Sie wollen Pfunde los werden? Stoffwechsel-Experten und Herzspezialisten stellen die “alten“ Diät-Tipps auf den Kopf: Stattt kohlenhydratreicher Nudel-Kost helfen vor allem Gemüse, Obst, Joghurt, Eier und Fisch, das Körperfett zu reduzieren.

Vier Jahrzehnte lang haben sich Generationen figurbewusster Frauen und Männer an die von Ernährungswissenschaftlern empfohlene Nahrungsmittel-Pyramide gehalten: viel Brot und Nudeln, also Kohlenhydrate, sollten glücklich, satt und schlank machen. Dafür waren weniger Fleisch, Milchprodukte, Öl und Eier angesagt.

Wahr ist: Kohlenhydrate (Stärke, Zucker und Zellulose) in Backwaren, Fast Food, Pizza und Co. machen sogar richtig fett. Heute heißt die Ernährungsempfehlung: Essen Sie sich satt mit den "richtigen" Kohlenhydraten und Fetten, viel Eiweiß und Ballaststoffen. Denn die besitzen einen niedrigen Glyx! Was das ist? Die Abkürzung des englischen Begriffs Glycemic Index (Glykämischer Index). Er bewertet die Blutzuckerwirkung von Nahrungsmitteln.

Diese Kehrtwendung haben wir unter anderem dem Kardiologen Arthur Agatston aus Miami (Florida) zu verdanken. Der suchte für herzkranke Patienten eine Diät ohne tierische Fette und wenig Kohlenhydrate aus Früchten, Gemüse und Vollkornprodukten. Nudeln und Brot aus Weißmehl waren ebenso verboten wie Kartoffeln und Zucker. Während dieser Diät verbesserten sich nicht nur die Blutwerte der Patienten, sie verloren auch an Gewicht. Ein Ruck geht durch Amerika, der nun auch Deutschland erreicht: 50 Millionen Amerikaner diäten nach der "South-Beach-Diät", sie ist längst ein Bestseller. Das Buch ist jetzt auch hier zu kaufen (Knaur Ratgeber Verlag; 16,90 Euro).

Kein Fehler, denn auch die Deutschen werden immer dicker: Zwei Drittel der Erwachsenen sind zu dick, rund 20 Prozent sogar fettleibig, adipös. Und die überflüssigen Pfunde sind verantwortlich für Krankheiten wie Diabetes, Gicht, Bluthochdruck.

Auf die Glyx-Idee kam schon vor mehr als 30 Jahren Dr. David Jenkins von der Universität in Toronto (Kanada). Aber erst vor zwei Jahren entwickelten Stoffwechselexperten an der Harvard Universität bei Boston (USA) auf Grund der jüngsten wissenschaftlichen Erkenntnisse die neue Ernährungspyramide. Wer sich hauptsächlich mit Nahrungsmitteln mit niedrigem Glyx (aus den zwei unteren Stufen der Pyramide) ernährt, vermeidet starke Blutzuckerschwankungen und -spitzen, der Insulinspiegel bleibt relativ niedrig, beugt der Kalorienspeicherung vor.

Ein Glyx über 70 (Schokomüsli etwa, Weißbrot, Pommes) gilt als hoch, zwischen 55 und 70 als mittel (Mangos, Mais, Haferbrei, Ketchup) und unter 55 als niedrig (Fisch, Eier, Hähnchenbrust). Der Glyx bezieht sich immer auf 50 Gramm Kohlenhydrate des jeweiligen Nahrungsmittels. Generell gilt: Stärke- und zuckerreiche, raffinierte Kohlenhydrate haben einen hohen, Früchte, stärkearme Gemüse und Hülsenfrüchte einen niedrigen Glyx.

  • Manche erinnert "Low Carb" (wenig Kohlenhydrate) an die Atkins-Diät aus den 70er-Jahren, die aus Fleisch, Käse und Eiern bestand, ganz ohne Kohlenhydrate, Obst und Gemüse - und dem fast unvermeidbaren JoJo-Effekt, durch den die Erschlankten nach kurzer Zeit mehr wogen als vorher. Erfinder Dr. Robert Atkins starb vor wenigen Tagen in New York im Alter von 72 Jahren. Er wog zwei Zentner.
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