeitungsbericht nichts sagen. Das Blatt berichtete unter Berufung auf eine Quelle im Ministerium, dass es in den vergangenen zwei Wochen mehrere Treffen zwischen Vertretern beider Länder gegeben habe.

6.29 Uhr: Die USA sollten nach Auffassung von Verteidigungsminister Robert Gates ihre Beziehungen zu den Aufständischen in Libyen vorerst nicht weiter ausbauen . Er sei zum gegenwärtigen Zeitpunkt gegen die Ausbildung und Bewaffnung der Rebellen, sagte Gates vor dem US-Kongress. Bislang lägen noch zu wenig Informationen über die Aufständischen und ihre Ziele vor. „Die nächste Frage wird sein, welche Unterstützung wir der Opposition abseits von Waffenlieferungen anbieten können“, sagte Gates. Sollten sich andere Staaten für die Bewaffnung der Rebellen entscheiden, müssten sie diesen Schritt selbst gehen, sagte der US-Verteidigungsminister.

6.22 Uhr: Die Vereinten Nationen zeigen sich besorgt über die humanitäre Lage in Libyen. Uno-Flüchtlingskommissar António Guterres bezeichnete die Lage in dem nordafrikanischen Land während eines Besuchs in der ägyptischen Hauptstadt Kairo als „dramatisch“. Rund 400.000 Menschen seien vor den Kämpfen nach Tunesien oder Ägypten geflohen. Zudem gebe es viele Menschen, die in Libyen auf der Flucht seien. Die Binnen-Flüchtlinge seien zwischen den Linien der Regierungstruppen und der Rebellen in einer „verzweifelten Lage“, sagte Guterres. Es sei „absolut notwendig“, dass die humanitäre Hilfe diese Menschen unverzüglich erreiche.

6.15 Uhr: Mehrere Personen aus dem engen Umfeld Gaddafis sind einem Fernsehbericht zufolge nach Tunesien geflüchtet . Al-Dschasira berichtete unter Berufung auf ungenannte Quellen, dass etwa der Chef des Auslandsgeheimdienstes und ein hochrangiger Diplomat das Land verlassen hätten. Der Chef der nationalen Ölgesellschaft, Schokri Ghanem, der ebenfalls genannt wurde, dementierte jedoch, Libyen verlassen zu haben. „Das ist falsch“, sagte er.

Donnerstag, 31. März

23.40 Uhr: Die Truppen des libyschen Regimes haben nach US-Einschätzung trotz des internationalen Militäreinsatzes weiterhin deutlich die Oberhand gegenüber den Rebellen. Das Heer von Machthaber Muammar al-Gaddafi sei gemessen an der Truppenstärke und Ausrüstung ungefähr zehn Mal so schlagkräftig wie die Aufständischen, sagte US-Generalstabschef Mike Mullen am Donnerstag vor dem Streitkräfte-Ausschuss des Abgeordnetenhauses. Zudem agiere der Diktator skrupellos, warnte der amerikanische Top-Militär. Gaddafi würde "so viele (Menschen) töten, wie er müsse, um die Rebellion niederzuschlagen“.

20.10 Uhr: Das Libyen des Muammar al-Gaddafi bleibt weiter ohne Uno-Vertreter . Nachdem sich die Uno-Botschafter Ibrahim Dabbaschi und Abdurrahman Schalgam schon vor Wochen von seinem Regime losgesagt hatten, setzte sich jetzt auch ihr letzter designierter Nachfolger, der Diplomat Ali Abdussalem Treki , ins Nachbarland Ägypten ab. „Wir sollten unser Land nicht einem unbekannten Schicksal überlassen“, schrieb er in einer Erklärung, die auf Webseiten der libyschen Opposition veröffentlicht wurden. „Unsere Nation hat das Recht, in Freiheit, Demokratie und Wohlstand zu leben.“

19.23 Uhr: Die libyschen Rebellen haben sich über ihre Uno-Vertretung vom islamistischen Terroristen distanziert . „Wir sind dem gemäßigten Islam verpflichtet und weisen alle extremistischen Ideen zurück“, hieß es von der libyschen UN-Botschaft in New York. Die Gaddafi-Gegner fühlten sich „dem Kampf gegen den Terrorismus unter allen Umständen verpflichtet“.

