Die größte Basketball-Liga der Welt steht weiter still. Auch die zweite Sitzung mit einem Vermittler brachte im Tarifstreit weiter kein Ergebnis.

NEW YORK. Ein Ende des NBA-Lockouts ist weiterhin nicht in Sicht. Auch die zweite Gesprächsrunde unter Beteiligung des staatlichen Vermittlers George Cohen brachte am Mittwoch keinen Durchbruch. „Die Gespräche waren sehr direkt und konstruktiv“, sagte Cohen und kündigte die Fortsetzung der Verhandlungen zwischen Vertretern der nordamerikanischen Basketball-Profiliga und der Spielervereinigung NBPA für Donnerstag an.

Nach dem rund sechzehnstündigen Gespräch am Dienstag saßen die Kontrahenten am Mittwoch erneut mehr als acht Stunden zusammen. Ergebnisse der Sitzung wurden nicht bekannt, da Cohen die Beteiligten um Stillschweigen gebeten hatte. Es sei sowohl in großer als auch in kleiner Runde diskutiert worden, so Cohen: „Alle arbeiten sehr konzentriert an den wesentlichen Knackpunkten.“

In der vergangenen Woche war entschieden worden, den Direktor des staatlichen Vermittlungsdienstes FMCS auf der Suche nach einer Lösung in dem mittlerweile 111 Tage andauernden Tarifstreit offiziell hinzuzuziehen. Der Streit um die Verteilung der Klubeinnahmen hat zur Streichung aller Vorbereitungsspiele und der ersten zwei Wochen der neuen Saison geführt. Der nächste Schritt könnte die Absage aller Begegnungen bis zum Jahresende sein, darüber hinaus ist die komplette Spielzeit in Gefahr.

Unterdessen planen NBA-Topstars wie Kobe Bryant, LeBron James, Dwyane Wade, Derrick Rose oder Carmelo Anthony laut ESPN-Information vom 30. Oktober bis 9. November eine zweiwöchige Welttournee. Die Tour soll sechs Spiele auf vier Kontinenten umfassen und unter anderem Station in London machen, wo zwei Partien geplant sind. Weitere Auftritte finden wohl in Puerto Rico, Macau und Australien statt. Laut einer ESPN-Quelle sei die Tour schon in trockenen Tüchern, lediglich Details des Deals müssten noch geklärt werden. (sid)

Die Streitpunkte im Milliardenpoker:

Was ist der Hauptknackpunkt im Tarifstreit?

Da 22 der 30 Vereine nach Angaben von Liga-Chef David Stern in der vergangenen Saison zusammen insgesamt 300 Millionen Dollar Verlust gemacht haben, sollen die Spieler Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Bislang erhielten die Profis 57 Prozent der Jahreseinnahmen von 4,3 Milliarden Dollar. Nun wollen sie sich mit 53 Prozent zufriedengeben, das letzte formelle Angebot der Teambesitzer waren 47 Prozent. Jeder Prozentpunkt ist rund 40 Millionen Dollar wert, somit sind die Parteien auf sechs Jahre gerechnet noch 1,44 Milliarden Dollar voneinander entfernt.

Wo knirscht es sonst noch?

Am Montag scheiterten die Verhandlungen bereits an „Systemfragen“: So lehnen die Profis eine fixe Gehaltsobergrenze ab. Bislang können die Clubs diesen sogenannten Salary Cap durch die Zahlung einer Luxussteuer umgehen. Zudem wollen die Vereine die maximalen Vertragslängen verkürzen.

Wie geht es jetzt weiter?

Wann die nächsten Gespräche stattfinden werden, ist komplett offen. Sollte es bis Ende Oktober keine Einigung geben, werden wahrscheinlich weitere zwei Wochen abgesagt werden. Die bislang für Anfang November geplanten 100 Spiele fallen fast sicher aus. NBA-Boss Stern bezeichnete es als „extrem schwierig“, sie im Laufe der Saison nachzuholen. Jeder Monat ohne Spielbetrieb bedeutet für die Liga einen Verlust an Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich.

Droht die komplette Saison auszufallen?

Die gesamte Absage wäre einmalig in der NBA-Geschichte. Auch weil alle Beteiligten zu viel zu verlieren haben, scheint der komplette Ausfall zum derzeitigen Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich. Allerdings haben sich beide Seiten auf einen langen Lockout eingestellt. Die Besitzer drohen bereits seit zwei Jahren damit, den Spielbetrieb so lange ruhen zu lassen, bis eine für sie annehmbare Lösung gefunden ist. Aus diesem Grund wirft die Spielergewerkschaft den Clubs vor, dass die Spielabsagen ein von langer Hand geplanter Teil der Verhandlungsstrategie seien, um die Profis in ein schlechtes Licht zu rücken.