Ein Kommentar von Barbara Möller

Hamburg. Ist es Ignoranz - laut Duden: Unwissenheit, Dummheit - auf Seiten der Firmen, wenn zahllose qualifizierte Bewerber und Bewerberinnen für ihre mühevoll erarbeiteten Bewerbungen nicht einmal eine Empfangsbestätigung erhalten? Ist es Arroganz - laut Duden: Überheblichkeit -, wenn nach erfolgtem Vorstellungsgespräch unzählige Bewerbungsmappen ohne jeglichen Kommentar an die Kandidaten zurückgesandt werden?

Schwer zu sagen. Doch so dumm oder überheblich darf kein Unternehmen sein, wenn die Wirtschaft bereits heute durch den Fachkräftemangel Umsatzeinbußen in Millionenhöhe zu verkraften hat und angesichts der demografischen Entwicklung künftig um kompetente Mitarbeiter wird ringen müssen.

Wenn wir Paul Watzlawicks Axiom "Alles Verhalten ist Kommunikation" zugrunde legen, kommt der beschriebene Habitus von Firmen de facto als Missachtung derjenigen Menschen daher, die ihre Qualifikation, Kompetenz, Erfahrung und Arbeitsmotivation zur Disposition stellen. Dafür verdienen sie allemal Wertschätzung!

Stattdessen unterliegen sie scheinbar dem Stigma der Stellensuchenden, der Bedürftigen, denen man vom hohen Ross herab Geringschätzung entgegenbringt und denen man damit ihre Wertlosigkeit vor Augen führt.

Nun argumentieren die von der Krise gebeutelten Firmen oft mit mangelnder Zeit und hohen Kosten. Dieser Einwand mag berechtigt sein. Gleichwohl setzen Unternehmen, die ihre Corporate Identity in der beschriebenen Weise leben, ihren Ruf aufs Spiel. Allzu schnell könnte das Blatt sich wenden, die Auftragslage und damit der Bedarf an qualifiziertem Personal steigen. Welches Unternehmen wäre für die Bewerber dann wohl attraktiv?

Zurück zur Ausgangsfrage: Ignoranz oder Arroganz? Meine Antwort: beides! Überdies ist es ein Symptom für einen schleichenden Wertewandel in der Arbeitswelt. Unternehmen von morgen sollten bedenken: Der Mensch lebt weder vom Brot, noch vom Geld allein. Er lebt auch von Wertschätzung und sozialer Anerkennung.

Internet: www.barbaramoeller.de