Der FCB-Coach begibt sich vor dem Spiel beim HSV auf ungewohntes Terrain. Kollege Doll hofft ausgerechnet gegen Bayern auf die Wende.

München - Die Fans von Juventus Turin plagen heute noch Albträume, wenn sie an den 25. Mai 1983 zurückdenken.

Es war die 9. Minute im Athener Olympiastadion. Felix Magath erzielte im Finale des Landesmeistercups gegen Juve die Führung für den Hamburger SV. Es blieb das einzige Tor des Abends.

Neben dem wichtigsten Titel im europäischen Vereinsfußball gewann Magath drei deutsche Meisterschaften mit dem HSV.

Sein Herz hat er scheinbar jedoch nicht an die "Rothosen" verloren. Vor dem Nord-Süd-Klassiker beim HSV (Sa., ab 15 Uhr ) wagt sich der Trainer des FC Bayern auf ungewohntes Terrain und macht sich über den angeschlagenen Gegner lustig.

"Es wird schwer für den HSV"

"In der Champions League wird es schwer für den HSV. Im Pokal ist es auch eher unwahrscheinlich, dass in dieser Saison noch etwas geht, und in der Meisterschaft werden sie uns nicht mehr einholen. Bleibt die Fairplay-Wertung. Aber auch da wird es schwer, uns noch abzufangen", verkündete Magath am Donnerstag mit beißender Ironie.

Nur ein Schelm würde Magath Ignoranz vorwerfen. Er ist sehr wohl über die katastrophale sportliche Situation der Hamburger informiert.

HSV-Vorstand steht weiter zu Doll

In sämtlichen europäischen Wettbewerben hängt die Exmatrikulation für den HSV aus und in der Bundesliga stürzte die Elf von Coach Thomas Doll nach vielen sieglosen Wochen auf Tabellenplatz 17 ab.

Einer Trainer-Diskussion tritt der Vorstand des HSV allerdings seit Wochen energisch entgegen. Geht es nach Boss Bernd Hoffmann, soll Doll auch bei einer Niederlage gegen Bayern nicht um seinen Job fürchten müssen.

Sport1.de-User pro Doll

Doll ist der absolute Sympathieträger der Fans - auch in der schwersten Krise. Günter Netzer findet dies bemerkenswert, jedoch dürften die Anhänger seiner Meinung nach nicht in die Vereinspolitik eingreifen. "Über allem muss das Leistungsprinzip stehen", mahnt der Ex-Spieler in der "Bild"-Zeitung.

Doll jedenfalls vertraut seinen Vorgesetzten. "Ich weiß, dass alles im Lot ist, wenn es um meine Person geht", erklärte der 40-Jährige. Das sieht die Mehrheit der Sport1.de -User ähnlich. 53,2 Prozent sprachen sich im Bundesliga-Trend für Doll als HSV-Coach aus.

Effenberg glaubt an den HSV

Doch auch Doll benötigt dringend ein Erfolgserlebnis - am besten gegen Bayern.

"So bescheuert es klingt: Für den HSV kann es derzeit keinen einfacheren Gegner geben als die Bayern. Jeder rechnet doch mit einer Hamburger Niederlage. Da kannst du als Spieler nur gut aussehen. Und bei einem solchen Gegner bist du eh topmotiviert", sagte Ex-Bayernspieler Stefan Effenberg der "Hamburger Morgenpost".

Fragezeichen hinter Mahdavikia

Für Doll ist das Bayern-Spiel "genau der richtige Zeitpunkt für einen Sieg". "Wir müssen uns an der guten ersten Halbzeit gegen Arsenal (1:3, d. Red.) messen lassen. Da war Tempo in den Aktionen, das war vom Engagement und von der Grundordnung sehr gut. Jetzt müssen wir noch einige Prozent draufpacken und dann können wir Bayern packen."

Die angeschlagenen Thimothee Atouba, Paolo Guerrero und Boubacar Sanogo werden wohl rechtzeitig fit, lediglich hinter Mehdi Mahdavikia (Bänderdehnung) steht laut Doll noch ein Fragezeichen.

Gemischte Gefühle bei van Buyten

Guerrero brennt auf einen Einsatz gegen seinen Ex-Verein. "Es wäre natürlich geil, wenn mir ein Tor gelingt, aber wichtig ist, dass die Mannschaft gewinnt", sagte der Peruaner.

Guerreros Pendant Daniel van Buyten reist dagegen mit gemischten Gefühlen nach Hamburg.

"E wird komisch sein, beim HSV anzutreten. Ich habe zu viel Schönes in Hamburg erlebt, als dass mir der Verein gleichgültig wäre. Ich muss wohl damit rechnen, dass die Fans mich auspfeifen. Aber das würde mir schon wehtun. Ich habe doch zwei Jahre lang alles für den Verein gegeben", erklärte der Belgier.

Van der Vaart: "Wollen Fans Sieg schenken"

Die Situation in Hamburg belaste ihn. "Seit ich in München bin, verfolge ich jeden Tag, was in Hamburg so abgeht. Das trifft mich sehr. Wir haben so hart gekämpft, um an die Spitze zu kommen. Und nun bricht alles zusammen. Das schmerzt."

Vielleicht halten ja die Anhänger des HSV das wacklige Gebilde zusammen. Laut Rafael van der Vaart hätten die Fans mal wieder ein Erfolgserlebnis verdient: "Unsere Fans sind fantastisch. Wir wollen ihnen einen Sieg schenken."

Thomas Gaber