Eigentlich fängt die Geschichte so richtig gut an: Ein namhaftes Dienstleistungsunternehmen will für ein Projekt neue Mitarbeiter fest einstellen.

Diese Mitarbeiter werden eigens dafür ausgebildet; die Abschlussprüfung soll von der Handelskammer abgenommen werden.

Eine echt positive Nachricht in diesen Tagen ständigen Personalabbaus. Wo also ist der Haken an dieser Geschichte?

Das Unternehmen beauftragt eine Personalvermittlung mit der Rekrutierung geeigneter Kandidaten. So weit, so gut. Doch dann weist der Auftraggeber darauf hin, dass die Personalexperten nur Kandidaten mit Vermittlungsgutscheinen vorschlagen dürften.

Zum Verständnis: Mithilfe eines Vermittlungsgutscheins der Arbeitsagentur kann sich ein Arbeitsloser bei der Jobsuche von privaten Personalvermittlern unterstützen lassen. Vermittelt der Personaldienstleister erfolgreich eine Arbeitsstelle, erfolgt die Auszahlung des Vermittlungsgutscheins in einer ersten Rate von 1000 Euro, sobald das Beschäftigungsverhältnis mehr als sechs Wochen besteht. Nach sechs Monaten Anstellung wird die zweite Rate von 1000 Euro ausgezahlt.

In unserem Fall sucht also ein Unternehmen dringend Mitarbeiter für ein Projekt, will aber die Kosten für die Personalauswahl von der Arbeitsagentur bezahlen lassen. Auf Nachfrage des Personalvermittlers, ob denn auch geeignete Kandidaten ohne Vermittlungsgutschein vorgeschlagen werden dürften, heißt es lapidar: "Nein, dafür haben wir kein Geld."

Im Klartext: Die Vermittlungsleistung der Personalberatung soll ausschließlich von der Arbeitsagentur bezahlt werden. Ein Unternehmen will seine Personaldecke und seinen Umsatz stärken - aber bitte hübsch auf Kosten der Steuerzahler. Wie aus der Personalbranche zu hören ist, ist diese Praxis kein Einzelfall. Firmen schöpfen schamlos die staatlichen Fördertöpfe aus. Rechtlich sind solche Aufträge wohl möglich, in Ordnung ist ein solches Geschäftsgebaren keineswegs. Mit den Wertvorstellungen des Ehrbaren Kaufmanns hat diese Praxis nichts mehr gemein.

P.S.: Der Personalvermittler hat den Auftrag abgelehnt.