Der Tod des Bären Bruno stimmt selbst nüchterne Wissenschaftler traurig. Auch Bärenexperte Felix Knauer von der Universität Freiburg ist nicht frei davon, obwohl er den Behörden gemeinsam mit anderen Kollegen den Rat gab, das Tier zum Abschuß freizugeben. Nach seiner Ansicht mußte Bruno erlegt werden, weil er eine konkrete Gefahr für die Menschen darstellte. Und dennoch hofft Knauer, daß sich langfristig Bären in den Ostalpen ansiedeln und dort auch überleben können.

"Dieser Bär war aber alles andere als ein normaler Bär", meint der Experte. "So wie sich Bruno verhalten hat, das war weit über dem, was man tolerieren kann. So verhalten sich Braunbären normalerweise nicht: Er ging gezielt in Siedlungen und in Ställe, und irgendwann einmal konnte es geschehen, daß ihm ein Mensch im Weg steht", erklärt Knauer. "Normal ist, daß der Bär selten gesehen wird von den Menschen. Normal ist, daß er im Jahr zwei drei Schafe reißt. Normal ist, daß er in seinem Bärenleben auch zweimal durch eine Ortschaft läuft. Aber er ist menschenscheu."

Bären sind laut Knauer etwas Besonderes gegenüber allen anderen Wildtieren, die hier früher heimisch waren. Sie gäben der Landschaft zwar nicht gleich den Anstrich der Wildnis, wohl aber einen besonderen Reiz. "Sie haben keine Auswirkung auf das Ökosystem, doch wo sie wieder heimisch geworden sind, zeigen sie, daß der Mensch tolerant gegenüber der Natur ist und daß die Natur mitbestimmen darf." Und wie soll man sich verhalten, wenn man den nächsten Bären sieht, der vielleicht schon im Anmarsch ist? "Auf größere Entfernung gehen, so 100 Meter und mehr, dann kann man sich einfach freuen!"