Beide Parteien sehen Fortschritte in den Tarifverhandlungen. Schon in der kommenden Nacht könnte es demnach zu einem Durchbruch kommen.

New York. NBA-Champion Dirk Nowitzki kann auf ein baldiges Ende des seit 1. Juli andauernden Lockouts hoffen: Im Tarifstreit der nordamerikanischen Basketball-Profiliga gibt es weitere Fortschritte. Vertreter der Klubbesitzer und der Spieler haben sich am Donnerstag erneut in New York getroffen und nach gut siebenstündigen Gesprächen zuversichtlich gezeigt.

„Es gibt keine Garantie, dass wir uns einigen, aber wir werden am Freitag alles geben und ich glaube, die Spielergewerkschaft denkt genauso“, betonte NBA-Commissioner David Stern. Die Profis machten deutlich, dass sie auf mindestens 52 Prozent der jährlichen Gesamteinnahmen von 4,3 Milliarden Euro bestehen. Die Aufteilung dieser Summe war bislang der Hauptstreitpunkt. Die Klub-Eigentümer bieten einen Split von 50:50 an, die Spielergewerkschaft lehnt das Angebot ab. Zwischen beiden Seiten klafft noch eine Verteilungslücke in Höhe von etwa 100 Millionen US-Dollar (71,4 Millionen Euro).

Obwohl Stern die ersten 100 Partien vom 1. bis 14. November abgesagt hat, sieht Hunter noch eine Chance, dass der ursprüngliche Vorrunden-Spielplan mit 82 Begegnungen pro Team absolviert werden kann, wenn ein neues Arbeitspapier bis Sonntag oder Montag unterzeichnet sei.

Auch der Sprecher der Spielergewerkschaft NBPA, Billy Hunter, gab sich optimistisch. Eine Einigung sei in Reichweite. Am Tag zuvor hatten die Parteien nach einem 15-stündigen Verhandlungsmarathon nachts um drei Uhr die Zusammenkunft unterbrochen. Die Verhandlungen sollen noch an diesem Freitag fortgesetzt werden. (dapd/dpa)

Die Streitpunkte im Milliardenpoker:

Was ist der Hauptknackpunkt im Tarifstreit?

Da 22 der 30 Vereine nach Angaben von Liga-Chef David Stern in der vergangenen Saison zusammen insgesamt 300 Millionen Dollar Verlust gemacht haben, sollen die Spieler Gehaltseinbußen in Kauf nehmen. Bislang erhielten die Profis 57 Prozent der Jahreseinnahmen von 4,3 Milliarden Dollar. Nun wollen sie sich mit 53 Prozent zufriedengeben, das letzte formelle Angebot der Teambesitzer waren 47 Prozent. Jeder Prozentpunkt ist rund 40 Millionen Dollar wert, somit sind die Parteien auf sechs Jahre gerechnet noch 1,44 Milliarden Dollar voneinander entfernt.

Wo knirscht es sonst noch?

Am Montag scheiterten die Verhandlungen bereits an „Systemfragen“: So lehnen die Profis eine fixe Gehaltsobergrenze ab. Bislang können die Clubs diesen sogenannten Salary Cap durch die Zahlung einer Luxussteuer umgehen. Zudem wollen die Vereine die maximalen Vertragslängen verkürzen.

Wie geht es jetzt weiter?

Wann die nächsten Gespräche stattfinden werden, ist komplett offen. Sollte es bis Ende Oktober keine Einigung geben, werden wahrscheinlich weitere zwei Wochen abgesagt werden. Die bislang für Anfang November geplanten 100 Spiele fallen fast sicher aus. NBA-Boss Stern bezeichnete es als „extrem schwierig“, sie im Laufe der Saison nachzuholen. Jeder Monat ohne Spielbetrieb bedeutet für die Liga einen Verlust an Einnahmen im dreistelligen Millionenbereich.

Droht die komplette Saison auszufallen?

Die gesamte Absage wäre einmalig in der NBA-Geschichte. Auch weil alle Beteiligten zu viel zu verlieren haben, scheint der komplette Ausfall zum derzeitigen Zeitpunkt sehr unwahrscheinlich. Allerdings haben sich beide Seiten auf einen langen Lockout eingestellt. Die Besitzer drohen bereits seit zwei Jahren damit, den Spielbetrieb so lange ruhen zu lassen, bis eine für sie annehmbare Lösung gefunden ist. Aus diesem Grund wirft die Spielergewerkschaft den Klubs vor, dass die Spielabsagen ein von langer Hand geplanter Teil der Verhandlungsstrategie seien, um die Profis in ein schlechtes Licht zu rücken.