Hamburg. Nur noch sieben Jahre. Dann ist es vorbei. Aus, Ende. Dann nimmt mich keiner mehr. Dann versucht kein Headhunter mehr mich abzuwerben. Dann kann ich die Karriere abhaken. In sieben Jahren werde ich 50. Dann bin ich ein alter Sack. Ein Auslaufmodell, erfahren, aber nicht mehr gefragt.

Glauben Sie etwa immer noch an diesen Mythos? Dass mit 50 oder manchmal sogar schon mit 45 Jahren das Ende der beruflichen Fahnenstange erreicht sei. Immer wieder höre ich dieses Wehklagen. Oft aus leidvoller Erfahrung, weil viele Menschen jenseits der 50 in den vergangenen Jahren erlebt haben, wie sie von jüngeren, billigeren und willigeren Arbeitskräften ins berufliche Abseits gedrängt wurden.

Natürlich wird in den scheinheiligen Absagen an reifere Bewerber nie deren Alter als Grund angeführt - das wäre ein krasser Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz. Doch wenn sie nicht zitiert werden, geben manche Personalmanager unumwunden zu, dass sie gehalten sind, möglichst junge Kandidaten zu rekrutieren.

Gleichwohl begebe ich mich in seichtes und gefährliches Fahrwasser, wenn ich annehme, dass mit 50 Schicht im Schacht sei und womöglich sogar meine Lebensplanung darauf aufbaue. Seicht, weil ich es mir in der Opferrolle gemütlich machen kann: "Es ist eben so auf dem Arbeitsmarkt, dagegen kann ich nichts machen." Gefährlich, weil Jammern und Resignieren nicht weiterhelfen. Sie sind der erste Schritt zum beruflichen Abstieg. Ich mache mich so zum willfährigen Spielball des Arbeitsmarktes und delegiere die persönliche Verantwortung für meine Karriere auf abstrakte wirtschaftliche Umstände.

Eine solche Geisteshaltung strahlen viele Arbeitnehmer ebenso wie Bewerber aus. Sie werden deshalb aussortiert, nicht wegen ihres Alters. Man ist nur so alt, wie man sich fühlt. Ein Auslaufmodell kann ich auch schon mit 30 sein. Entscheidend sind die Leidenschaft für den Beruf und der Wille, Veränderungen mitzugestalten. Gepaart mit Kompetenz und Erfahrung werden diese Eigenschaften für Unternehmen künftig immer unverzichtbarer sein.