Das Schicksal der 13-jährigen Hannah hat gestern mehr Abendblatt-Leser beschäftigt als die meisten anderen Geschichten. Allein auf abendblatt.de...

Das Schicksal der 13-jährigen Hannah hat gestern mehr Abendblatt-Leser beschäftigt als die meisten anderen Geschichten. Allein auf abendblatt.de wurde das Thema bis zum Abend mehr als 10 000-mal angeklickt. Viele Leser schrieben ihre Meinung dazu. Hier veröffentlichen wir eine kleine Auswahl von - zum Teil gekürzten - Zuschriften (manche Schreiber verwenden nur ihren Vornamen oder einen Fantasienamen):

Albrecht: Schluss mit der Gängelung durch Pfaffen, Behörden und Ärzte. Das Mädchen hat seine individuelle Entscheidung, die ihm sicherlich nicht leichtgefallen ist, getroffen - und diese ist zu respektieren.

Die an sich hoch entwickelte deutsche Sprache hat keinen Begriff für die Hochachtung, die ich dieser jungen 13-jährigen Frau entgegenbringe.

Hans Krull, Quickborn

Sabine Walter: Dieses Kind hat gekämpft und will nicht mehr, und es hat Eltern, die das akzeptieren. Warum? Sollte man der Familie nicht weiterhelfen, damit umzugehen als aufzugeben? Was hat der Kampf ums Überleben gebracht, wenn sie jetzt aufhört?

Lulu: Unsere Ärzte und Pflegekräfte müssen endlich lernen, dass sie nicht Gott spielen dürfen! Auch der Tod gehört zum Leben, und dies muss auch in Würde möglich sein.

Dipl.-Psych. Christine Bartholomae: Abgesehen davon, dass ich etwas anmaßend finde, diese Frage zu beantworten, ohne das Mädchen persönlich zu kennen: Ja, sie kann diese Entscheidung treffen. Vielleicht weniger auf der reflektierten, bewussten Ebene, aber viel mehr auf der Ebene des inneren Wissens, dem Unbewussten in der Tiefe ihrer Seele. Dieses Mädchen wird sich seit acht Jahren auf ihre Weise mit Tod und Leben auseinandergesetzt und deshalb einen anderen Reifegrad entwickelt haben als andere Kinder im vergleichbaren Alter. Sie weiß sicher mehr von der Würde menschlichen Lebens und Sterbens als so mancher gesunder Erwachsener, der hier ein Urteil fällen will.

Rolf: Allein der Gedanke, dass ich ein fremdes Herz im Leibe hätte, würde mich umbringen - oder jedenfalls ein Leben lang unglücklich machen. Schon eine fremde Hand empfände ich als äußerst unerträglich. Nachwachsende oder entbehrliche Organe kann man ja transplantieren (Haut, Niere), aber nicht solche, die die Persönlichkeit eines Menschen konstituieren (Herz, Gehirn etc.).

Hallo Hannah, als ich 12 Jahre alt war, hat mir ein Professor im Klinikum Großhadern in München (Deutschland) zweimal den Schädel geöffnet und eine 16-stündige Operation durchgeführt, ohne die ich heute nicht mehr leben würde. Ich habe damals eine Menge durchgestanden. Das war vor mittlerweile 22 Jahren! Wie Du siehst, können manchmal auch Wunder geschehen. Ich gelte heute als geheilt. Schönen Gruß, Patrick Noss, Rosenheim

Angela Tjarks: So viele maßen sich an zu beurteilen, dass Hannah ihre Entscheidung leichtfertig getroffen hat. Das muss aufhören. Hannah braucht Kraft von allen Seiten, für die Tage die ihr bleiben - und keiner weiß heute, wie viele das noch sein werden.

Anke Rogal: Ich denke in diesem Zusammenhang auch an die Dauerdiskussion beim Thema Patientenverfügung. Hannah hat sich entschieden, der Natur ihren Lauf zu lassen. Der Versuch dieser Behörde, sie gegen ihren Willen operieren zu lassen, ist eine schockierende Vorstellung. So viel zum Thema Freiheit und Selbstbestimmung in der westlichen Welt. Es ist sehr traurig, dass Hannah möglicherweise nicht viel älter wird, ihr Leben nicht leben und gestalten kann, doch kann ich mich den Eltern nur anschließen, die ihre Tochter so unterstützt haben. Eines hat Hannah auf jeden Fall kennengelernt: die Liebe ihrer Familie.