Epilog von Thomas Frankenfeld

Vielleicht hat Bär Bruno doch zu sehr dem WM-Slogan "zu Gast bei Freunden" vertraut, als er sorglos die Grenze nach Bayern überschritt. Immerhin war der alpine Braunbär (Ursus arctos) 2005 noch als "Wildtier des Jahres" gefeiert worden. Genützt hat es Bruno nichts. Drei Waidmänner im bayerischen Miesbach haben ihn in die ewigen Jagdgründe versetzt. Seltsam: Da war es Scharen von zwei- und vierbeinigen Häschern sechs Wochen lang nicht gelungen, den Schafsräuber lebendig zu fangen. Und kaum kam das amtliche Todesurteil - wurde gleich ab 4.50 Uhr geschossen. Voll ins Bären-Blatt.

Andere Länder gehen weit gelassener mit dem pelzigen Raubsäuger in ihren Wäldern um. Aber wir hatten den letzten Bären schon 1835 liquidiert. Ebenfalls in Bayern. Und als sich nun wieder einer zu uns traute, erfanden wir vorsichtshalber erst einmal das Wort "Problembär". Zugegeben - so nett wie Pu, Balu oder Käpt'n Blaubär war dieser Bruno nicht. Das fanden nicht nur die Schafe. Doch ein wenig stolz konnte man schon sein, daß dieses Urbild von Kraft sich im umweltbewegten Deutschland wieder wohl fühlte. Aber nun ist der Staat, dessen Hauptstadt einen Bären im Wappen hat, wieder Bären-freie Zone. Und irgendwie ein bißchen ärmer. Bruno - ein deutsches Schicksal.