Über die Schalker Aussichten, auch am Saisonende ganz oben zu stehen und die Gründe für den Aufschwung sprach Sport1.de mit Klaus Fischer.

München - Nach vier Siegen in Folge und dem Sprung an die Tabellenspitze hat Schalke 04 die Herbstmeisterschaft im Visier.

"Aber wir müssen uns strecken, um oben zu bleiben", sagte Trainer Mirko Slomka vor dem Gastspiel am Sonntag beim 1. FC Nürnberg.

Die Königsblauen benötigen beim Team von Hans Meyer einen Sieg, um die am Samstag vorbei gezogenen Bremer wieder von Platz eins zu verdrängen.

Dabei wird Slomka allerdings auf den wieder genesenen Spielmacher Lincoln verzichten. "Er hat selbst gemerkt, wie gut die Mannschaft zuletzt funktioniert hat", erklärte der Coach.

Über die Schalker Aussichten, auch am Ende der Saison ganz oben zu stehen, die Gründe für den Aufschwung, die Arbeit von Slomka und den Medienboykott der Spieler sprach Sport1.de mit S04-Idol Klaus Fischer .

Sport1: Kann Schalke die Erfolgsserie auch im Duell der Altmeister in Nürnberg fortsetzen?

Klaus Fischer: Ich glaube schon, denn die Mannschaft hat einfach einen Lauf. In den letzten fünf Spielen konnten sie 13 Punkte holen und mittlerweile müsste sie so viel Selbstvertrauen haben, um auch in Nürnberg gewinnen zu wollen. Der Club ist keine schlechte Mannschaft, aber wenn wir weiter so aggressiv zu ins Spiel gehen und den Gegner so früh attackieren, dann bin ich zuversichtlich.

Sport1: Kann Schalke in dieser Saison Deutscher Meister werden?

Fischer: Das kann man noch nicht sagen, denn es sind ja noch 19 Spiele und da kann viel passieren. Aber wenn die Mannschaft auch in der Rückrunde so weiterspielt, kann sie jeden Gegner schlagen. Und dann kann man durchaus auch zum Schluss ganz oben stehen.

Sport1: Wer sind für Sie die Haupt-Konkurenten?

Fischer: Natürlich die Bayern. Obwohl ich nicht glaube, dass sie so stark sind wie die letzten Jahre. Michael Ballack fehlt ihnen. Nicht weil er ein Kreativspieler ist, sonder weil er ein gefährlicher Mittelfeldspieler ist, der immer seine Tore gemacht hat. Der fehlt dem FC Bayern dieses Jahr, deshalb wird es ein spannendes Jahr werden. Und sonst sehe ich nur noch Bremen. Schalke kann da absolut mithalten.

Sport1: Am Anfang lief es nicht so gut und es gab viel Unruhe. Was sind die Hauptgründe, dass es jetzt so viel besser läuft?

Fischer: Einige Spieler sind einfach in guter Form. Zum Beispiel Gustavo Varela, der schon ewig nicht mehr so gut gespielt hat wie zuletzt. Oder Christian Pander, der links hinten schmerzlich vermisst wurde. Dadurch kann Levan Kobiashvili wieder ins Mittelfeld, wo seine Stärken liegen. Und auch die Stürmer harmonieren besser, Lövenkrands kommt in die Gänge, auch Halil Altintop wird seine Form finden.

Sport1: Wie beurteilen Sie den Torwart-Wechsel von Frank Rost zu Manuel Neuer?

Fischer: Für Frank Rost tut es mir ein bisschen leid, denn ich kenne ihn ganz gut und er ist ohne Zweifel ein Klasse-Torwart. Warum der Trainer so entschieden hat, weiß ich nicht. Dafür bin ich nicht nah genug dabei.

Sport1: Mirko Slomka sitzt trotz dieser umstrittenen Entscheidung derzeit sicher im Sattel. Hat er Sie überzeugt oder haben Sie immer noch eine gewisse Skepsis?

Fischer: Natürlich sind wir aus dem Uefa-Pokal und aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Da hätte man anders zu Werke gehen müssen, aber das wird der Mannschaft jetzt auch nicht mehr passieren. Trotzdem ist Mirko Slomka seinen Weg gegangen und die Vereinsführung hat ihn dabei unterstützt, was ganz wichtig ist.

Sport1: Seit die Spieler nicht mehr mit den Medien sprechen, sind Sie erfolgreich. Was halten Sie als langjähriger Profi von diesem Boykott?

Fischer: Die Spieler haben sich so entschieden und dafür gab es auch Gründe. Ich persönlich halte nichts davon, denn man muss mit den Medien auskommen und irgendwann sowieso wieder miteinander sprechen. Das Fernsehen bezahlt schließlich viel Geld für die Vereine und da muss man sich auch stellen. Aber wenn man im Fußball Erfolg hat, dann verändert man auch nicht viel. Ich denke, die Mannschaft wird sich in der Rückrunde wieder den Medien stellen. Das kann ja kein Dauerzustand sein.

Das Gespräch führte Martin Volkmar