18.18 Uhr: Der oberste afrikanische Gerichtshof für Menschenrechte hat Libyen zu einem Ende jeglicher tödlicher Gewalt aufgefordert . Außerdem muss Tripolis dem in Tansania ansässigen Gericht innerhalb der nächsten zwei Wochen Bericht erstatten. Das Vorgehen der libyschen Regierung sei eine „schwerwiegende und massive Verletzungen der von der Afrikanischen Charta der Menschenrechte und der Rechte der Völker garantierten Rechte“, erklärte die Afrikanische Kommission der Menschenrechte und der Rechte der Völker. Menschenrechtsorganisation begrüßten die bereits Ende vergangener Woche ergangene Entscheidung als einen positiven Schritt hin zum Schutz von Zivilisten in Libyen.

18.03 Uhr: Gates bestätigte im US-Kongress außerdem, dass die Regierung nur äußerst wenig über die libysche Opposition weiß . Vor dem Hintergrund der Debatte über mögliche Waffenlieferungen an die Rebellen räumte Gates auf harte Fragen insbesondere von Republikanern ein, dass „wir sehr wenige Erkenntnisse (über ihre Agenda) haben“. Der Pentagonchef bekräftigte, dass die US-Regierung noch nicht über etwaige Waffenlieferungen entschieden habe. Wenn es zu einer solchen Art der Unterstützung komme, dann gebe „es genügend andere Quellen als die USA“, sagte Gates. „Das ist etwas, was eine Menge anderer Staaten tun könnte."

17.51 Uhr: US-Verteidigungsminister Gates gibt keine Prognose zur Dauer des Militäreinsatzes ab. Das könne keiner sagen, erklärte er vor dem Streitkräfteausschuss des Abgeordnetenhauses. Der Minister äußerte sich auch nicht zu Berichten, nach denen sich Agenten des Geheimdienstes CIA bereits zur Unterstützung der Rebellen in Libyen aufhalten. Gates bekräftigte lediglich, dass die USA keine Bodentruppen nach Libyen schicken würden. Bisher wollten das die Rebellen auch gar nicht. Er könne sich auch keine Umstände vorstellen, unter denen sich Präsident Barack Obama zu einem solchen Schritt entschließen würde, sagte Gates.

17.20 Uhr: Die libysche Regierung hat den Rücktritt von Außenminister Mussa Kussa bestätigt . Der libysche Regierungssprecher Mussa Ibrahim sagte, Kussa habe persönliche Gründe gehabt, nun würden „andere Leute einspringen und den Job machen“.

17.12 Uhr: Zum besseren Schutz des bedrohten Roten Thunfischs will die EU den Fang vor der libyschen Küste sowie durch libysche Schiffe für die Dauer der Unruhen im Land verbieten. Die gegenwärtige Lage mache es unmöglich, genauestens die erlassenen Maßnahmen zur Erhaltung der Art zu überprüfen, sagte Fischereikommissarin Maria Damanaki. Die einst großen Bestände des Fisches vor den Küsten der Mittelmeeranrainer sind nicht zuletzt durch den wachsenden Hunger auf Sushi so stark dezimiert worden, dass er mittlerweile vom Aussterben bedroht ist.

16.48 Uhr: Nach der Flucht des Außenministers Mussa Kussa erwarten Kenner des libyschen Regimes, dass sich in den kommenden Tagen noch weitere führende Funktionäre des Regimes absetzen werden. Oppositionelle berichteten am Donnerstag, Gaddafi habe einen Wutanfall bekommen , nachdem er erfahren habe, dass sich Kussa via Tunesien nach London abgesetzt hat. Er habe dem Geheimdienstchef Abu Zeid Omar Durda den Auftrag erteilt, seinen einstigen Vertrauten in Großbritannien aufzuspüren und zu liquidieren. Arabische Medien berichteten wenige Stunden später, Durda selbst habe sich am Donnerstag ebenfalls nach Tunesien abgesetzt. Offiziell gab es dafür jedoch zunächst keine Bestätigung.

16.38 Uhr: Die Nato leitet eine Untersuchung zu den Berichten über zivile Opfer bei Luftschlägen der Militärallianz ein. Das sagte der Oberbefehlshaber des Nato-Einsatzes in Libyen, der Kanadier Charles Bouchard, in einer per Video übertragenen Pressekonferenz in Neapel. Ein katholischer Geistlicher in Tripolis hatte zuvor unter Berufung auf Augenzeugen berichtet, in mehreren Vierteln der Hauptstadt habe es Dutzende Tote gegeben.

