Renntage am Freitag, Sonnabend und Sonntag sind (noch) nicht gefährdet.

Hamburg. Die Herren tagten stundenlang, dann verkündete Rennleitungschef Peter Tasch um zwölf Uhr den Spruch der Prüfungskommission: "Der Mittwoch-Renntag wird abgesagt, das Geläuf lässt im momentanen Zustand keine Rennen zu." Schon am Dienstag gegen 22 Uhr hatten Renn-Club-Vorstand, Trainer- und Jockeyvertreter, Platzwart Malte Roschen und die Rennleitung getagt. Da beschlossen sie noch einstimmig, den Renntag durchzuführen.

Am nächsten Morgen sah alles anders aus. Dauerregen und Unwetter hatten über Nacht den Boden der Horner Rennbahn weiter in Mitleidenschaft gezogen. Wieder tagte die elfköpfige Prüfungskommission. Die Trainer wollten antreten, die Jockeys nicht. Schließlich entschied sich eine knappe Mehrheit für die Absage. Gestern wäre der mit 50 000 Euro dotierte "Preis der Spielbank" sportlicher Höhepunkt gewesen.

"Es gibt mehrere neuralgische Punkte auf der Bahn", erklärte Tasch. "Der Schlussbogen ist nur schwer zu passieren, dann gibt es eine Stelle 200 Meter vor dem Ziel. Da ist das Geläuf über die gesamte Breite nahezu unpassierbar. Wir müssen ja letztlich auch daran denken, dass hier unerfahrene Reiter in den Sattel steigen. Und wenn es dann an einer Stelle, an der Finish geritten wird, schwierig ist, kann es leicht zu Stürzen kommen."

So wie am Dienstag im Fall Andrea Bertram, die bei einem Gästefahren der Traber aus dem Sulky fiel und leicht verletzt wurde. Oder Jockei Andreas Suborics: Der erlitt nach ärztlicher Diagnose bei einem Sturz eine leichte Gehirnerschütterung und erhielt zwei Tage Reitverbot.

Wenige Minuten später erfuhr der komplett auf dem Gestüt Idee des Kaffeekaufmanns Albert Darboven in Rissen versammelte Vorstand des Hamburger Renn-Clubs (HRC) von der erstmaligen Absage eines Renntages seit Jahrzehnten.

"Die Entscheidung der Kommission ist in Ordnung", kommentierte HRC-Präsident Eugen-Andreas Wahler. "Es geht in unserem Sport in erster Linie um Sicherheit, und die muss gewährleistet sein." Seit 36 Jahren ist der 57-jährige Rechtsanwalt und Notar aus Bad Bevensen als Jockey, Trainer und HRC-Vorstand beim Derby, doch: "Eine komplette Renntagsabsage hat es in dieser Zeit meiner Erinnerung nach nicht gegeben." HRC-Schatzmeister Hans-Ludolff Matthiessen ergänzte: "Bei diesen Bodenverhältnisse sind keine Rennen möglich. Wir können daher keine Rücksicht auf wirtschaftliche Interessen nehmen. Wenn sich erst Pferde und Jockeys ernsthaft verletzen, ist das Geschrei groß."

Beim Empfang auf Darbovens Gestüt waren auch die Aktiven einverstanden. Erika Mäder, die Präsidentin des Trainerverbandes sagte: "Die Entscheidung ist absolut richtig." Ihr Trainerkollege Peter Schiergen äußerte sich ähnlich: "Der Boden ist extrem, er muss sich erst wieder erholen."

Der HRC-Vorstand reagierte. Um 16 Uhr standen die Vorstandsmitglieder Hans-Wilhelm Jenkel und Thimo von Rauchhaupt vor der Rennbahn und verteilten an die enttäuschten Zuschauer mehr als 1000 Freikarten für die Freitag-Veranstaltung. Allerdings: Im Internet war noch um 15 Uhr, drei Stunden nach der Entscheidung, nichts von der Absage zu lesen. "Das ist eine Sechs in moderner Kommunikation", empörten sich zahlreiche Abendblatt-Leser bei Anrufen in der Redaktion.

  • Nur noch 19 Pferde laufen am Sonntag im Deutschen Derby. Fighting Johan (Jean-Pierre Carvalho) vom Stall Lucky Owner wurde am Mittwoch abgemeldet.