HAMBURG. Wenn sich Veronika Schulte ihren Weg durchs Wasser bahnt, bleibt manchem Gegner die Luft weg. Ob Mann oder Frau. Ausgestattet mit Flossen, Taucherbrille und Schnorchel versucht die 32 Jahre alte studierte Biologin in rund fünf Metern Tiefe Plastikbälle in einer Art metallenem Papierkorb der Kont-rahenten zu versenken, oder selbiges am Gehäuse des eigenen Teams zu verhindern. Mit vollem Körpereinsatz. Unterwasserrugby heißt der ungewöhnliche Sport, in dem der gebürtigen Sauerländerin so schnell niemand etwas vormacht.

Schulte gehört zur Weltspitze. Auch wenn sie zugibt, dass dies in ihrer Tauchdisziplin durch die geringere Zahl an Aktiven etwas einfacher sei als im Fußball. Auf der anderen Seite muss man auch erst einmal zweifache Weltmeisterin werden und damit zu einer Kandidatin für die Wahl zu Hamburgs Sportlerin des Jahres.

Die Projektmanagerin von der Hochschule für Angewandte Wis-senschaften gewann mit der Frauen-Nationalmannschaft nach dem Triumph im Jahr 2003 in diesem Jahr zum zweiten Mal den WM-Titel. Im Finale im italienischen Bari ließ die deutsche Auswahl den Schwedinnen beim 2:0 keine Chance, blieb im gesamten Turnier ungeschlagen. Im Gegensatz zu anderen Nationen trainieren und spielen die deutschen Frauen in ihren Klubs gemeinsam mit den Männern. Ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Nationalteams.

Zimperlich wird mit dem vermeintlich zarteren Geschlecht allerdings nicht gerade umgegangen, im Zweikampf rutscht auch schon mal eine fremde Hand unter den eng anliegenden Badeanzug. "Wenn die Männer Rücksicht nehmen, haben sie schon verloren. Blaue Flecken sind normal", erklärt Schulte, die mit dem gemischten Team des Deutschen Unterwasser-Clubs Hamburg in der Bundesliga spielt und außerdem noch für eine Berliner Frauen-Mannschaft erfolgreich ins Wasser springt.

"Frauen spielen ein bisschen mehr mit Köpfchen, setzen mehr auf Taktik", meint die Nationalspielerin aus Harburg, der es mit ihren 65 Kilogramm Körpergewicht gegenüber den Männern an Kraft und Masse fehlt. Einfach wegdrücken lässt sich Schulte, die im Spiel gleichzeitig als Torfrau und Mittelstürmerin agiert, aber nicht. Nur irgendwann wird auch ihr die Luft knapp. Dann heißt es auftauchen, atmen, wieder hinabstoßen und einem Piranha gleich erneut auf die Jagd nach dem mit Salzwasser gefüllten Ball gehen.

Ein einziges Mal in knapp zehn Jahren habe sie aus Sauerstoffmangel Panik unter Wasser bekommen, erzählt die leidenschaftliche Reiterin, die als Relikt ihrer Jugendzeit mit Stute Diana sogar ein eigenes Pferd besitzt. Einen Freund hat sie dagegen derzeit nicht. Der Mann, bei dem ihr auch emotional die Luft wegbleibt, muss erst noch an ihr vorbeischwimmen.