Die Hardliner-Fraktion beim Deutschen Fußball-Bund will das Gewaltproblem mit einem rigorosen Vorgehen bekämpfen und ein Exempel statuieren.

Frankfurt/Main. Die Hardliner-Fraktion beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) will das Gewaltproblem mit einem rigorosen Vorgehen bekämpfen und ein Exempel am Zweitligisten Dynamo Dresden statuieren. Noch bevor sich die Spitzen des DFB und der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Mittwoch zum Krisengipfel trafen, forderte der DFB-Kontrollausschuss den Ausschluss der Dresdner aus dem DFB-Pokal für die Saison 2012/13. Der Strafantrag, der Dynamo einen Millionen-Schaden zufügen würde, wird beim DFB-Sportgericht eingereicht.

Dynamo Dresden will sich gegen den geforderten Ausschluss zur Wehr setzen. „Wir halten das Strafmaß für extrem überzogen. Der DFB stand unter Druck, ein Exempel an einem Verein zu statuieren“, sagte Dynamos Geschäftsführer Volker Oppitz in Dresden. „Wir werden uns gegen den Strafantrag zur Wehr setzen und haben dafür einen Anwalt eingeschaltet.“

Der von Dynamo beauftragte Fachanwalt Christoph Schickhardt wird im Auftrag des Vereines einen entsprechenden Einspruch formulieren. Der Jurist hatte den Dresdnern zuvor signalisiert, dass er das Urteil für unangemessen hält. Die Einspruchsfrist endet am kommenden Montag um 12.00 Uhr. Danach entscheidet das DFB-Sportgericht.

Dresdens Präsident Andreas Ritter fragte auf der Pressekonferenz des Vereines: „Ist das die Antwort, das ungeliebte Kind in die Verbannung zu schicken? Damit ist das Problem nicht gelöst.“ Ritter betonte, dass Dynamo „alles Mögliche getan“ habe, „was man bei einem Auswärtsspiel tun kann.“

Der für die Heim- und Auswärtsspiele verantwortliche Organisationsleiter Martin Börner fügte an: „Ich sehe mich vom DFB extrem im Stich gelassen, weil wir das Spiel akribisch vorbereitet haben. Der DFB muss Lösungsansätze aufzeigen und nicht nur Urteile aussprechen.“

Dresdner Fans hatten rund um das Spiel der zweiten Pokalrunde beim deutschen Meister Borussia Dortmund (0:2) randaliert und zwei Polizisten verletzt. 15 Personen wurden festgenommen. Unter dem Eindruck dieser und zahlreicher anderer Vorfälle hatten DFB und DFL das Treffen am Mittwoch vereinbart. Dabei sollte der „Runde Tisch“ mit Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich am 14. November, bei dem erste konkrete Maßnahmen diskutiert werden sollen, vorbereitet werden.

In der Zwischenzeit hat der Kontrollausschuss das Heft in die Hand genommen. Der Ausschuss sah sich zu seiner harten Sanktionsforderung gezwungen, da die Strafen der Vergangenheit wirkungslos verpufft waren. Die Dresdner waren seit Beginn der Spielzeit 2009/10 zu 14 Geldstrafen wegen Ausschreitungen verurteilt worden.

Während den Dresdnern eine drakonische Strafe droht, kommt der BVB mit einem blauen Auge davon. Der Kontrollausschuss fordert in seiner Anklageschrift eine Geldstrafe in Höhe von 10.000 Euro, da Dresdner Anhänger eine „so große Zahl an pyrotechnischen Mitteln ins Stadion mitführen“ konnten.

Derweil hat Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge vom Rekordmeister Bayern München dem DFB und der DFL eine Mitverantwortung für die jüngsten Fälle von Fan-Randale gegeben. Man müsse „ein bisschen den schwarzen Peter einigen Leuten beim DFB und der DFL zuschieben“, sagte Rummenigge der Augsburger Allgemeinen. Besagte Herren hätten mit der Ankündigung, Pyrotechnik in Stadien unter gewissen Umständen zu erlauben, ein falsches Signal gesandt.

Rummenigge bezeichnete die Idee der Freigabe von Pyrotechnik als „völligen Humbug, weil das nach den Statuten der UEFA und FIFA gar nicht möglich ist und auch mit der Polizei nicht abgestimmt war. Da ist wohl ein falscher Eindruck bei den Fans entstanden. Das hat dazu geführt, dass es Zirkus gegeben hat.“

Der Bayern-Boss appellierte an alle Beteiligten, schnell an den Runden Tisch zurückzukehren, um die Probleme aus der Welt zu schaffen. Schon vor Rummenigge hatten sich diverse Verantwortliche fast täglich mit Lösungsvorschlägen zu Wort gemeldet.

Am Montag hatte es in Magdeburg eine neue Dimension der Gewalt gegeben, als bekannt wurde, dass der Regionalliga-Spieler Daniel Bauer von Fans vor der eigenen Haustür bedroht worden war und daraufhin aus der Stadt flüchtete.