Ein Kommentar von Mark Hübner-Weinhold

Zwei Wochen ohne. Ohne Computer, ohne Internet, ohne Handy, überhaupt ohne Telefon. Keine Zeitung, kein Fernsehen, kein Radio. Nur Natur pur. Irgendwo im Zelt an einem glasklaren Fjord in Norwegen. In einem Chalet in der Provence. Oder in einer romantischen Villa in Ligurien. Wie klingt das für Sie? Nach Erholung pur? Oder können Sie sich ein Leben ohne digitale Kommunikationsgeräte und mediale Berieselung gar nicht mehr vorstellen? Ach so, Sie müssen erreichbar sein im Urlaub und regelmäßig Ihre E-Mails abrufen? Okay, so wichtig bin ich nicht.

Dafür habe ich es ausprobiert. Zwei Wochen abgeschaltet. Offline. Keine Nachrichten. Einfach mal nicht erreichbar sein. Und nicht wissen wollen, wer mit wem in Hamburg und Berlin was hat oder nicht kann. Keine amtsmüden Politiker, keine Sportergebnisse, Skandale, Terroranschläge und Naturkatastrophen.

Wissen Sie was? Es tat überhaupt nicht weh. Im Gegenteil: So entspannt wie in diesen Tagen war ich selten zuvor. Einfach nur im Hier und Jetzt die Natur genießen und sich vollkommen auf jene Menschen zu konzentrieren, mit denen man gemeinsam reist oder denen man im Urlaub begegnet. Zeit, die Seele baumeln zu lassen. Zeit, nachzudenken, ohne getrieben zu werden. Über die wirklich wichtigen Dinge im Leben, nicht über das, was dringlich zu sein scheint.

So praktisch es auch ist, überall und jederzeit Zugriff auf Telefon und Internet zu haben, so effizient es sein mag, mithilfe des mobilen Kleinstbüros in der Konzertpause oder nebenher bei Omas 75. Geburtstag arbeiten zu können, so paradox sind unsere Smartphones und Netbooks. Denn faktisch gewinnen wir mit diesen Hilfsmitteln keine Zeit, sondern sie wird immer knapper, weil wir versuchen, in kürzerer Zeit immer mehr zu schaffen. Wer nicht aufpasst, landet schnell im digitalen Hamsterrad.

Wer wirklich abschalten will, muss abschalten dürfen - und es selbst können. Nur dann werden die Akkus wieder richtig aufgeladen. Nach Feierabend, zumindest aber im Urlaub nicht erreichbar zu sein sollte deshalb kein Luxus sein, sondern selbstverständlich.