Zahl der gewaltbereiten Fußballfans deutlich höher als gedacht

Frankfurt am Main. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) wollen mit aller juristischen Strenge auf die schweren Fanausschreitungen im DFB-Pokal reagieren. Bei der Bestrafung der Krawallmacher werde er zusammen mit DFB-Präsident Theo Zwanziger das Gespräch mit allen Generalstaatsanwälten suchen, sagte Ligapräsident Reinhard Rauball und schlug noch einmal vehement Alarm: "Die gewaltbereite Szene ist deutlich höher als bislang angenommen." Man streue sich Sand in die Augen, wenn man lediglich von "ein paar Idioten" spreche.

Zwanziger sprach von einer "erschreckenden Entwicklung" und fügte hinzu: "Mit verbaler Gewalt wie Hassgesängen fängt es an, geht weiter über den gefährlichen Einsatz von Pyrotechnik bis zu direkter Gewalt." Deshalb könne man das Problem nicht allein der Polizei überlassen. Nach der massiven Rückkehr von Gewalt und Zerstörung in Deutschlands Fußballstadien flammt sogar die öffentliche Debatte über die Abschaffung von Stehplätzen wieder auf. Auch der Ausschluss von Klubs mit gewalttätigen Fans steht mittlerweile in der Diskussion.

Einen Tag nach den schweren Krawallen beim Spiel von Meister Borussia Dortmund gegen Zweitligaklub Dynamo Dresden (2:0) war es am Mittwochabend auch im Umfeld der Begegnung zwischen Eintracht Frankfurt und dem 1. FC Kaiserslautern (0:1 nach Verlängerung) zu Ausschreitungen der Anhänger gekommen. Dabei wurden acht Polizisten und eine Zivilistin nach Angaben der Polizei verletzt. Acht Personen wurden vorübergehend festgenommen. Unter anderem waren unmittelbar vor dem Stadion Beamte auf Pferden mit Flaschen und Steinen beworfen worden. Eine Frau wurde verletzt, als sie auf eine Zugschiene gestürzt war. Ein Eintracht-Ordner war von Fans aus Kaiserslautern attackiert worden. Im Gästeblock hatten Anhänger mehrmals Bengalische Feuer und Rauchbomben gezündet.

Insgesamt waren 500 Polizisten in Frankfurt im Einsatz. Der Sonderzug mit den Fans aus Kaiserslautern war sogar von Hubschraubern begleitet worden. Die Helikopter hatten aus der Luft beobachtet, ob Frankfurter Fans im Wald lauern. Im Vorfeld der Begegnung hatten Eintracht-Ultras in einem Internet-Blog die Kaiserslauterer als "Schweine aus der Pfalz" verunglimpft und damit erneute Krawalle provoziert. In den vergangenen Jahren war es zwischen den Anhängern beider Klubs immer wieder zu Ausschreitungen gekommen.