Selbstbewusst und mit ironischen Spitzen gegen das Gericht beteuert der Angeklagte seine Unschuld. “Ich bedauere den Tod von Ursula Herrmann und das...

Augsburg. Selbstbewusst und mit ironischen Spitzen gegen das Gericht beteuert der Angeklagte seine Unschuld. "Ich bedauere den Tod von Ursula Herrmann und das Schicksal der Familie", beginnt der 58 Jahre alte Angeklagte Werner M. noch verhalten seine Erklärung, um dann mit fast drohendem Unterton hinzuzufügen: "Heute stehe ich aber hier und muss um mein Leben und das meiner Frau kämpfen, und das werde ich tun." Wegen erpresserischen Menschenraubes mit Todesfolge steht Werner M. vor dem Landgericht Augsburg. Er soll 1981 die damals zehn Jahre alte Ursula entführt und lebendig begraben haben.

Leicht gebückt beginnt der etwas bullige Mann die bekannten Vorwürfe abzuarbeiten. "Ich bin mir sicher, dass ich am Ende freigesprochen werde", sagt er. Mit angeklagt ist seine Ehefrau Gabriele. Auch sie gibt eine Erklärung ab: "Mein Mann und ich haben mit dem Verbrechen an Ursula Herrmann nichts zu tun."

Die Staatsanwaltschaft jedoch sieht den Angeklagten durch Indizien überführt. Als jüngster Beweis gilt ein Tonband, das Ermittler bei Werner M. fanden. Damit sollen Erpressungsanrufe bei Ursulas Eltern abgespielt worden sein. Allerdings waren lediglich die Erkennungsmelodie des Radiokanals Bayern 3 und Nebengeräusche zu hören.

Der Angeklagte, der damals in der Nachbarschaft von Ursula Herrmann wohnte, soll sie vor 27 Jahren vom Fahrrad gezerrt und in einem Waldstück in eine im Boden vergrabene, nur 1,36 Meter hohe Kiste gesperrt haben. Durch die Lüftungsrohre kam keine Luft, weil Laub darüber lag. Ursula erstickte nach wenigen Stunden. Ihre Leiche wurde nach 19 Tagen gefunden. Der Täter hatte drei Tage nach der Entführung mit einem Brief zwei Millionen Mark Lösegeld von den Eltern gefordert. Der Prozess wird fortgesetzt.