Rund um die Ringe

Lauryn Williams stand mit leeren Händen da. Ärgerlich, weil sie als dritte Läuferin der US-Sprintstaffel eigentlich den Stab zum Sieg weitertragen sollte. Aber er kam nicht an. "Wait, wait", warte, warte, hatte Marion Jones beim Eintreffen in der Kurve geschrien, doch Williams wartete nicht. Sie überrannte stattdessen die Wechselmarke - ohne Stab. "Das war ein Tag zum Vergessen", schimpfte Jones später. Im Weitsprung war sie zuvor Fünfte geworden, dann das Missgeschick mit der Staffel, die Jamaika gewann. Die dreimalige Olympiasiegerin von Sydney gab sich geschockt: "Ich bin extrem enttäuscht über meine Leistung." Andere freuten sich. Tenor: Eine Gedopte hat bei Olympia nichts zu suchen. Die Indizien sprechen zwar gegen sie, einige, wie der Heidelberger Dopingexperte Prof. Werner Franke, nennen sie erdrückend, doch Beweise stehen aus. Jones darf deshalb frei herumlaufen. Nur: Die alten Antriebsstoffe scheinen ihr zu fehlen.

Der aufgedrückte Lorbeerkranz war bei allen Medaillengewinnern höchst beliebt, stellte er doch den symbolischen Brückenschlag zur Antike her. Damals hießen die wichtigsten Sportwettkämpfe Kranzspiele. Den australischen Empfängern des olympischen Kopfschmuckes drohen allerdings Probleme. Der heimatliche Zoll hat angekündigt, das Grünzeug biologisch untersuchen zu wollen. Schließlich könnten mit ihm Ungeziefer und Krankheiten eingeschleppt werden. Schwimmer Ian Thorpe will die Prozedur nicht abwarten: "Die können ihn behalten. Ich habe mir einen aus Stein gekauft. Der welkt wenigstens nicht."

Die US-amerikanische Basketball-Nationalmannschaft hat ihre Mission Gold nur mit Bronze abgeschlossen. Sie musste mit-ansehen, wie die Argentinier auf dem Podest auf und ab hüpften und sich über das Edelmetall freuten, nachdem sie Italien im Finale mit 84:69 bezwungen hatten. Der große Favorit suchte unterdessen mal wieder die Schuld nicht bei sich, sondern im Regelwerk. "Ich verstehe nicht, warum nicht überall auf der Welt nach einheitlichen Regeln gespielt wird," sagte US-Coach Larry Brown. Der internationale Basketball und der in der NBA sei "immer noch ein unterschiedliches Spiel". Eine Erkenntnis, die bei gezielter Vorbereitung auch vor Olympia-Beginn in Erfahrung zu bringen gewesen wäre.

Cian O'Connor will seinen Olympiasieg mit einem Bierrausch feiern: "Ich werde mehrere Guiness trinken", sagte der 24-Jährige, der am Freitag als erster irischer Springreiter eine Medaille gewonnen hatte. Die Freude könnte allerdings schnell in Frust umschlagen: Der Holsteiner Wallach Waterford Crystal, mit dem O'Connor den Parcours in Athen meisterte, steht zum Verkauf. "Es war nur abgemacht, dass ich ihn bis Athen reiten darf", sagte O'Connor.

Die finanzielle Zukunft der Spiele ist gesichert. 4,2 Milliarden Dollar nahm das Internationale Olympische Komitee (IOC) in der laufenden Olympiade von 2001 bis 2004 ein. In Zukunft gibt es noch mehr. Der Beitrag der elf Großsponsoren steigt bis 2008 von 661 auf 886 Millionen Dollar, die Fernsehrechte bringen weltweit mehr als 2,4 Milliarden Dollar ein (zuletzt: 1,5 Milliarden), dazu kommen Erlöse aus Lizenzrechten und Merchandising.

Alle Sportler in Athen gehören zu einer olympischen Familie - diese Philosophie mit Füßen getreten hat der Iraner Arash Miresmaeili, als der Judoka aus politischen Gründen nicht gegen den Israeli Ehud Vaks antreten wollte. Diese Missachtung des olympischen Geistes hat sich für Miresmaeili nun sogar finanziell gelohnt. 120 000 Dollar bezahlt der iranische Sport-Bund dem Judo-Weltmeister. Und das iranische Olympische Komitee rühmte die Protestaktion sogar als "Heldentat".

Geld spielte für die 150 000 freiwilligen Helfer in Athen keine Rolle. Sie bekamen nur Dank. Und ein bisschen Unterricht in Völkerkunde. "Schwarze und Chinesen sahen für mich immer gleich aus", gestand ein junges Mädchen am Eingang des Pressezentrums MPC, "jetzt haben sie für mich Gesichter bekommen. Sehr schöne sogar." Olympische Spiele bleiben der größte Beitrag in dieser Welt zur Völkerverständigung. Denn die gibt es wirklich - abseits der Arenen, wenn sich Menschen begegnen und feststellen, dass sie ähnliche Geschichten zu erzählen haben. Das iranische Nationale Komitee hat jetzt vier Jahre Zeit, um zu dieser Erkenntnis zu gelangen.