Nach dem Tod des Eisbären wird dem Berliner Zoo Tierquälerei vorgeworfen. Möglicherweise wurde Knut von drei Bärinnen gemobbt.

Berlin. Am verwaisten Zoogehege des verstorbenen Berliner Eisbären Knut versammelten sich auch gestern wieder Hunderte von Menschen. Das Gedenkbuch des Zoologischen Gartens im Internet enthält mehr als 2000 Einträge von Knut-Fans aus der ganzen Welt. Da schreiben etwa Judith und Gerold Vogt: "Du lebst in unseren Herzen weiter."

In vielen Einträgen sprechen sich die Menschen dagegen aus, den einstigen Publikumsliebling Knut auszustopfen. Es wurden aber auch Vorwürfe gegen den Zoo laut. Gerd Gladosch schreibt: "Egal, was die Obduktion ergibt, der Zoo trägt Mitschuld am Tod von Knut. Zuerst die zu schnelle Abnabelung von seinem Ziehvater, dann bekam er eine Gefährtin, mit der er sich verstand, die wurde ihm dann kurzer Hand weggenommen. Dann wurde er mit drei Bärinnen zusammengesperrt, die ihn unterdrückten. Das ist Tierquälerei. Ich bin wütend."

Zoodirektor widersprach der Kritik, Knut sei gemobbt worden

Zoodirektor Bernhard Blaszkiewitz verteidigte sich gestern gegen die Vorwürfe der Tierquälerei. "Knut ist nicht in einer Stresssituation gestorben." Die Gruppenhaltung mit drei Weibchen sei damit nicht in Verbindung zu bringen. Er widersprach der immer wieder von Zoobesuchern und Tierschützern geäußerten Kritik, Knut sei von dem Damentrio ständig gemobbt worden. "Nur anfangs, längst haben sie sich gegenseitig gejagt und auch miteinander gespielt, auch am Todestag."

Dem entgegnete der Berliner Tierschutzbeauftragte Klaus Lüdcke, dass diese Haltung "nicht artgerecht" sei. Die Tiere seien "eindeutig reine Einzelgänger". Gemeinschaft und Geselligkeit suchten sie ausschließlich in der Paarungszeit. "Nur dann können sie sich riechen, nur dann stimmt die Chemie."

Der Nürtinger Tierrechtler Frank Albrecht bekräftigte seine Forderung nach dem Ende der Eisbären-Präsentation. Er sehe einen möglichen Zusammenhang "zwischen Inzest, Erbkrankheit und Stress". Es sei äußerst bedenklich, dass mehrere Nachkommen von Knuts Vater Lars nicht lange überlebten. Ein Geschwistertier von Eisbärin Lisa, Knuts Oma, sei 1975 ebenfalls im Alter von vier Jahren nach Störungen des Gleichgewichts und einem Anfall im Wasser ertrunken. Auch Knut-Vater Lars habe im Zoo Wuppertal kürzlich eine Erkrankung nur knapp überlebt. Lars sei durch Inzest gezeugt worden. Albrecht beschuldigte beide Berliner Zoos im Westteil und in Friedrichsfelde. Dort seien Inzucht und Inzest der Tiere "mittlerweile fast schon Alltag".

Zeugen berichten, Knut habe verwirrt nach seinem zuckenden Bein gebissen

Unterdessen begann in einem Institut der Freien Universität in Berlin-Düppel die Sektion des Tierkörpers. Konkrete Ergebnisse sollen heute vorliegen. Laut "Bild.de" ergab eine erste Untersuchung, dass Knut ertrunken sei. Rätsel gibt es aber weiter um einen Zitteranfall, bevor er vom Bärenfelsen ins Wasser stürzte. Augenzeugen berichteten, dass eines seiner Beine gezuckt und Knut verwirrt danach gebissen habe. Dann sei er plötzlich umgekippt.

Zu den Anfragen der Knut-Fans, was nun mit dem Körper geschehen solle, gab Blaszkiewitz bekannt, dass das Berliner Naturkundemuseum Interesse angemeldet hat. Der Präparator sei bei der Sektion dabei. Der Zoochef sagte, er könne sich vorstellen, dass der ausgestopfte Knut im Naturkundemuseum gezeigt werde. Möglich sei auch, am Eisbärengehege zum Gedenken eine kleine Skulptur von Knut aufzustellen, "vielleicht wie Knut als Baby war".