Für Ein- und Umsteiger: Wir gehen mit Ihnen in den nächsten Wochen Schritt für Schritt zum neuen Job.

Sie wollen sich bewerben. Legen Sie jetzt einfach los, Unternehmen anzuschreiben? Besser nicht. Das könnte ein Fehlstart werden. "Ich rate dazu, erst einmal Bestandsaufnahme zu machen", sagt Martina Maushake, Job-Coach aus Hamburg. Sie hat sich darauf spezialisiert, Menschen bei der beruflichen Neuorientierung zur Seite zu stehen. "Was bin ich, was kann ich, was will ich?" Diese Fragen sollte sich jeder vorab beantworten, findet die Karriereberaterin. Sonst findet man vielleicht einen Job. Aber ob das dann auch für längerfristig der richtige ist?

Dierk Rommel, Hamburger Business Coach, fängt mit seinen Klienten immer erst mal damit an, die fachlichen Kompetenzen zu sammeln. "Das geht meistens auch noch relativ einfach", sagt er. Anders, wenn man sich dann an die persönlichen Kompetenzen macht. "Vielen Menschen fällt es schwer, sich selbst einzuschätzen - und oft ist es bislang auch einfach noch nicht nötig gewesen." Darum schlägt er vor, auch Anregungen von Familie und Freunden einzuholen. Was, finden sie, kann man denn besonders gut? Ist man zum Beispiel besonders geduldig, ideenreich, engagiert, kommunikativ oder hat großes Technikverständnis? "Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, was sie alles leisten", sagt Martina Maushake. "Wenn einem etwas leichtfällt, betrachtet man es schnell als Selbstverständlichkeit und sieht es gar nicht unbedingt als individuelle Stärke an."

"Wenn man dann seine Kompetenzen bestimmt hat, geht es daran, sie zu illustrieren", hebt Dierk Rommel hervor. Welche Beispiele lassen sich im Berufs- oder auch Privatleben dafür finden, dass man flexibel ist? Oder besonders gut andere überzeugen kann? Am besten stellt man solche Überlegungen schriftlich an. Dann kann man immer wieder an seinem Profil weiterarbeiten. "Das ist ein Prozess, die Standortbestimmung gelingt nicht in einem Stück", sagt Rommel. Die Zeit zu investieren lohnt sich: Das seien alles schon Vorarbeiten für die schriftliche Bewerbung. "Solche Beispiele sind auch im Anschreiben und später dann im Jobinterview gefragt." Vor allem findet man bei der Suche nach Beispielen auch schnell heraus, welche Kompetenzen tatsächlich vorhanden sind und welche nur Wunschdenken. Für Letztere lassen sich einfach keine plausiblen Belege finden.

Die Experten raten dazu, sich bei der Selbstanalyse auf seine Stärken zu konzentrieren. "Dadurch, dass er seine Schwächen ausgebügelt hat, ist noch keiner Meister geworden", meint etwa Dierk Rommel. Und auch Martina Maushake sagt: "Von wirklich eklatanten Schwächen einmal abgesehen: Wenn man das Umfeld findet, in das man hineinpasst, in dem man seine Stärken einsetzen kann, dann werden Schwächen zunehmend unwichtiger."

"Aber nicht nur seine Fähigkeiten, auch seine Bedürfnisse und Werte muss man analysieren", betont Job-Coach Maushake. Was will ich und wohin will ich? Wofür soll mein Unternehmen stehen? Fragen wie diese helfen dabei, die Antworten zu finden: Möchte ich angestellt oder selbstständig arbeiten? Soll es ein Großunternehmen oder eine kleinere Firma sein? Wie viel Routine brauche ich? Wie viel Nähe zu Kunden oder Kollegen? Bin ich mobil? Und nicht zuletzt: Was will ich verdienen?

Nicht jeder nimmt sich gern die Zeit, sein Profil zu erstellen. Oft fehlt auch die Zeit. Aber: "Es kommen so langsam amerikanische Verhältnisse auf uns zu", sagt Karrierebegleiter Dierk Rommel. "Immer mehr Menschen üben verschiedene Jobs in ihrem Leben aus." Der Verbleib bei ein und demselben Arbeitgeber wird kürzer. "Und so sollte jeder seine berufliche Laufbahn bewusster gestalten, um gewappnet zu sein, falls er von Umstrukturierung oder Entlassung bedroht wird", sagt Dierk Rommel. Doch nicht nur pragmatische Gründe sprechen dafür, seine Stärken zu kennen und sein Profil zu erstellen: "Es ist so viel befriedigender, wenn man seinen Weg selbst gestaltet, als wenn man das Gefühl hat, keinen Einfluss auf seine berufliche Entwicklung nehmen zu können", sagt Martina Maushake.

Lesen Sie am nächsten Wochenende: Teil 2 - Den Lebenslauf überarbeiten