Völlig überraschend ist am Sonnabend Knut, der berühmteste Eisbär Berlins, im Alter von vier Jahren gestorben. Warum das Tier starb, ist unklar.

Berlin. Der weltbekannte Eisbär Knut aus dem Berliner Zoo ist tot. Das Tier sei am Sonnabend kurz nach 15.00 Uhr in seinem Wasserbecken gestorben, sagte Bärenkurator Heiner Klös vor Journalisten. Es habe tagsüber keinerlei Anzeichen für ein Unwohlsein des Bären gegeben. Klös zufolge war Knut allein im Wasser. Seine drei Mitbewohnerinnen Tosca, Nancy und Katjuscha seien bereits eingesperrt gewesen, als sich der Bär ins Wasser begeben habe und urplötzlich gestorben sei.

Nach den Worten des Bärenkurators war Knut „eine Tierpersönlichkeit“ mit vielen Freunden in aller Welt. Knut sei der „weltbekannteste Bär“ in der Zoolandschaft gewesen. Auch die Zoo-Mitarbeiter seien geschockt, sagte Klös. Etwa 600 bis 700 Zoo-Besucher hätten den Tod des Bären beobachtet. Einige hätten Fotos gemacht.

Der Bärenexperte Thomas Pietsch vom Tierschutzverein „Vier Pfoten“ sagte auf dapd-Anfrage, gut vier Jahre seien „kein Alter“ für einen Eisbären. „Knut ist bestimmt nicht an Altersschwäche gestorben“, betonte er. Was der Auslöser für den plötzlichen Tod des Tieres sei, wolle er aber nicht mutmaßen.

Zwar seien Eisbären denkbar ungeeignet für die Haltung im Zoo. Sie hätten ausgeprägte Gebietsansprüche und Jagdinstinkte. Beides könnten sie in Gefangenschaft nicht ausleben. Dennoch führe dies nicht zwangsweise zu einem frühen Tod, sagte Pietsch. Teilweise lebten Zootiere sogar länger, weil sie weder Durst noch Hunger leiden müssten und das Risiko von Infektionskrankheiten niedriger sei.

Schärfere Kritik übt dagegen die Tierrechtsorganisation Peta. Nach dem Tod Knuts fordert sie ein Ende der Eisbärenzucht in Zoos. Schon vor mehreren Wochen habe Peta Deutschland vor der tier- und artwidrigen Haltung Knuts gewarnt, erklärte die Organisation am Sonnabend. Insbesondere die Zusammenführung Knuts in einem Gehege mit den drei Bärendamen Tosca, Katjuscha und Nancy habe nicht gut gehen können. Für jeden Laien ersichtlich habe Knut unter enormem Stress gestanden. Die drei weiblichen Tiere hätten Knut angegriffen, ihn gebissen oder ignoriert. Hinzu komme, dass durch die Handaufzucht und die Adaption auf den Menschen ohnehin Verhaltensauffälligkeiten vorprogrammiert gewesen seien.

Peta Deutschland habe auch unter Berufung auf namhafte Experten davor gewarnt, die Eisbärenhaltung nach dem Vorbild von Knut beizubehalten. In einer umfangreichen Eisbärenstudie habe Peta Deutschland das Auslaufen der Eisbärenhaltung gerade im Berliner Zoo nachdrücklich gefordert, die Organisation habe aber noch nicht einmal eine halbwegs seriöse Antwort erhalten, erklärte Edmund Haferbeck von Peta.

Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit sagte der Berliner Tageszeitung „B.Z.“ (Sonntagausgabe) zum Tod von Knut: „Das ist entsetzlich. Wir alle hatten ihn ins Herz geschlossen. Er war der Star des Berliner Zoos.“

Die Grünen-Spitzenkandidatin für die Abgeordnetenhauswahl, Renate Künast, sagte: „Berlin hat den kleinen Knut mit Hingabe begleitet. Damit er nicht vergessen wird, sollten wir uns den Schutz seiner großen Familie zur Aufgabe machen.“

Das tote Tier wurde am Abend geborgen und gesichert. Dafür musste zunächst das Wasser aus dem Becken abgelassen werden, wie eine Sprecherin des Zoos sagte. So schnell wie möglich solle nun eine Obduktion stattfinden, die Aufschluss über den plötzlichen Tod des vier Jahren alten Bären geben soll.

Knut war am 5. Dezember 2006 als erstes Eisbärenbaby seit 33 Jahren in Berlin geboren worden. Mutter Tosca verstieß den Eisbären, deshalb wurde er von Hand aufgezogen. Sein Zwilling starb. Pfleger Thomas Dörflein wurde durch die erfolgreiche Aufzucht von Knut weltweit bekannt. Der 44-Jährige starb am 22. September 2008 an einem Herzinfarkt. Am kommenden Mittwoch jährt sich zum vierten Mal der Tag, an dem die Zoobesucher Knut erstmals leibhaftig sehen konnten. Die Beliebtheit des Tiers bescherte dem Zoologischen Garten Rekordeinnahmen.