Tarifstreit in der NBA eskaliert. Die Spieler lehnten letztes Angebot ab. Saison droht das Aus. Liga-Chef Stern spricht von “nuklearem Winter.“

New York. Im NBA-Tarifstreit ist kein Ende in Sicht: Die Spielergewerkschaft der nordamerikanischen Basketball-Profiliga hat am Montag ein weiteres Angebot der Liga ausgeschlagen – ein Ausfall der kompletten Saison wird nun immer wahrscheinlicher. „Wir bereiten uns momentan darauf vor, die NBA kartellrechtlich zu belangen. Nur so haben die Spieler eine Chance auf ein gerechtes Verfahren“, sagte der Geschäftsführer der Gewerkschaft, Billy Hunter.

Die Spieler reagierten damit auf ein Ultimatum, in welchem NBA-Commissioner David Stern die Gewerkschaft aufgefordert hatte, „so schnell wie möglich“ das Angebot der Liga anzunehmen. Dieses sah vor, die Saison am 15. Dezember starten zu lassen – es sollten 72 Spiele stattfinden, die Einnahmen sollten zur Hälfte an die Liga und zur Hälfte an die Spieler gehen.

Gleichzeitig beschlossen die NBA-Akteure, die Spielergewerkschaft NBPA aufzulösen, um dann als neu gegründete Handelsgesellschaft gegen die NBA klagen zu können. Für eine Auflösung der NBPA müssen 30 Prozent der NBA-Profis einen entsprechenden Antrag unterschreiben. „Wir sind gut auf diese Aktion vorbereitet, für die Spieler ist es die beste Lösung“, sagte Derek Fisher, einer von zwei Präsidenten der Spielergewerkschaft. Sein Kollege Billy Hunter erklärte nach der Sitzung: „Wir haben David Stern bereits eine Nachricht mit unserer Entscheidung geschickt.“

Derek Fisher beklagte sich erneut über den mächtigen Liga-Chef David Stern: „Das Ultimatum war extrem unfair.“ Dieses umfasste eine Teilung der Einnahmen in einem Verhältnis von 50:50. Bei einer Einigung hätten noch 72 Saisonspiele pro Team durchgeführt werden können. In der abgelaufenen Saison hatten die Spieler noch 57 Prozent der Einnahmen kassiert, zuletzt wären sie mit 52,5 Prozent zufrieden gewesen. Stern sagte am Montag: "Letzlich wird es einen neuen kollektiven Tarifvertrag geben. Aber die Saison 2011/12 ist nun in großer Gefahr." Er sprach gar von einem "nuklearen Winter", der nun auf die NBA zukomme.

Fisher strich die Bedeutung dieser Entscheidung für den Basketball heraus: „Ich möchte darauf hinweisen, dass wir nicht nur einen Beschluss für die aktuellen Spieler erzielen wollten, sondern auch für die in den nächsten Jahrzehnten.“

An einen Kompromiss an der verhärteten Front hatten nicht mehr viele geglaubt. Dirk Nowitzki von NBA-Champion Dallas Mavericks hatte bis zuletzt für die Verhandlungen die Daumen gedrückt: „Ich hoffe, dass sich beide Seiten einigen und die NBA-Saison verkürzt gestartet werden kann.“ Er könne keine ganze Saison mit dem Basketball aussetzen. Dann werde er sich Ende des Jahres Gedanken über einen neuen Verein für den Rest der Saison machen.

Auch über seine Rückkehr nach Deutschland war spekuliert worden. Meister Brose Baskets Bamberg, Bayern München und Alba Berlin hatten Interesse an einer Verpflichtung des Würzburgers bekundet. „Wenn ich mich für einen der Vereine entscheide, sind die beiden anderen traurig. Das will ich nicht“, sagte Nowitzki, der auch von Klubs aus China, Italien, Spanien und der Türkei umworben wird.

Die NBA-Saison hätte eigentlich am 1. November mit der Partie zwischen den Dallas Mavericks mit Nowitzki und den Chicago Bulls beginnen sollen. Doch als die Fronten verhärtet blieben, strich Stern alle Spiele im November. Damit war klar, dass selbst im Fall einer kurzfristigen Einigung zwischen Liga und Spielervertretern keine Mannschaft mehr die kompletten 82 Partien der sogenannten Regular Season bestreiten kann.

Der Lockout war zum 1. Juli in Kraft getreten, weil sich die beiden Parteien nicht auf einen neuen Tarifvertrag einigen konnten. Stern fordert nach wie vor eine Reduzierung der Gehälter um insgesamt 800 Millionen Dollar (560 Millionen Euro). Die Klubs sollen seit Inkrafttreten der letzten Tarif-Vereinbarung im Jahr 2005 mehr als eine Milliarde Dollar Verlust gemacht haben. (dapd/sid/abendblatt.de)