16.03 Uhr: Gaddafi und seine Söhne halten sich nach Angaben der Regierung im Lande auf. Sie seien entschlossen, „bis zum Ende„ zu bleiben, sagte Regierungssprecher Mussa Ibrahim in Tripolis. Auf die Frage, ob Gaddafi und seine Söhne noch im Land seien, antwortete Ibrahim: „Gehen Sie davon aus, wir sind alle hier. Wir werden hier bleiben bis zum Ende . Dies ist unser Land. Wir sind stark an jeder Front.“

15.56 Uhr: Insgesamt 819 Menschen aus Afrika und Asien haben kirchlichen Angaben zufolge Anfang dieser Woche in Flüchtlingsbooten Malta erreicht . „Es sind noch mehr Flüchtlinge zu erwarten“, sagte der deutsche evangelische Auslandspfarrer in Malta, Wilfried Steen (66), dem epd in Valletta. Damit sei der Inselstaat nach Lampedusa wieder das erste Ziel von Menschen auf der Flucht vor Hunger, Armut und Bürgerkrieg in ihren Heimatländern. „Malta ist aus bestimmten Teilen Libyens das nächstgelegene Ziel“, erklärte der Auslandspfarrer. Es sei nun leichter überzufahren, da das Mittelmeer aufgrund des besseren Wetters ruhiger sei.

15.12 Uhr: Bei den Kämpfen in Libyen zwischen Aufständischen und Anhängern von Machthaber Gaddafi sind britischen Angaben zufolge etwa 1000 Menschen ums Leben gekommen . Das Außenministerium in London berief sich in einem Bericht zur Menschenrechtslage auf Kreise in dem nordafrikanischen Land. „Viele weitere wurden während der jüngsten Gewalt verletzt“, hieß es weiter. Der Aufstand gegen Gaddafi hat faktisch zu einer Spaltung des Landes geführt.

14.43 Uhr: Der Flüchtlingsstrom aus Nordafrika bringt Bewegung in die europäische Debatte um die Aufnahme und Verteilung von Flüchtlingen. „Wir prüfen die Möglichkeit, Flüchtlinge innerhalb der Europäischen Union überzusiedeln “, sagte ein Sprecher von EU-Innenkommissarin Cecilia Malmström. „Zweitens wird diskutiert, Wirtschaftsmigranten in ihre Länder zurückzuschicken.“ Während Flüchtlinge aus Libyen als Bürgerkriegsflüchtlinge gelten, werden zum Beispiel Migranten aus Tunesien als Wirtschaftsflüchtlinge betrachtet. Damit würde die EU einer Forderung Italiens nachkommen, das sich mit einem Flüchtlingsansturm aus Tunesien konfrontiert sieht und mehr Solidarität von den EU-Partnern fordert.

14.13 Uhr: Gut dreieinhalb Wochen nach seiner Festnahme in Ostlibyen ist der norwegische Journalist Ammar al-Hamdan wieder frei . Der 33-Jährige arbeitet für die norwegische Wochenzeitung „Ny Tid“ und als Kameramann für den arabischen TV-Sender al-Dschasira. Al-Hamdan sei in Tripolis auf freien Fuß gesetzt worden, teilte „Ny Tid“ mit. „Ny Tid“ bedankte sich für den Druck der Menschenrechtsorganisationen und der norwegischen Medien auf Libyen, um al-Hamdan freizubekommen.

13.51 Uhr: Die Liste der Länder, in denen Gaddafi ein komfortables Asyl finden könnte , ist heute deutlich kürzer als früher, als es noch keinen Internationalen Strafgerichtshof gab. Der gestürzte ugandische Diktator Idi Amin fand seinerzeit erst in Libyen und 1980 dann in Saudi-Arabien Zuflucht, wo er sich in einer eigenen Villa an Speis und Trank und weiblicher Gesellschaft erfreute. Ein so schönes Leben erwartet den libyschen Staatschef wohl nicht. Ausgerechnet Uganda erklärte sich als erstes Land öffentlich bereit, ihn aufzunehmen.

