Hockey: Mit dem 2:1-Finalsieg über die Niederlande revanchieren sich die deutschen Hockeydamen für das 1:4-Debakel in der Vorrunde.

Athen. Als der erste Olympiasieg der deutschen Hockey-Damen perfekt war, warfen die Spielerinnen ihre Schläger in die Luft, tanzten ausgelassen umher und ließen sich von ihren begeisterten Fans kräftig feiern. Mit einem 2:1 (2:0)-Sieg im Finale über Titelfavorit Niederlande haben die EM-Dritten am Donnerstagabend die Hockey-Welt endgültig auf den Kopf gestellt und sensationell Olympia-Gold gewonnen. Damit haben die Schützlinge von Bundestrainer Markus Weise ihr großes Olympia-Märchen wahr gemacht und zugleich das Männerteam gerächt, das am Mittwoch im Halbfinale gegen die Oranje-Herren unglücklich mit 2:3 unterlag.

Vor 5000 Fans im Helleniko-Hockeycenter, unter ihnen NOK-Präsident Klaus Steinbach und sein Vorgänger Walther Tröger, erzielten Anke Kühn (5.) und Franziska Gude (20.) die Tore für die EM-Dritten, deren Topleistungen nach den Silbermedaillen von 1984 und 1992 nicht einmal unverdient zum ersten Mal vergoldet wurden. Jede Akteurin des Überraschungsteams erhält zum Edelmetall zusätzlich 15 000 Euro Belohnung von der Sporthilfe. Rang drei und Bronze sicherte sich Weltmeister Argentinien durch ein 1:0 (1:0) über China.

Trainer Markus Weise brauchte einige Minuten, um seine Freude fassen zu können. "Ich weiß gar nicht genau, was ich sagen soll. Wir haben uns vor allem nicht in die Hosen gemacht wie im Gruppenspiel und sind unter dem Dauerdruck nicht zusammengebrochen. Wir machen uns jetzt einen schönen Abend und realisieren genüsslich, was wir erreicht haben", sagte der Coach.

Für den Deutschen Hockey-Bund (DHB) war es das insgesamt dritte Olympiagold seiner Geschichte. Zuvor hatte lediglich das Herrenteam 1972 und 1992 einen Olympiasieg errungen. Deutschlands Damen waren 1984 und 1992 jeweils im Endspiel gescheitert.

"Allein die Tatsache, dass die deutschen Damen hier das Endspiel erreicht haben, war schon sensationell", meinte Ex-Nationalspielerin Britta Becker, die 1992 in Barcelona mit Silber dekoriert wurde. Ihre sportlichen Erbinnen wollten nicht wie im Gruppenduell (1:4) unter die Räder kommen und begannen forsch. Hinzu kamen Glück und Geschick: Gleich die erste Strafecke führte durch Anke Kühns Schlenzer in die lange Ecke zur frühen Führung. Nun waren die Favoritinnen gereizt und starteten einen wahren Sturmlauf auf das deutsche Tor, in dem Louisa Walter nun immer mehr in den Mittelpunkt rückte.

Die Deutschen kamen kaum noch aus der eigenen Hälfte und hatten großes Glück, dass Macha van der Vaart (14./Außennetz) und Maartje Scheepstra (15./Latte) ganz knapp scheiterten. Kaum zu glauben, dass in dieser Druckphase nach dem zweiten guten Angriff über Silke Müller die freistehende Franzi Gude auf 2:0 erhöhen konnte. Sie rehabilitierte sich damit eindrucksvoll für ihren im Halbfinale-Krimi gegen China vergebenen Siebenmeter. Eine effektivere Vorstellung hätten die DHB-Damen bis zur Pause nicht abliefern können.

Nach dem Wechsel begannen die "Oranje"-Spielerinnen, die nach dem 0:2 angeschlagen wirkten, mit ihrer zweiten Angriffswelle und hatten durch den Treffer von Scheepstra (38.) aus kurzer Distanz schnell Erfolg. Die Deutschen kämpften gegen den Europameister weiter.

Gegen die robusteren Europameisterinnen blieben Entlastungsangriffe im zweiten Abschnitt zwar die Ausnahme, doch das Abwehrbollwerk hielt stand und ließ nicht einmal klare Torchancen für den haushohen Favoriten zu. 70 Sekunden vor Schuss rettete Torfrau Louisa Walter mit einem Hechtsprung den Sieg. Aus dem über sich hinaus wachsenden deutschen Team ragten Spielführerin Marion Rohdewald und Anke Kühn heraus.

Deutschland : Louisa Walter (Berliner HC) - Badri Latif (Berlin), Marion Rodewald (Rot-Weiß Köln), Mandy Haase (Rüsselsheim), Tina Bachmann (Club Raffelberg Duisburg) - Franziska Gude (Köln), Silke Müller (Rüsselsheim), Fanny Rinne (TSV Mannheim), Anke Kühn (Eintracht Braunschweig) - Natascha Keller (Berlin), Nadine Ernsting-Krienke (Braunschweig) - eingewechselt: Denise Klecker (Rüsselsheimer RK), Caroline Casaretto (Münchner SC), Sonja Lehmann (TuS Lichterfelde Berlin), Heike Lätzsch (Köln).

Niederlande : Clarinda Sinnige - Maartje Scheepstra, Janneke Schoopman, Minke Booij, Ageeth Boogaardt - Macha van der Vaart, Minke Smabers, Miek van Geenhuizen - Lieve van Kessel, Mijntje Donners, Fatima Moreira de Melo - eingewechselt: Jiske Snoeks, Sylvia Karres, Chantal de Bruijn, Eefke Mulder.

Schiedsrichter : de Klerk (Südafrika), Iparraguirre (Argentinien). Tore : 1:0 Kühn (5.), 2:0 Gude (20.), 2:1 Scheepstra (38.). Strafecken-Verhältnis : 1:5. Zuschauer : 7000.