Lernen Sie, zwischen den Zeilen der Jobangebote zu lesen. Bleibt etwas unklar: Greifen Sie ruhig zum Telefon, und fragen Sie nach.

Sie wissen inzwischen, was Ihre Stärken sind und was Ihnen der künftige Job bieten soll. Jetzt geht es darum, Ihr persönliches Profil mit den Anforderungsprofilen in Stellenanzeigen abzugleichen. Offerten finden Sie nicht nur in den offensichtlichen Medien - Zeitungen und Online-Börsen. "Gerade in Berufen, die hoch spezialisiert sind, macht es Sinn, auch in Fachzeitschriften zu suchen", rät Bewerbungstrainerin Rita Zankl-Harbeck aus Hohenwestedt.

Natürlich schaut man dabei erst einmal auf den Titel der Stellenanzeige. "Diplom-Pschologe/in" steht dann da, "Vertriebsingenieur m/w". "Kaufmännisch-technische Assistenz" oder "Lkw-Fahrer" (widerrechtlich auch gern mal ohne weibliche Form). Darüber findet man meist eine kurze Unternehmenspräsentation, darunter die Aufgabenschwerpunkte in der Position und das Profil, das der zukünftige Mitarbeiter haben soll. "Aber das ist ein Wunschprofil", betont Job-Coach Susanne Jochimsen aus Hamburg. Denn kaum ein Bewerber wird dieses Profil zu 100 Prozent erfüllen können. "Wenn man 60 Prozent hat, reicht das, um sich zu bewerben", findet Jochimsen.

Allerdings kommt es darauf an, dass es die richtigen 60 Prozent sind. Unbedingt erforderlich sind Kenntnisse und Fähigkeiten, die so eingeleitet werden: "Wir erwarten ..." oder "Wir setzen voraus ..." oder auch "Sie verfügen über exzellentes Wissen in ..." Details, die in Verbindung mit Wörtern wie "wünschenswert" oder "möglichst" gebracht werden, sind nicht zwingend gefragt. Um die eigenen Fähigkeiten mit dem gesuchten Profil des Unternehmens abzugleichen und herauszufinden, welcher Job zu einem passt, empfiehlt Beraterin Zankl-Harbeck: "Nehmen Sie ein Blatt Papier, und schreiben Sie raus, was der Arbeitgeber möchte. Was ist zwingend erforderlich? Was kann? Und recherchieren Sie auch noch mal generell nach diesem Berufsbild. So bekommen Sie eine bessere Vorstellung von der Aufgabe." Und davon, ob sie einem gefallen könnte.

So einiges steht auch "zwischen den Zeilen", oft die soziale Kompetenz. "Verstärken Sie unser kleines Team" heißt es dann. Oder: "Wir sind ein humorvolles Team." Da könne man schon ein Gefühl dafür bekommen, ob man sich mit der Art der Zusammenarbeit anfreunden werde, sagt Susanne Jochimsen. "Oder es wird vom Arbeiten in gepflegtem Ambiente gesprochen. Dann wird auch von Ihnen ein entsprechender Auftritt erwartet."

Was aber, wenn man eigentlich alle Voraussetzungen erfüllt, nur den geforderten Studienabschluss nicht hat? "Versuchen Sie mal, auf der Internetseite des Unternehmens etwas über Ihre zukünftigen Kollegen herauszufinden", regt Susanne Jochimsen an. Haben sie alle studiert? Wenn nicht, kann man sich getrost trotzdem bewerben. "Aber weisen Sie im Anschreiben deutlich auf Ihre große Berufserfahrung hin", betont die Beraterin. Informationen über den Werdegang möglicher Kollegen kann man oft auch in Online-Netzwerken wie Xing finden.

Die Frage nach dem Gewicht des Studienabschlusses wäre auch ein guter Anlass, mal zum Telefon zu greifen und im Unternehmen anzurufen. "Dann kann man sich im Anschreiben auf das nette Telefonat beziehen", sagt Bewerbungstrainerin Rita Zankl-Harbeck. Aber sie warnt gleichzeitig auch davor: "Machen Sie das nur, wenn Sie wirklich ein Anliegen haben." Wer eine Frage konstruiert, einfach nur um anzurufen und sich so einen Türöffner zu verschaffen, erzielt womöglich den gegenteiligen Effekt. Ist keine Telefonnummer in der Anzeige angegeben, können Bewerber sowieso sicher sein, dass Anrufe nicht erwünscht sind. Sind dagegen Ansprechpartner und Rufnummer genannt, kann man davon ausgehen, dass Anrufer auch wohlwollend behandelt werden.

Mitunter werden in Stellenanzeigen Eigenschaften kombiniert, die auf den ersten Blick gar nicht zusammenpassen. "Teamfähig und durchsetzungsstark" soll da beispielsweise jemand sein. "Auf solche merkwürdigen Kombinationen sollten Sie achten", sagt Susanne Jochimsen. Man könne davon ausgehen, dass die anscheinenden Widersprüche später im Jobinterview zur Sprache kommen. "Versuchen Sie doch mal, sich in den Kopf des Personalers zu versetzen", rät sie. Wie müsste derjenige sein, den er sich dahinter vorstellt? So bekommt man leichter einen Eindruck davon, wie weit die Anforderungen und das eigene Profil zusammenpassen.

Ob ein Mitarbeiter der Personalabteilung oder der Geschäftsführer als Ansprechpartner in einer Stellenanzeige steht, macht übrigens einen Unterschied. Entsprechend sollte man die Schwerpunkte in seiner Bewerbung setzen. "Der Personaler will eine lückenlose Vita, wahrscheinlich hat er eine Liste vor sich, die er abhakt", erklärt Job-Coach Jochimsen. "Der Geschäftsführer wäre der bessere Ansprechpartner. Denn er ist der Entscheider. Bei ihm kommt es eher auf 'die Chemie' an."

Lesen Sie am nächsten Wochenende: Teil 5 - Alternative Wege in den Job: Initiativbewerbung, Personalvermittler, Arbeitsagentur