Über 800 Polizeibeamte, darunter Spezialeinsatzkommandos, hatten am Dienstag ab 4 Uhr morgens 52 Vereinsheime und Wohnungen von Mitgliedern und Sympathisanten rivalisierender Rockergruppierungen durchsucht.

Potsdam/Frankfurt. Nach dem Großeinsatz der Polizei im Rockermilieu vom Dienstag bleiben alle sechs Festgenommenen bis auf weiteres in Untersuchungshaft. Das sagte am Mittwoch ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Frankfurt (Oder) auf Anfrage. Der Tatvorwurf laute auf gemeinschaftlichen versuchten Mord in zwei Fällen. Die Beschuldigten, die zwischen 23 und 37 Jahre alt sind, sind in Haftanstalten in Brandenburg und Sachsen untergebracht.

Über 800 Polizeibeamte, darunter Spezialeinsatzkommandos, hatten den Angaben zufolge ab 4.00 Uhr morgens 52 Vereinsheime und Wohnungen von Mitgliedern und Sympathisanten rivalisierender Rockergruppierungen durchsucht. Schwerpunkt der Aktion waren demnache Frankfurt (Oder) und Fürstenwalde. Weitere Einsätze gab es in Königs Wusterhausen und Cottbus.

In Berlin durchsuchten Beamte zwei Vereinslokale und drei Wohnungen. Sächsische Spezialeinheiten drangen in einem Chemnitzer Vorort in ein besonders stark gesichertes Klubgelände ein. Durchsuchungen gab es auch im sächsischen Plauen sowie in Duisburg.

Zahlreiche Waffen sichergestellt

Die Ermittler stellten zahlreiche Beweismittel sicher. Neben Computern und Laptops wurden etwa 20 Messer und Macheten sowie Schlagstöcke, Quarzhandschuhe und weitere Schlagwerkzeuge gefunden. Die Auswertung der Datenträger und die kriminaltechnische Untersuchung der Beweismittel werde „längere Zeit“ dauern, hieß es.

Anlass des Einsatzes waren Ermittlungen nach zwei brutalen Übergriffen Ende 2011 nahe einer Diskothek in Königs Wusterhausen. In der Kleinstadt südöstlich von Berlin war in der Nacht zum 25. Dezember ein 26-jähriger Rocker durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt worden. Am Silvestermorgen wurde ein 16-Jähriger angegriffen und ebenfalls mit lebensgefährlichen Verletzungen in eine Klinik gebracht. Eine Sonderkommission ermittelte, dass es sich bei den Übergriffen vermutlich um Auseinandersetzungen rivalisierender Rockerklubs handelte. Dabei sei der 16-Jährige, der keine Verbindungen in diese Szene habe, zufällig Opfer geworden.

Ermittler erhoffen sich Erkenntnisse zum Tatablauf

An den Auseinandersetzungen waren vermutlich etwa 50 Personen beteiligt, hauptsächlich Mitglieder und Sympathisanten der Hells Angels aus Frankfurt (Oder) sowie des Gremium MC, wie die für Organisierte Kriminalität zuständige Frankfurter Staatsanwaltschaft weiter mitteilte. Dabei seien auch Verbindungen nach Sachsen festgestellt worden.

Gegen einen Teil der Verdächtigen seien bereits vor der Razzia Haftbefehle erlassen worden. Aus Vernehmungen von Verdächtigen und Zeugen sowie der Auswertung der sichergestellten Gegenstände erwarten die Ermittler Erkenntnisse zum Tatablauf sowie weitere Einblicke in das kriminelle Treiben der Rockerbanden.

Razzien gegen Rockerbanden

23. Januar: In Düsseldorf durchsuchen 250 Polizisten das Quartier des Motorradclubs Clan 81. Die Beamten nehmen einen per Haftbefehl gesuchten Mann fest und erstatten Anzeige gegen einen weiteren Rocker, der einen verbotenen Teleskopschlagstock bei sich hat. Clan 81 wird zu den Unterstützern der Hells Angels gerechnet.

15. März: Bei einem Großeinsatz gegen die Bandidos und die Hells Angels in Nordrhein-Westfalen findet die Polizei rund 3.000 Hanfpflanzen auf einem Düsseldorfer Gelände. Die 500 beteiligten Einsatzkräfte nehmen fünf Menschen fest.

5./6. Juni: Die Ermittler durchsuchen in der Nacht in Potsdam und in Nordrhein-Westfalen Treffpunkte und Privatwohnungen von Hells Angels-Mitgliedern. Sie nehmen in Willich einen Swinger-Club ins Visier. In der brandenburgischen Landeshauptstadt stellen die Beamten zudem mehrere leichte Waffen sicher.

7. Juni: Rund 1.000 Polizisten kontrollieren am frühen Morgen knapp 80 Objekte in Berlin und Brandenburg. Die Razzien richten sich gegen die Rockerbande Bandidos und deren Unterstützer. Insgesamt vollstrecken die Beamten acht Haftbefehle und nehmen fünf Menschen fest. An einem Einsatz im brandenburgischen Hennigsdorf bei Berlin ist die Spezialeinheit GSG 9 beteiligt.

1. August: Die Berliner Polizei lässt in Brandenburg, Sachsen und Baden-Württemberg elf Objekte durchsuchen. Die Ermittler stellen mehrere Computer, elektronische Datenträger und Unterlagen sicher. Hintergrund ist das zu diesem Zeitpunkt laufende Verbotsverfahren gegen einen regionalen Ableger der Hells Angels.

14. August: Bei Razzien in vier Bundesländern stellen die Ermittler an 52 Einsatzorten Hieb- und Stichwaffen sowie Computer und Datenträger sicher. Insgesamt nehmen die mehr als 800 beteiligten Beamten sechs Verdächtige fest. Hintergrund sind zwei Tötungsversuche im brandenburgischen Königs Wusterhausen, bei denen im Dezember 2011 ein 26-Jähriger und ein Jugendlicher lebensgefährlich verletzt wurden. An den Auseinandersetzungen sollen hauptsächlich Sympathisanten der Hells Angels und des Gremiums MC beteiligt gewesen sein.

Mit Material von dpa und dapd