Brink/Reckermann scheiden bei der Beach-DM im Halbfinale aus. Die Olympiafünften Goller/Ludwig aus Hamburg stehen vor der Trennung.

Timmendorfer Strand. Der Olympiasieger ging mit bestem Beispiel voran. Auch Jonas Reckermann nahm am ersten Volker-Popp-Lauf teil. Mit dem Run über vier Kilometer am Timmendorfer Strand erinnerten Aktive, Wegbegleiter und Gäste an den im Juni gestorbenen langjährigen Kurdirektor und Bürgermeister der Ostsee-Gemeinde. Er hatte seit 1993 engagiert und unbürokratisch die deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften zu einem stimmungsvollen sportlichen Großereignis gemacht.

+++ Brink/Reckermann sind das perfekte Team +++
+++ Feiern durften Reckermann und Brink nur noch auf dem Sand +++

Auch Reckermanns Partner Julius Brink war Popps Tod nahe gegangen, der 30-Jährige musste aber beim Lauf ebenso passen wie im kleinen Finale der 20. Titelkämpfe von Timmendorf. Wegen einer Rückenverletzung Brinks fehlte den Gold-Jungs aus Köln vor 6000 Fans im Sonntagsregen beim 0:2 (19:21, 14:21) im Halbfinale gegen das Interimsteam Eric Koreng/Alex Walkenhorst (HSV/Rottenburg) das körperliche Vermögen für ihren vierten Titel in Folge. Sebastian Dollinger/Stefan Windscheif (HSV) wurden kampflos Dritte, die Olympianeunten Jonathan Erdmann/Kay Matysik aus Berlin holten mit 2:0 (25:23, 21:16 ) gegen Koreng/Walkenhorst ihren ersten Titel.

Tags zuvor hatte der hemdsärmelige DVV-Präsident Werner von Moltke, 76, bei der Siegerehrung der Frauen nach 15 Jahren an der Spitze des Verbandes "Tschüs" gesagt. Dass auf dem Treppchen weder Sara Goller noch Laura Ludwig standen, war auch für den früheren Zehnkampf-Europameister, dem als DVV-Chef der Münchner Thomas Krohne, 50, folgt, eine Überraschung. Goller und Ludwig umarmten sich nach der feuchtröhlichen Prozedur in der Ahmann-Hager-Arena lang und innig. Als Siebtplatzierte hatten die viermaligen deutschen Meisterinnen und Olympiafünften aus Hamburg ihr schlechtestes Resultat in den Timmendorfer Sand gesetzt. So wollten sich die bisher erfolgreichsten deutschen Beach-Girls (zwei EM-Titel, Platz neun in Peking 2008) nach zwei Olympiaden nicht verabschieden. Statt mit einer Sieges- sagten sie ihrem neuseeländischen Coach Greg Seuseu mit einer Farewell-Party "Tschüs". In ein paar Wochen werden sich Ludwig und Goller mit Teamchef Olaf Kortmann zusammensetzen.

"An einem Tag denke ich ans Weitermachen, am anderen dann ans Aufhören", gab Sara Goller Einblick in ihr Innenleben. Die gebürtige Starnbergerin zieht es nach Köln, wo ihr zukünftiger Ehemann Michael Niedrig in der Marketingabteilung des 1. FC arbeitet. Vorgespräche mit der Laufbahnberaterin des Olympiastützpunktes (OSP) Köln hat sie schon geführt.

"Ich mache in jedem Fall bis 2016 weiter", sagte dagegen Laura Ludwig, 26. Die fidele viermalige "Beachvolleyballerin des Jahres" ("Ich kann doch nichts anderes") denkt nicht nur wegen ihrer frischen Liaison mit dem braslianischen Weltklassespieler Pedro Cunha gern an Rio. Für das "World Cup Final", einen mit 500 000 Dollar dotierten Teamwettbewerb der besten Beach-Nationen Mitte November in Brasilien, haben Goller/Ludwig indes nicht gemeldet. Wohl aber Katrin Holtwick/Ilka Semmler (Essen): Die Olympianeunten gewannen mit 2:0 (21:12, 23:21) gegen die Goller-Ludwig-Bezwingerinnen Geeske Banck/Kira Walkenhorst (Olympia Hamburg/Herne) ihren zweiten Titel nach 2009. Für das größte Aufsehen im Finale sorgte dabei die 1,84 m große Walkenhorst mit ihren fast 90 km/h schnellen Sprungaufschlägen

"Wenn Laura und Kira zusammenspielen wollen, ist das völlig okay, dann höre ich auf", weiß die künftige Lehrerin Geeske Banck, 31, um die Überlegungen des OSP Hamburg/Kiel, mit Ludwig/Walkenhorst ein neues Frauen-Nationalduo für die nächste Olympiade aufzubauen. Die 21-jährige Walkenhorst ("Laura ist eine sehr sympathische Spielerin, aber bisher hat niemand mit mir gesprochen") wohnt noch in Essen.

Mit HSV-Spielerin Jana Köhler, 26, die als DM-Vierte mit Anni Schumacher, 24, ihre Setzposition bestätigte, steht ein weiteres potenzielles Nationalteam Gewehr bei Fuß. Sportsoldatin Köhler plant von Hamburg aus auch Angriffe auf der Welttour, ihre neue Partnerin aus Dresden will nach Abschluss ihres Psychologie-Studiums 2013 in die Hansestadt wechseln. Doch um international spielen zu können, brauchen Köhler/Schumacher Sponsoren. Das Olympia-Gold von Brink/Reckermann könnte auch ihnen bei der Suche helfen - wenn der Boom nicht im Sande verläuft.