Muammar al-Gaddafi sprach im Interview mit RTL-Journalistin Antonia Rados. Er bestreitet, dass es zu Demonstrationen gegen ihn gekommen ist.

Tripolis. Libyens Machthaber Muammar al-Gaddafi scheint wenig beeindruckt von den Geschehnissen in seinem Land. Seiner Meinung nach habe es überhaupt keine Demonstrationen gegen ihn gegeben, die Unruhen seien "kleine Ereignisse“ gewesen. Das sagte Gaddafi in einem Interview mit der RTL-Korrespondentin Antonia Rados.

Auf die internationalen Proteste und die harsche Kritik seitens der USA und der EU angesprochen, entgegnete Gaddafi: "Was habe ich getan, um sie zu enttäuschen?“ Als ihn Antonia Rados daran erinnert, er habe friedliche Demonstranten niedergeschlagen, sagte Gaddafi: "Das sind Lügen.“

Gaddafi sagte in dem Interview außerdem, dass er dem Westen nicht mehr traue. "Wir trauen ihren Botschaftern nicht, die haben gegen uns konspiriert. Wir trauen nicht ihren Firmen.“ Als Konsequenz daraus kündigt er an: "Wir werden nun in Russland, Indien und China investieren. Unser Geld wird dort investiert werden. Unsere Ölaufträge gehen an russische, chinesische und indische Firmen. Der Westen ist zu vergessen!"

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Deutschland nahm Gaddafi ausdrücklich von seiner Kritik aus. "Die Deutschen haben uns gegenüber eine sehr gute Position eingenommen, ganz anders als viele wichtige Länder im Westen.“ Er könne sich deshalb vorstellen, dass Deutschland möglicherweise weiter Aufträge bekomme: "Die Deutschen haben eine verantwortliche Position eingenommen und die Deutschen sollten einen permanenten Sitz im UN-Sicherheitsrat haben, nicht Frankreich“, so Gaddafi.

Zu dem Interview, das in einem Zelt stattfand, kam Gaddafi in einem Golf-Cart vorgefahren. Antonia Rados sagte nach dem Treffen, dass der Libyer sehr selbstsicher gewesen sei: "Es gab keinerlei Anzeichen von Nervosität, vielmehr vermittelte er das Bild eines Machthabers, der fest im Sattel sitzt.“

Unterdessen spitzt sich die Lage in Libyen immer weiter zu . Das Militär erobert immer mehr Gebiete zurück, die Aufständischen haben kaum noch etwas entgegenzusetzen.

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Die Truppen des libyschen Machthabers Muammar el Gaddafi haben einen unmittelbar bevorstehenden Sturm auf die Rebellenhochburg Bengasi im Nordosten des Landes angekündigt. In einer am Dienstabend im Fernsehen veröffentlichten Erklärung an die Einwohner der zweitgrößten Stadt Libyens hieß es, es handele sich um eine "humanitären“ Einsatz. Aufgabe der Soldaten sei es, für die Sicherheit der Einwohner Bengasis zu sorgen, sie zu schützen sowie "Ruhe und Normalität“ wiederherzustellen. Gleichzeitig versicherte die Armee, es werde keine "Rache“ geben.

Bengasi liegt 160 Kilometer nördlich der seit zwei Tagen heftig umkämpften Stadt Adschabija. Den Rebellen ist es dort nach eigenen Angaben gelungen, den Vormarsch der Truppen Gaddafis zu stoppen. Die Stadt sei "nach wie vor in der Hand der Revolutionäre“, sagte ein Sprecher des von den Rebellen gebildeten Nationalrats in Bengasi. Adschabija ist der letzte Posten der Aufständischen vor Bengasi.

Die USA haben währenddessen weitere Sanktionen gegen die libysche Regierung verhängt. Das US-Finanzministerium teilte mit, jegliche Vermögenswerte von Außenminister Mussa Kussa würden eingefroren. Mit dieser Maßnahme sollten Getreue des libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi isoliert werden. Außerdem werden Geschäftsbeziehungen zu 16 libyschen Unternehmen im Banken- und Finanzwesen, im Ölsektor und in der Luftverkehrsbranche auf Eis gelegt. Die libysche Regierung geht nach wie vor gewaltsam gegen Regimegegner im Land vor. (dapd/AFP)