Unter großem Medieninteresse hat der Prozess gegen Breno begonnen. Er soll sein Haus angezündet haben. Zur Tat schweigt der 22-Jährige.

München. Breno Vinicius Borges wirkt angespannt. Hinter seinem Anwalt betritt er den Saal A 101 des Münchner Landgerichtes. Das Blitzlichtgewitter der Kameras lässt er regungslos und mit versteinerter Miene über sich ergehen – die Verlesung der Anklageschrift auch. So viel mediale Aufmerksamkeit hat er als Abwehrspieler des FC Bayern München selten bekommen. Seit Mittwoch muss sich der 22-jährige Brasilianer, den selbst Richterin Rosi Datzmann einmal aus Versehen nur mit Breno anspricht, wegen des Vorwurfs der schweren Brandstiftung vor Gericht verantworten. Die Haftstrafe liegt im Falle einer Verurteilung bei einem bis 15 Jahren.

Im September 2011 soll der Bayern-Profi angetrunken seine Miet-Villa im Münchner Nobel-Vorort Grünwald angezündet haben, in der er mit seiner Familie lebte. Laut Staatsanwaltschaft entstand ein Schaden von einer Million Euro, das Haus musste abgerissen werden. Verletzt wurde niemand. Zum Tatvorwurf äußert sich Breno am Mittwoch nicht. Dafür beschreibt er seine Lebensumstände – und schildert, wie aus einem Fußball-Märchen langsam aber sicher ein Alptraum wurde. Auf Alkohol und Drogen angesprochen sagt er: "Ich trinke nicht mehr.“

Sein Ausnahme-Talent wird früh entdeckt: Schon mit zwölf Jahren kommt er auf ein Fußball-Internat in Sao Paulo. Seine Eltern, der Vater war Glaser, die Mutter Putzfrau, leben rund 200 Kilometer entfernt. Er sieht sie nur alle zwei Monate. Mit 16 Jahren wird er Profi, mit 17 bricht er die Schule ab. "Ich hatte dann mit 17 Jahren keine Zeit mehr, mich um die Schule weiter zu kümmern“, sagt er vor Gericht. Einen Abschluss hat er nicht.

2008 der Wechsel zum FC Bayern – für die stolze Ablösesumme von zwölf Millionen Euro. Seine schwangere Lebensgefährtin Renata, die 2009 seine Frau wird, kommt mit ihren beiden Kindern aus einer früheren Beziehung nach. Die Familie zieht nach Grünwald. "Das ist mein Leben“, sagt Breno. Der 22-Jährige erzählt das alles einer Dolmetscherin. "Mein Deutsch ist nicht so gut“, sagt er.

In München fasst er nicht Fuß. "Ich war die meiste Zeit zu Hause, wenn ich nicht gespielt habe“, sagt er. Und das kam oft vor. Nur 33 Pflichtspiele bestreitet er in viereinhalb Jahren für die Bayern. "Ich war ein bisschen traurig.“ Manchmal begleitet er seine Frau zum Einkaufen. Auto fährt er nicht. Seinen brasilianischen Führerschein hat er nie umschreiben lassen. Er sei einfach nicht dazu gekommen.

2010 wird er nach Nürnberg ausgeliehen, wo er sich nach einem brutalen Foul schwer verletzt. Kreuzbandriss. Nach seiner Genesung verletzt er sich beim FC Bayern noch mal am Meniskus. Immer wieder hat er Wasser im Knie, erzählt er. Am 19. September 2011 erfährt Breno, dass ihm eine neue Knieoperation droht. Kurz nach Mitternacht geht seine Villa in Flammen auf.

Die Zeit bei den Bayern sei nicht einfach gewesen, sagt Breno. Als er mit 18 Jahren nach München kommt, begleiten ihn seine Eltern. Seine spätere Ehefrau kommt nach. "Ich wollte beide hier haben, meine Eltern und meine Ehefrau“, sagt Breno. Der Verein aber habe eine Entscheidung gefordert. "Bayern sagte zu mir: Du hast dich zu entscheiden zwischen deinen Eltern und deiner Ehefrau.“ Es habe nur ein Visum gegeben – entweder für Frau und Kinder oder für die Eltern.

Zu den meisten Spielern habe er kaum privaten Kontakt gehabt – mit Ausnahme zu einigen brasilianischen Kollegen. Am Rande des Prozesses sagt Ex-Bayern-Star Giovane Elber, der FC Bayern vernachlässige die Integration junger Spieler. Etwa in Leverkusen laufe das besser.

Ende des Monats läuft Brenos Vertrag in München aus. Wie es weiter geht, weiß er nicht. "Ich warte jetzt natürlich ab, wie das Verfahren ausgeht“, sagt er. "Ich denke, dass das Gericht in meinem Sinne handeln und das Beste für mich finden wird.“ Dafür hat das Gericht viel Zeit, zehn Verhandlungstage sind bis Mitte Juli angesetzt.