13.49 Uhr: Bei Luftangriffen der Alliierten auf Tripolis sind nach Angaben des Vatikans mindestens 40 Zivilisten getötet worden. „Die sogenannten humanitären Angriffe haben Dutzende zivile Opfer in einigen Vierteln von Tripolis getötet“, sagte Giovanni Innocenzo Martinelli, der Apostolische Vikar von Tripolis der der katholischen Nachrichtenagentur Fides. „Ich habe mehrere Augenzeugenberichte von vertrauenswürdigen Personen.“ Die Nato, die das Kommando über den Einsatz übernommen hat, erklärte, sie habe dafür keine Bestätigung. Vikar Martinelli sagte, im Stadtviertel Buslim in Tripolis sei ein ziviles Gebäude nach der Bombardierung eingestürzt. 40 Menschen seien dabei ums Leben gekommen. Ein Nato-Sprecher sagte in Brüssel, den Berichten werde nachgegangen.

12.59 Uhr: Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen hat Waffenlieferungen an die Rebellen erneut abgelehnt . „Wir sind dort, um das libysche Volk zu schützen, nicht um Leute zu bewaffnen“, sagte er bei einem Besuch in Schwedens Hauptstadt Stockholm. Die Nato übernahm am Donnerstag offiziell das Kommando über den internationalen Militäreinsatz in Libyen.

12.51 Uhr: Der nach Großbritannien ausgereiste Außenminister Mussa Kussa ist nach Angaben der britischen Regierung nicht vor einer strafrechtlichen Verfolgung gefeit. „Mussa Kussa wird keine Immunität vor der britischen oder der internationalen Justiz angeboten“, sagte der britische Außenminister William Hague. Kussa spreche derzeit „freiwillig“ mit britischen Beamten. Kussas Rücktritt zeige, dass die Führung um Gaddafi „gespalten, unter Druck und von innen am Zerbröckeln“ sei, sagte Hague. „Gaddafi muss sich jetzt fragen, wer ihn als nächstes verlässt“, sagte Hague.

12.36 Uhr: Die libyschen Aufständischen haben vergeblich versucht, die Küstenstadt Brega einzunehmen, aus der sie am Vortag von den Regimetruppen vertrieben worden waren. Der Vorstoß mit mehreren Dutzend Fahrzeugen geriet in heftiges Artilleriefeuer der Verbände von Gaddafi und musste abgebrochen werden, berichtete ein BBC-Reporter aus dem Kampfgebiet. Der Wagen, der die Attacke anführte, sei von einer Granate getroffen worden. Die Milizen der Regimegegner stünden nun unverändert etwa zehn Kilometer westlich der Stadt Adschdabija, sagte der Reporter. Der arabische Nachrichtensender al-Arabija hatte am frühen Morgen gemeldet, Aufständische seien wieder in Brega. Dabei könnte es sich um Kundschafter gehandelt haben, die vor Angriffen versuchen, das Terrain zu sondieren.

11.23 Uhr: Die Ankunft des früheren libyschen Außenministers Mussa Kussa in London hat bei den Hinterbliebenen der Opfer des Lockerbie-Anschlags Hoffnung geweckt. Sie wollen mehr Klarheit über die Hintergründe des Terroranschlags von 1988, bei dem 270 Menschen ums Leben gekommen waren. Kussa habe „im Zentrum des innersten Zirkels“ um Gaddafi gestanden und könne „alles aufklären“, sagte Jim Swire, dessen Tochter bei dem Flugzeugabsturz über Schottland getötet worden war, der Nachrichtenagentur PA. „Dies ist ein großer Tag für uns“, sagte Swire, der seit Jahren um die Aufklärung des Lockerbie-Anschlags kämpft und Kussa nach eigenen Angaben bereits in Libyen getroffen hat. „ Dieser Mann weiß alles . Er kann uns alles sagen, was das Gaddafi-Regime wusste.“ Der einzige Verurteilte in dem Fall, der Libyer Abdel Basset al-Megrahi, war wegen einer Krebserkrankung begnadigt worden und lebt derzeit wieder in Libyen.

