Mit einem Dementi hat der FC Bayern auf Vorwürfe des früheren Breno-Managers, der Brasilianer habe vom Verein Schlafmittel erhalten, reagiert.

München. Am Ende des turbulenten Verhandlungstages im Prozess gegen Fußball-Profi Breno kam von der Säbener Straße ein scharfes Dementi. „Diese Aussagen entbehren jeglicher Grundlage. Grundsätzlich gibt es beim FC Bayern keine Schlafmittel“, erklärte Sportdirektor Christian Nerlinger am Montag der Nachrichtenagentur dpa und reagierte damit auf Vorwürfe des früheren Managers des scheidenden Bayern-Abwehrspielers. Dieser hatte am fünften Verhandlungstag vor der 12. Strafkammer des Landgerichts München I wenige Stunden zuvor angegeben, Breno habe vom Verein wiederholt Medikamente wie Schlafmittel erhalten.

"Ich weiß, dass er freien Zugang zu den Medikamenten beim FC Bayern hatte“, sagte der Ex-Manager. Dem hielt Nerlinger entgegen, beim FC Bayern würden Medikamente nur auf Anordnung der medizinischen Abteilung ausgegeben. „Unsere medizinische Abteilung gehört zu den besten der Welt und hier wird höchst professionell gearbeitet.“

Polizist schildert Brasilianer als „verwirrt"

Der Ex-Manager schilderte zudem chaotische Szenen in der Nacht vor dem Brand in der von Breno angemieteten Villa. Der Brasilianer habe in der Feuernacht nicht nur unter Alkohol-, sondern möglicherweise auch unter Medikamenteneinfluss gestanden. „Ich denke, er hatte auch noch ein Schlafmittel eingenommen. Er nahm das Medikament regelmäßig abends“, gab der Manager zu Protokoll. Außerdem habe Breno am Brandtag Bier, Portwein und Whiskey getrunken.

Immer wieder sei Breno aus dem Haus gelaufen und einmal sogar aus dem Badezimmerfenster gesprungen. Er habe davon gesprochen, das Haus sei umstellt. Außerdem habe er seinen Mannschaftskollegen Rafinha retten wollen. Wovor, das wisse er nicht. „Ich habe das nicht zusammen gebracht“, sagte der Manager. „Er war so seltsam geworden.“

Aussagen der Gutachter bringen keine Entlastung für Breno

Breno habe sich sogar ein Messer geholt. Daraufhin habe er Brenos Frau Renata dazu bewogen, sich mit den drei Kindern in einem Zimmer einzuschließen und schließlich mit ihnen das Haus zu verlassen. Breno habe er erst wieder gesehen, als das Haus bereits in Flammen stand. Der Ex-Manager, dessen Beratungsvertrag nach eigenen Angaben seit kurzem nicht mehr besteht, berichtete auch von zwei weiteren alkoholbedingten Ausfällen Brenos lange vor dem Feuer.

Rafinha, der Breno am Abend vor dem Brand kurz besucht hatte, sagte am Montag vor Gericht, so betrunken wie in der Brandnacht habe er seinen Landsmann noch nie gesehen. Der 22-Jährige sei traurig gewesen, weil er möglicherweise erneut operiert werden musste.

Direkt nach dem Brand zog Breno mit ungewöhnlichem Verhalten die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich. „Es war für mich nicht auszuschließen, dass Herr Borges in irgendeiner Form an diesem Brand beteiligt ist“, sagte ein Polizeibeamter. Breno habe den Rettungskräften drei Feuerzeuge übergeben – mit der Aufforderung, diese wegzuwerfen. Eines der Feuerzeuge sei stark verrußt gewesen - ebenso Brenos Finger.

Retter schildert: Ich rechnete mit einer Leichenbergung

Der 22 Jahre alte Breno Vinicius Borges steht wegen schwerer Brandstiftung vor Gericht. Die Anklage wirft ihm vor, aus privatem und beruflichem Frust die Villa im Münchner Nobel-Vorort Grünwald in Brand gesteckt haben. Bei dem Feuer entstand ein Millionenschaden.

Breno hatte nach Angaben von Polizei und Rettungskräften in der Brandnacht sichtbare Wunden und war „am ganzen Körper verrußt“. Mit einem Tuch habe er sich die Hände abgewischt, sagte ein Polizeibeamter. „Das Tuch war pechschwarz.“

Auf die Frage, wo das Feuer ausgebrochen sei, habe der Profi geantwortet: „Im Bad“. Er habe angegeben, seine Frau habe das Feuer gelegt. „Ich dachte nur in dem Augenblick: Der ist nicht ganz dicht“, meinte der Polizeibeamte. Zwischen Breno und seiner Frau habe es keinen Kontakt gegeben. Nach seinen Kindern habe er immer wieder gefragt. „Er signalisierte mir, dass die Frau egal ist.“

Die Polizisten sorgten sich in der Brandnacht um Breno. „Er hat auf mich sehr verstört gewirkt“, sagte ein weiterer Polizeibeamter. „Wir hatten Angst vor einem Suizid.“ „Er zitterte am ganzen Leib“, beschrieb ein Kollege den Zustand Brenos. „Er war voller Angst“, sagte auch Brenos Mannschaftskollege Rafinha.

Zwei Beamte begleiteten den Profi ins Krankenhaus und wachten sogar an seinem Krankenbett. Ein Alkoholtest brachte folgendes Ergebnis: „Ein Fußballspieler mit diesem Body-Mass-Index und diesem Alkoholisierungsgrad, das ist bemerkenswert.“ Der Polizist sprach von Zeichen einer „gewissen Alkoholgewöhnung“. Rafinha hielt dagegen, Brenos Alkoholkonsum sei „nicht exzessiv“ gewesen.

Breno war 2008 als 18-Jähriger für eine Ablösesumme von zwölf Millionen Euro nach München gekommen, konnte im Verein aber nie Fuß fassen. Sein Vertrag bei den Bayern läuft Ende des Monats aus. Wie es danach für ihn weitergeht, hängt auch vom Ausgang des Verfahrens ab.