Sie kommen morgens in die Firma und sind so richtig gut drauf. Die Sonne scheint, Sie freuen sich auf den Arbeitstag.

Fröhlich grüßen Sie im Fahrstuhl, doch es kommt nur ein unwirsches Gebrummel zurück. Im Gang lästern drei Kollegen über die jüngsten Eskapaden des neuen Abteilungsleiters. Ihre gute Laune schmilzt wie Eis in der Sonne. Dann ruft auch noch der Chef an und pöbelt Sie wegen einer völlig läppischen Sache an. Ihr Tag ist gelaufen, er kann eigentlich nur noch mies werden ...

Sie kennen diese Situation? Und ärgern sich über die Miesepeter, die Ihnen den Tag versauen? Moment mal, ist es nicht reichlich naiv zu erwarten, dass die anderen auch gut drauf sind, bloß weil Sie gute Laune haben? Klar, ein fröhliches Lächeln steckt oft an, und die Wahrscheinlichkeit, dass jemand sich Ihnen gegenüber liebenswürdig und fair verhält, steigt, wenn Sie sich selbst so präsentieren. Aber Sie können sich dessen eben nicht sicher sein. Manchen Zeitgenossen können Sie noch so freundlich kommen, sie sind und bleiben halt echte Kotzbrocken.

Lassen Sie nie Ihre Stimmung von dem Maß an Sozialkompetenz und der Gefühlslage anderer Menschen steuern. Ein launischer Chef? Ein hypochondrischer Kollege? Eine hysterische Kundin? Sollen die doch damit glücklich werden! Jeder hat das Recht, so zu sein, wie er ist und nicht wie andere es von ihm erwarten.

In dieser Erwartungshaltung liegt viel Frustpotenzial. Wenn ich mich so richtig engagiere und einen tollen Job mache, dann müssen doch die anderen Kollegen mitziehen! Warum eigentlich? Die machen eben gern ihre 36,5-Stunden-Woche und delegieren die Arbeit locker weg. Stressige Projekte perlen an ihnen ab wie Wasser an Teflon; sie machen nur, was sie unbedingt leisten müssen.

Dieser Minimalismus ist auch eine effiziente Form von Work-Life-Balance. Das Problem damit hat aber nicht der Arbeitsminimierer, sondern derjenige, der irrationalerweise davon ausgeht, dass die anderen genauso fleißig oder fröhlich sein müssten wie er selbst. Je mehr von solchen falschen Erwartungen Sie hegen, desto öfter werden Sie enttäuscht. Zerlegen Sie das Wort mal: Ent-Täuschung. Eine Täuschung weniger im Leben. Täuschen Sie sich also nicht zu oft. Die anderen sind wie sie sind, nicht wie Sie es gern hätten. Machen Sie Ihr eigenes Ding!