11.09 Uhr: Die USA haben in Libyen CIA-Agenten im Einsatz , um die Rebellen gegen das Gaddafi-Regime zu unterstützen. Dies bestätigten Regierungskreise in Washington. Demnach führten militärische Analysen zu der Erkenntnis, dass die Rebellen ohne Unterstützung den Kampf gegen Gaddafi nicht gewinnen können. Die genaue Rolle der CIA in Libyen ist bislang unklar. Experten gehen davon aus, dass die Agenten entsandt wurden, um die Stärke und Ausrüstung der Rebellen zu überprüfen und Präsident Barack Obama Empfehlungen für eine bessere Bewaffnung zu geben. Ob und in welcher Form die USA die Rebellen mit Waffen ausstatten, hat das Weiße Haus noch nicht entschieden.

10.15 Uhr: Nach seiner Ankunft in Großbritannien ist der libysche Außenminister Mussa Kussa intensiv von den britischen Behörden befragt worden. Geheimdienstler erhoffen sich von dem bisherigen Vertrauten von Machthaber Muammar al-Gaddafi Insider-Informationen über die Lage in Libyen. Das berichtet die BBC.

9.50 Uhr: Angesichts der Luftangriffe der internationalen Streitkräfte haben die Gaddafi-Truppen offenbar ihre Taktik geändert. Immer häufiger verzichteten die Soldaten auf Panzer und schwere Geschütze und führen stattdessen in Kleinbussen und Geländewagen zur Front, hieß es aus US-Geheimdienstkreisen .

7.53 Uhr: Die libyschen Aufständischen sind in die Küstenstadt Brega zurückgekehrt, aus der sie von den Regierungstruppen vertrieben worden waren. Das meldete der Nachrichtensender al-Arabija. Oppositionelle erklärten, in der Oasen-Stadt Kufra im Süden Libyens seien etliche Offiziere der Chamies-Brigade zu den Aufständischen übergelaufen . Die Brigade, die zu den am besten ausgerüsteten Einheiten der libyschen Streitkräfte zählt, ist nach Chamies, einem Sohn von Staatschef Muammar al-Gaddafi, benannt. Chamies soll vor einigen Tagen getötet worden sein. Die Staatsführung bestreitet dies.

7.12 Uhr: Wenige Tage vor Beginn der Unruhen in Libyen hat der jüngste Sohn von Gaddafi noch eine Akademie der Luftwaffe im US-Bundesstaat Colorado besucht . Chamis al-Gaddafi sei bei einem Besuch am 7. Februar über das Gelände geführt worden und habe Hörsäle, Sportstätten und Wohngebäude besichtigt, teilte Akademiesprecher Oberstleutnant John Bryan mit. Er habe bei seinem Besuch keine Informationen erhalten, die den libyschen Streitkräften nutzen könnten. Nach seiner Rückkehr nach Libyen übernahm Chamis al-Gaddafi das Kommando über einen Teil der regierungstreuen Truppen.

5.09 Uhr: Angesichts der Kommandoübergabe an die Nato wollen sich die USA schrittweise aus dem Militäreinsatz in Libyen zurückziehen . Das Engagement der US-Streitkräfte bei den Luftangriffen auf die Truppen von Gaddafi werde spürbar reduziert, kündigte Nato-Kommandeur Admiral James Stavridis bei einer Anhörung vor dem US-Kongress an. Derzeit würde etwa die Hälfte der Luftangriffe von US-Piloten geflogen, sagte Stavridis. Der Militäreinsatz zur Durchsetzung der Flugverbotszone über Libyen hat die USA nach Angaben des Pentagon bislang 550 Millionen Dollar (391 Millionen Euro) gekostet.

4.45 Uhr: Bei einem Treffen mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy in Peking hat der chinesische Präsident Hu Jintao die Luftangriffe der internationalen Streitkräfte auf Libyen verurteilt. „Wenn die Militäroperation Unglück über unschuldige Menschen bringt und eine noch größere humanitäre Krise auslöst, steht das im Gegensatz zum ursprünglichen Ziel der Uno-Resolution“, sagte Hu. Der chinesische Präsident forderte einen sofortigen Waffenstillstand und zeigte sich besorgt über eine mögliche Teilung Libyens.

