Rund um die Ringe

Matthew Emmons wäre der erste männliche Schütze mit zwei Goldmedaillen bei denselben Olympischen Spielen gewesen. Vor dem letzten Schuss im Dreistellungskampf hatte der Goldmedaillengewinner im 60-Schuss-Liegendkampf 3,0 Ringe Vorsprung. Der US-Amerikaner drückte ab - doch seine Trefferanzeige zeigte Null an. Emmons war ratlos. Bis ihm die Jury half. "Er hat auf die Zielscheibe auf Bahn drei vom Österreicher Christian Planer statt auf seine auf Bahn zwei gezielt. Deswegen mussten wir für ihn eine Null werten", sagte Wettkampfchef Vasileios Delios über den fehlenden Durchblick des Athleten. Der Chinese Zhanbo Jia freute sich nun über Gold. Emmons, dem eine 7,2 im letzten Schuss zum Sieg gereicht hätte, blieb der achte und letzte Finalplatz - und der Eintrag in die Geschichtsbücher verwehrt.

Ein Leistungsloch kostete Heiko Hell (24) die Qualifikation für das Finale über 400 m Freistil. Der deutsche Meister wurde 18., jetzt will der Hamburger seine internationale Karriere beenden. "Hochleistungssport und Studium waren nicht mehr vereinbar", sagte sein Trainer Dirk Lange. Neuer Schwerpunkt in Hells Leben wird die Lochsuche: Er will sich auf sein Zahnmedizin-Studium konzentrieren.

Einen gewichtigen Auftritt hatte der Spanier Aytami Ruano. Beim obligatorischen Wiegen vor seinem Kampf in der Klasse über 100 Kilogramm brachte der Judoka mehr als das Doppelte auf die Waage - wie viel genau, ließ sich nicht ermitteln: Die Waage reicht nur bis 200 Kilogramm. Sportlich hinterließ er aber keinen bleibenden Eindruck: In Runde eins verlor er gegen 110-kg-Mann Kim Sung-Beon aus Südkorea - wegen Passivität.

Vorwürfe wollte sich der ehemalige Tischtennis-Europameister Timo Boll nach dem Viertelfinal-Aus gegen das Zelluloid-Genie Jan-Ove Waldner nicht machen. "Waldner hat mich nicht ins Spiel kommen lassen - das macht den Ausnahmekönner aus", sagte der 23-Jährige, der das Duell der Generationen gegen den 38-jährigen Schweden klar verloren hatte. Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig fordert daher von Boll die Wettkämpfe zu reduzieren: "Er braucht einen ausgewogenen Mix aus intensiven Trainingsphasen, Regeneration und Wettkämpfen." Bei der deutschstämmigen schwedischen Königin Silvia waren die Sympathien übrigens klar verteilt. "Jan-Ove ist einmalig. Er ist mein Lieblingsspieler", sagte sie, schwenkte euphorisch ein "Tre-Kronor"-Fähnchen und umarmte den gerührten Helden.

Gewichtheben ist in Griechenland Nationalsportart, leidet aber unter der positiven Doping-Probe von Leonidas Sabanis, dem Bronze in der 62-kg-Kategorie aberkannt worden war. Doch zum Glück haben die Hellenen Pyrros Dimas. Zwar konnte der Volksheld seine Olympiasiege von 1992, 1996 und 2000 nicht wiederholen, aber immerhin holte er in der 85-kg-Klasse Bronze - obwohl der gebürtige Albaner in den vergangenen Jahren mehrfach an Schulter und Knie operiert worden war. Voll des Lobes war daher die griechische Presse: "Score" nannte ihn "Gott der Hanteln".

Bei ihren bisherigen fünf Olympia-Teilnahmen gewann sie immer Gold - und diese Serie von Kanutin Birgit Fischer, die im Zweier und Vierer startet, soll in Athen halten. "Für mich zählt nur Gold", sagt die 42-Jährige, für die heute mit den Vorläufen auf der Regattastrecke von Schinias die Wettkämpfe beginnen. "Wenn ich nur kleine Brötchen backe, dann denken meine Gefährtinnen: Wenn schon Birgit nicht an Gold glaubt . . . Ich muss ihnen Selbstvertrauen vermitteln." Wer sollte das besser können als die 27-malige Weltmeisterin?

Litauens Basketball-Nationalspieler Sarunas Jasikevicius besiegte das Dream-Team fast im Alleingang. Mit drei Dreiern und einem Freiwurf wandelte er einen 81:84-Rückstand in eine 91:87-Führung um, am Ende gewann der Europameister mit 94:90. Jasikevicius war zu gut für die US-amerikanische Nationalmannschaft, aber für die Profiliga NBA soll er nicht gut genug sein. US-Coach Larry Brown : "Er ist ein großartiger Spieler, aber ich glaube nicht, dass er sich in der NBA durchsetzen würde."

Elefanten sind die große Leidenschaft von Trampolin-Olympiasiegerin Anna Doganadze. Wenn die 31-Jährige heute zurück nach Bad Kreuznach kommt, werden die Dickhäuter auf sie warten. Neben einem lebenden Exemplar sollen eine Reihe von Plüschtieren der gebürtigen Georgierin einen würdevollen Empfang geben. So groß ihre Tierliebe auch ist, die größte Aufmerksamkeit wird sie ihrer Tochter Mariam (9) widmen. "Sie hat mich lange vermisst und ich sie, das wird jetzt anders", kündigte sie eine "längere Pause" an.

Dass erfolgreiche Ruderer nach ihren Wettkämpfen ins Wasser springen, ist schon ein Ritual - jetzt übernehmen auch die Fans diese Form des Jubelns. Einige Engländerinnen wollten dem Doppelvierer ihres Landes besonders schnell zum Medaillenerfolg gratulieren, sprangen in den Schinias-See und schwammen zu den Booten. Pech nur, dass die Sicherheitskräfte an Land wenig Verständnis hatten: Im Polizeibus wurden die Schwimmer abtransportiert.