Der Inhaber einer Werbeagentur trainiert Fußballer, Handballer, Hockeyspieler und Leichtathleten.

Hamburg. Zwei Wochen nach seinem Wechsel vom VfL Gummersbach nach Hamburg machte Kyung-Shin Yoon im Sommer 2006 eine überraschende Feststellung: "Ich lerne hier jeden Tag neue Muskeln kennen." Die Entdeckungsreise in den eigenen Körper verdankte der koreanische Weltklasse-Handballer, damals bereits 33 Jahre alt, einem Mann, ohne den Hamburgs Spitzensport wohl am Stock gehen würde: Oliver Voigt.

Seine Dienste sind bei Fußballern, Handballern und Hockeyspielern gefragt, als Athletiktrainer hat sich der 40-Jährige auch bundesweit einen Namen gemacht. Fußball-Bundesligaklub Eintracht Frankfurt heuerte Voigt vor zwei Jahren zur Saisonvorbereitung an. Eintracht-Coach Friedhelm Funkel schwärmt noch heute: "Olli hat meine Jungs nicht nur fit gemacht, die hatten sogar großen Spaß daran, sich bei ihm zu quälen." Die Verbindung riss, weil Voigt, Inhaber einer Werbeagentur mit vier Angestellten, keine Zeit mehr fand, regelmäßig nach Frankfurt zu reisen.

In Hamburg gibt es für ihn genug zu tun. Die Handballer des HSV betreut er seit April 2003, die Fußball-Regionalliga des HSV und den Nachwuchs des Klubs zwischen 2003 und 2006, die Hockeyspieler des deutschen Meisters Club an der Alster seit vergangenem Sommer. Und nicht zu vergessen die Leichtathleten des HSV, seine ursprüngliche Passion, Herzensangelegenheit seit 25 Jahren. Mit der Zwei-Meter-Hochspringerin Daniela Rath trainiert er erstmals eine Olympiakandidatin. Die neue Leichtahtletik-Trainingshalle in Alsterdorf machte es möglich. Rath wechselte aus Leverkusen nach Hamburg. Über Voigt sagt sie: "Er ist der Richtige für mich."

Was Voigt leistet, weiß besonders Martin Schwalb, der Trainer des deutschen Handball-Vizemeisters und Europapokalsiegers HSV, zu schätzen: "Ohne Olli würden wir unsere Terminhatz nicht weitgehend verletzungsfrei durchstehen." Die Handballer blieben trotz bis zu 80 Spielen in der Saison in den vergangenen Jahren bis auf zwei Ausnahmen von Muskelblessuren verschont. Ein Indiz für den guten körperlichen Zustand des Kaders. Vor allem Weltmeister Pascal Hens profitierte von der Arbeit mit Voigt, von den Koordinations- und Stabilisationsübungen. Früher ein Dauerpatient bei den Ärzten strotzt der Rückraumschütze inzwischen vor Gesundheit - dank eines Zuwachses des Muskelkorsetts an den tragenden Körperstellen. Voigts Verdienst.

"Früher wollte ich aus jedem Sportler einen Leichtathleten machen, heute habe ich für jede Sportart spezifische Übungen entwickelt", sagt Voigt. Leute wie er sind mehr denn je gefragt. Fußball, Handball, Hockey - die Ballsportarten werden immer schneller, dynamischer und kraftraubender. Diese Dauerbelastungen hält nur aus, wer seinen Körper bis in die letzte Muskelfaser trainiert. Da sind Spezialisten gefragt. Voigt setzt dabei Qualität über Quantität, auf geringere Umfänge, aber hohe Intensitäten. "Bei mir muss niemand wegen Überanstrengung kotzen", sagt er.

Dünkel kennt Voigt nicht. "Ich muss das Rad nicht neu erfinden. Ich bilde mich fort, beobachte das Training von Kollegen, schaue bei vielen Sportarten rein. In der Trainingslehre gibt es keine grundlegend neuen Erkenntnisse mehr, oft sind es jedoch die kleinen Dingen, die Mischung verschiedener Elemente, die neue Effekte auslösen." Wichtig sei, ein großes Repertoire an Instrumentarien zu haben, "das man je nach Situation anwenden kann".

Oliver Voigt ist nicht nur einer, der andere begeistern kann, er ist auch ein leidenschaftlicher Zuschauer. Und wenn die von ihm trainierten Teams und Sportler gewinnen, huscht ein verschmitztes Lächeln über sein Gesicht. Den Erfolg würde er sich niemals ans Revers heften. "Ich bin wirklich nur ein kleiner Teil des Ganzen." Ganz bestimmt aber ein wichtiger.