3.43 Uhr: Den europäischen Kleinstaaten wie Malta muss nach den Worten des CSU-Europaparlamentariers Manfred Weber bei Flüchtlingsströmen aus Libyen geholfen werden. „In Malta müssen wir jetzt ganz praktisch helfen, auch mit der Übernahme von Flüchtlingen“, sagte Weber der Nachrichtenagentur dpa in Brüssel. „Das ist auch im deutschen Interesse.“ Im Vordergrund stehe zunächst die finanzielle Hilfe über den europäischen Flüchtlingsfonds. Insbesondere den Kleinstaaten „ohne Hinterland“ müssten von den europäischen Partnern auf freiwilliger Basis Flüchtlinge abgenommen werden.

3.28 Uhr: Die letzten Getreuen fallen von Gaddafi ab: Nach seiner Flucht sagte Außenminister Mussa Kussa , er wolle dem Regime in Tripolis nicht länger dienen. Kussa, der am Mittwochmittag noch auf der tunesischen Ferieninsel Djerba mit französischen Regierungsbeamten verhandelt hatte, traf am Abend in Großbritannien ein. Er sei auf dem Flughafen Farnborough bei London gelandet, berichtete die BBC. Vor Kussa hatten schon andere Mitglieder der libyschen Führungsriege Gaddafi die Gefolgschaft verweigert. Ex-Justizminister Mustafa Abdul Dschalil schloss sich gleich nach den ersten blutigen Zusammenstößen den Aufständischen an und wurde Mitglied der Übergangsregierung in Bengasi. Auch einer der wichtigsten Ökonomen in Tripolis, Mahmud Dschibril, wechselte die Fronten und ist jetzt Ministerpräsident der Übergangsregierung.

3.12 Uhr: Nach einem Bericht der „New York Times“ unterstützt der US-Geheimdienst CIA die libyschen Rebellen seit Wochen mit verdeckten Aktionen. Die Spione kundschafteten mögliche Ziele für Luftschläge aus und versuchten, Kontakte zu den Aufständischen zu knüpfen. Nach Angaben britischer Regierungsbeamter arbeiteten „Dutzende“ Agenten des Geheimdienstes MI6 und Mitglieder von Spezialkommandos in Libyen. Sie versorgten die britischen Streitkräfte mit Informationen über Ziele für Luftschläge, Stellungen und Bewegungen von Gaddafis Militär.

2.22 Uhr: Neue Explosionen haben die libysche Hauptstadt Tripolis erschüttert. Kampfflugzeuge überflogen Tripolis, bevor im südöstliche Vorort Salaheddin Detonationen zu hören waren, wie ein Zeuge in der Stadt der Nachrichtenagentur AFP am Telefon sagte. Den Angaben zufolge galten die Angriffe einem Armeestützpunkt in dem Bereich. Die amtliche libysche Nachrichtenagentur Jana berichtete, dass in der Nacht ein ziviles Ziel von den Angreifern der internationalen Truppen bombardiert worden sei.

2.11 Uhr: Agenten des US-Auslandsgeheimdienstes CIA sind offenbar in Libyen im Einsatz. Nachdem die CIA-Vertretung in der Hauptstadt Tripolis nach Beginn der Unruhen schließen musste, habe der Geheimdienst in diesem Monat erneut Mitarbeiter in das nordafrikanische Land entsandt, sagte ein ehemaliger US-Geheimdienstmitarbeiter der Nachrichtenagentur AP. Die Agenten hätten beispielsweise bei der Rettung des Waffenleitoffiziers des in Libyen abgestürzten US-Kampfjets geholfen. Außerdem suchten die Geheimdienstmitarbeiter Kontakt zu den Aufständischen, sagte der Gewährsmann.

1.26 Uhr: Gaddafis Truppen haben offenbar ihre Militärtaktik geändert. Immer häufiger verzichteten die Soldaten auf Panzer und schwere Geschütze und würden stattdessen in Kleinbussen und Geländewagen zur Front fahren, hieß es aus US-Geheimdienstkreisen. Auch libysche Aufständische berichteten, dass regierungstreue Truppen vermehrt zivile Fahrzeuge benutzten. Diese Taktik erschwere Luftangriffe, da die Piloten der internationalen Streitkräfte nicht zwischen Aufständischen und Regierungstruppen unterscheiden könnten, sagte ein Vertreter der US-Geheimdienste, der namentlich nicht genannt werden wollte.

Mit Material von dpa, dapd, AFP und Reuters