Beim schweren Erdbeben vor Sumatra gab es mehr als 520 Tote. Helfer versuchen verzweifelt, tausende Verschüttete zu befreien.

Jakarta. Das schwere Erdbeben vor der indonesischen Insel Sumatra hat mehr als 520 Menschenleben gefordert. Das Krisenzentrum stellte sich auf weitaus schlimmere Zahlen ein: Unter den Trümmern seien noch tausende Menschen verschüttet, teilte es in Jakarta mit. In der schwer getroffenen Stadt Padang fehlte es an schwerem Gerät, um das Geröll beiseitezuschieben und nach Überlebenden zu suchen, berichteten Fernsehsender. Gesundheitsministerin Siti Fadilah Supari schloss nicht aus, dass die Folgen schlimmer sein könnten als beim Beben vor drei Jahren auf Java. Damals waren 5800 Menschen umgekommen und 150 000 Häuser zerstört worden.

Hier und da gelang es, Verletzte lebend zu bergen. Vor laufenden Fernsehkameras zogen Helfer eine schwer verletzte Frau unter einem Betonpfeiler hervor. Der Sender TV One zeigte ein eingestürztes Schulgebäude. In den Räumen würden 40 Schüler vermutet, hieß es. „Ich bleibe hier, bis sie meine Tochter gefunden haben“, sagte eine Frau weinend. Ihre 13-jährige Tochter war in der Schule. Im eingestürzten Ambacang-Hotel wurden nach Angaben eines Hilfsdienstes noch bis zu 200 verschüttete Gäste vermutet. Auch Krankenhäuser waren schwer beschädigt. Die Behörden bauten ein Feldlazarett auf, um hunderte Verletzte zu versorgen.

Chronik der schwersten Erdbeben

Tausende Menschen in Padang verbrachten nach dem Beben der Stärke 7,6 am Mittwochabend die Nacht im Freien. In der Stadt mit 900 000 Einwohnern blieben die Lichter aus, da viele Stromleitungen zerstört waren. Die Telefone funktionierten nicht, auch bei der Wasserversorgung gab es Ausfälle. Etliche Straßen und Brücken waren schwer beschädigt. Am Donnerstagmorgen versetzte ein neues Beben der Stärke 7,0 die Menschen in Angst und Schrecken. Das Epizentrum lag aber weit von der Stadt entfernt, neue Schäden wurden nicht bekannt. „Es brach Panik aus, aber das gestrige Beben war stärker“, sagte Romi Suwanto, ein Sprecher der Regionalverwaltung in Kerinci.

Allein in Padang waren im Geschäftsviertel und in Chinatown mehr als 500 Häuser eingestürzt. Einige Zufahrtsstraßen waren nach Erdrutschen unpassierbar. Die Zentralregierung schickte zwei Transportflugzeuge mit Zelten, Medikamenten und Hilfspaketen aus Jakarta. Auch zahlreiche Hilfsorganisationen engagierten sich. Das Schwierigste in dieser Situation sei die Zeit, sagte die Geschäftsführerin der Hilfsorganisation Aktion Deutschland Hilft (ADH), Manuela Roßbach aus Bonn. "Gerade bei einem Erdbeben mit Häusern, die zusammengebrochen sind, ist es ganz wichtig, dass man zeitkritisch und schnell agieren kann und weiß, wie man Steine beiseite räumt und wo sich Menschen aufhalten können. Man braucht Erfahrung, was bei einem Erdbeben passieren kann und wie man dann auch die Personen mit den entsprechenden Hilfsmitteln rausholen kann. Bei einem Erdbeben ist es häufig so, dass man viele Knochenbrüche hat oder Prellungen. Verletzungen, die medizinisch versorgt werden müssen. Und - das vergessen wir häufig - dafür sind auch einheimische Mediziner ganz wichtig, die traumatischen Verletzungen zu behandeln.“

Augenzeugen berichteten von zahlreichen Menschen am Flughafen, die versucht haben, Flugtickets und Visa zu bekommen, um die Region zu verlassen. Auch die Tankstellen seien überfüllt, es gebe aber nicht genug Benzin.

Die deutsche Bundesregierung hat eine Million Euro Soforthilfe für die Opfer zur Verfügung gestellt. Das Geld soll nach Angaben des Auswärtigen Amtes vom Donnerstag insbesondere für Notunterkünfte, Nahrungsmittel und Trinkwasser verwendet werden. Nach Absprache mit dem Innenministerium soll auch ein Krisenteam des Technischen Hilfswerks (THW) ins Krisengebiet entsandt werden. Nach ersten Informationen des Auswärtigen Amtes sind unter den Opfern keine Bundesbürger.

Mehr als 150 Tote nach Tsunami im Südpazifik

Nach dem Tsunami auf den Samoa-Inseln ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 150 gestiegen. Der Ministerpräsident von Samoa, Tuilaepa Sailele, sagte: „In einigen Dörfern ist kein Haus stehen geblieben.“ Auch sein eigenes Heimatdorf Lesa sei weggespült worden. Für die Überlebenden trafen mit internationaler Unterstützung Lebensmittel, Medikamente und Wasser ein.

In den verwüsteten Straßen und eingestürzten Häusern suchten Einsatzkräfte weiter nach Überlebenden und Opfern. Nach der von einem Seebeben der Stärke 8,0 bis 8,3 ausgelösten Flutwelle werden noch zahlreiche Bewohner vermisst. Es könne ein bis drei Wochen dauern, bis eine abschließende Bilanz gezogen werden könne, sagte Polizeichef Lilo Maiava.

Schockiert suchten Überlebende am Donnerstag nach den Resten ihrer Häuser. „Für mich war das wie ein Monster“, sagte der Behördenangestellte Luana Tavala in Amerikanisch-Samoa. „Schwarzes Wasser kam direkt auf uns zu.“ Auf der Insel Upolu bot die Südostküste ein Bild der völligen Verwüstung. An Bäumen hingen Matratzen. Auch mehrere Touristensiedlungen wurden zerstört.

Militärmaschinen brachten am Donnerstag auch Ärzteteams auf die Samoa-Inseln. Aus Neuseeland trafen Gerichtsmediziner ein, die bei der Identifizierung von Toten helfen sollen. Trotz einer Warnung des Pazifischen Tsunami-Zentrums auf Hawaii hatten die Menschen nur zehn Minuten Zeit, sich vor der Riesenwelle in Sicherheit zu bringen. In Amerikanisch-Samoa, im Osten der Inselgruppe, trafen eine Viertelstunde nach der Warnung vier Tsunamis ein, die vier bis sechs Meter hoch waren und bis zu 1,5 Kilometer weit die Küste überrollten. In der Flutwelle wurden mehr Deutsche verletzt als bisher bekannt. Neben einem Paar aus Berlin, das bereits aus dem Krankenhaus entlassen wurde, kamen auch eine Frau aus Bayern und ein Mann aus Bremen zu Schaden, wie eine Sprecherin des Auswärtigen Amts mitteilte. Die beiden befinden sich noch in Behandlung, sind aber nicht in Lebensgefahr. (dpa/ots/AP/abendblatt.de)