Ministerpräsident Silvio Berlusconi will die Tausenden nordafrikanischen Flüchtlinge von der Insel Lampedusa verlegen.

Lampedusa. Das Flüchtlingsdrama vor der Küste Italiens auf Insel Lampedusa soll beendet werden. Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi versprach, dass innerhalb von "48 bis 60 Stunden Lampedusa nur noch von Einwohnern Lampedusas bewohnt sein wird" Die Bewohner der Insel Lampedusa reagierten mit Jubel und Applaus auf die Ankündigung, dass die Tausenden nordafrikanischen Flüchtlinge auf der Insel Lampedusa in andere Auffanglager in Italien gebracht werden sollen. In den vergangenen Wochen war die Zahl der Flüchtlinge drastisch gestiegen.

Am Morgen waren bereits zwei Schiffe, die die 6.000 Flüchtlinge in andere Lager transportieren sollten, angekommen. Wie ein Sprecher der Küstenwache sagte, wurden noch drei weitere im Laufe des Tages erwartet. Ab Mitternacht sollen die Flüchtlinge zum Festland gebracht werden. Berlusconi gab zudem bekannt, dass er ein Anwesen auf der Insel gekauft habe, das er während seines Besuches besichtigen wolle. Auch für diese Aussage erntete der Regierungschef Applaus.

Den 5000 Einwohnern von Lampedusa versprach der Ministerpräsident zudem Steuernachlässe. Auch stadtplanerische Maßnahmen seien geplant. Damit nicht genug: Berlusconi sagte, er wolle die Insel für den Friedensnobelpreis vorschlagen, berichtete die italienische Nachrichtenagentur ANSA.

Seit Beginn der Unruhen in Nordafrika waren 18.000 Flüchtlinge auf Lampedusa angekommen, 6.000 befinden sich immer noch auf der Insel. Die Flüchtlinge müssen teilweise im Freien schlafen, weil das Auffanglager für so viele Ankömmlinge nicht ausgerichtet ist. Laut Zeitungsangaben hätte zudem ein Drittel der Flüchtlinge hungern müssen, da es nur genug Essen für 4.000 Menschen gebe.

Die örtlichen Behörden hatten in den vergangenen Wochen wiederholt Hilfe aus Rom angefordert, weil sie mit dem gewaltigen Ansturm von Flüchtlingen aus Nordafrika nicht mehr fertig wurden. Bewohner der Insel demonstrierten am Hafen.

Die italienische Regierung bittet ihrerseits andere europäische Staaten um Hilfe. Außenminister Franco Frattini erklärte, das Thema sei Anfang der Woche in London bei dem Treffen anlässlich der Libyen-Krise diskutiert worden und forderte die EU zum Handeln auf. (abendblatt.de/dapd)