Die Lacrosse-Ladys sind viel mehr als deutscher Meister.

Hamburg. Wenn Maike Hennigsen öffentliche Verkehrsmittel benutzt, dann erntet sie häufig neugierige Blicke. Diese lassen sich jedoch nicht nur mit der aparten Erscheinung der 1,80 m großen Blondine erklären, sondern vielmehr mit der Wahl des Sportgeräts, das die 25-Jährige mitführt. Hennigsen ist Torhüterin bei den HTHC Hamburg Warriors, Hamburgs einzigem Lacrosse-Damenteam. Lacrosse ist eine auf die Indianer von der Ostküste der USA zurückgehende Ballsportart, bei der zwei Teams mit je zwölf Spielerinnen versuchen, einen Gummiball mittels eines Schlägers mit eingebautem Netz im Schlägerkopf ins gegnerische Tor zu befördern. Der in Nordamerika sehr populäre Sport ist in Deutschland kaum bekannt. Deshalb ist der häufigste Spruch, den Hennigsen hört, wenn sie neugierig auf ihren Lacrosse-Schläger blickende Passanten aufklären möchte: "Das ist doch das mit dem Krokodil!" Bis sie dann erklärt hat, dass das Krokodil das Markenzeichen der Bekleidungsmarke Lacoste ist und mit Lacrosse nichts zu tun hat, ist das Interesse meist auch schon wieder abgeebbt.

Deshalb ist es besser, Fakten sprechen zu lassen, um zu erklären, warum die Warriors (zu deutsch: Krieger) in der Auswahl zu Hamburgs Team des Jahres 2007 nicht fehlen dürfen. Im Juni gewann die 18-köpfige Mannschaft, in der mit Tara Michael und Okka Thörner zwei Nationalspielerinnen stehen, überlegen die deutsche Meisterschaft, die mit acht Teams ausgespielt wird. Nach der ersten Halbserie der Saison 2007/08 stehen die Hamburgerinnen mit sieben Siegen aus sieben Spielen als Herbstmeister fest. In Deutschland gibt es keine gleichwertigen Gegner mehr. Kein Wunder, dass die Mannschaft vermehrt Anschauungsunterricht im Ausland nimmt. Ende September gab es bei einer zweiwöchigen Tour durch die USA gegen Uni-Teams in New York, Boston und Washington zwar hohe Niederlagen, "aber es war ein riesiger Lerneffekt, der uns viel gebracht hat", sagt Hennigsen.

Überhaupt ist es der Pioniergeist, der die Lacrosse-Ladys auszeichnet. Ihre US-Trainerin Amy Alvord fanden sie vor vier Jahren durch eine Stellenausschreibung an US-Universitäten. Wer eine Frage zu Lacrosse hat, kann neben der Internetseite (www.hamburgwarriors.com) eine 24-Stunden-Hotline nutzen (Tel. 07 00 - 92 77 46 77). Um ihren Sport populärer zu machen, werben die Damen offensiv an Schulen, leiten Sportunterricht.

"Wer Lacrosse spielen möchte, sollte nicht zimperlich sein. Es ist ein körperbetontes Spiel, blaue Flecken sind normal", sagt Hennigsen. Bei dreimal zwei Stunden Training pro Woche plus mindestens einem Spiel am Wochenende bleibt für einen anderen Freundeskreis kaum Zeit. Wer dennoch Lust auf ein komplexes Spiel hat, bei dem es auf Athletik ebenso ankommt wie auf strategische Fähigkeiten, der sollte ein Probetraining machen. Nur das Lacoste-Shirt sollte dabei besser im Schrank bleiben.