Die Spielergewerkschaft hat sich aufgelöst, um in Einzelklagen kartellrechtlich gegen die Aussperrung und die Liga vorgehen zu können

New York. Die Situation ist für Dirk Nowitzki nicht neu. Als der 33 Jahre Basketballer aus Würzburg vor dreizehn Jahren erstmals in der nordamerikanischen Basketball-Liga NBA spielte, standen wegen des Streiks zwischen Spielern und Liga auch nur noch 50 Spiele auf dem Programm. Neu ist nach den geplatzten Tarifverhandlungen von Montag nun allerdings, dass diesmal die komplette Saison abgesagt werden könnte.

Es ist nun sehr wahrscheinlich, dass sich der NBA-Champion der Dallas Mavericks nach einem neuen Klub umschauen muss, „weil ich in meinem Alter nicht ein Jahr aussetzen kann“, wie es Nowitzki schon häufiger formuliert hat. Dass er dann in die deutsche Basketball-Bundesliga BBL wechselt, ist aber höchst unwahrscheinlich. München, Berlin, Bamberg und Würzburg haben bereits ihr Interesse bekundet. „Doch wenn ich mich für einen Klub entscheide, sind die anderen enttäuscht“, sagte er.

Dass sich Nowitzki möglicherweise überhaupt ein neues Trikot überstreifen muss, liegt an dem erbitterten Streit zwischen Spielern und der NBA. Am Montag hat der am 137. Verhandlungstag eine neue Qualität erreicht. Die Spielergewerkschaft NBPA lehnte das verbesserte Angebot der Liga nicht nur ab, die Spielergewerkschaft löste sich anschließend sogar auf. „Wir steuern mit der NBA einem nuklearen Winter entgegen“, sagte Ligachef David Stern in drastischen Worten.

Der Grund für die Auflösung ist simpel: Die Spielerseite fühlt sich ungerecht behandelt. Es geht wie immer um Geld, um sehr viel Geld. Der am 30. Juni dieses Jahres ausgelaufene Tarifvertrag sah vor, das die Profis 57 Prozent der Einnahmen erhielten, Sterns letztes Angebot beinhaltete eine Teilung der Gesamteinnahmen von rund 4,3 Millionen Dollar im Verhältnis von 50 zu 50. Jedes Prozent, um das gefeilscht wird, entspricht einem Betrag von etwa 40 Millionen Dollar im Jahr. Je nach Laufzeit kämen die Spieler ihren Arbeitgebern so bis zu einer Milliarde entgegen.

Um ihre Chancen zu verbessern, haben die Spieler um ihren Präsidenten Derek Fisher (Los Angeles Lakers) nun einstimmig entschieden, gegen die NBA kartellrechtlich vorzugehen. „Nur so haben wir eine Chance auf ein gerechtes Verfahren“, sagte NBPA-Geschäftsführer Billy Hunter. Konkret bedeutet das, dass die 430 Sportler um Dirk Nowitzki nach er Umwandlung der Spielergewerkschaft in eine Handelsgesellschaft in Einzelklagen gegen die Aussperrung vor Gericht ziehen können. In spätestens zwei Tagen wollen sie eine Sammelklage einreichen. „Für die Spieler ist das die beste Entscheidung“, sagte Fisher.

Um deren Belange kümmern sich nun die beiden Anwälte Jeffrey Kessler und David Boies. Ausgerechnet die beiden. Denn im Tarifstreit der Football-Liga NFL saßen sie noch als Konkurrenten am Verhandlungstisch. Kessler arbeitete für die Spieler, Boies für die Liga. „Dass die beiden größten Widersacher der Meinung sind, dass der Lockout illegal ist, spricht doch für sich“, schrieb Kessler in einer E-Mail an die amerikanische Nachrichtenagentur AP.

Ob das ein gutes Omen ist? Die NFL einigte sich letztlich auf einen neuen Tarifvertrag – am 136. Verhandlungstag. Die NBA kann das schon nicht mehr erreichen. Viel schlimmer aber noch ist der Imageschaden der einst angesehenen Liga, den die Streitparteien der NBA zugefügt haben. Eine Umfrage hat zuletzt ergeben, dass 76 Prozent der befragten Amerikaner die NBA nicht vermissen würden.