Hamburgs Scout Nuni Kucukovic sah schwache Partie - Trainer Bülent Korkmaz guckte sich am Sonnabend das Duell des HSV in Mönchengladbach an.

Hamburg/Istanbul. Andere Länder, andere Sitten. Das dürfte sich zumindest HSV-Scout Nuni Kucukovic gedacht haben, als er sich am Freitagabend den schmeichelhaften 2:1-Heimsieg von Uefa-Cup-Gegner Galatasaray Istanbul gegen Bursaspor im Ali Sami Yen Stadion anguckte. Statt Halbzeit-Bierchen und Wurst mit Senf griffen die 13 000 Türken in der Pause zu seiner Überraschung zu Tee und Sonnenblumenkernen, die nach Spielende das gesamte Stadion bedeckten. Neben den für Westeuropäer ungewöhnlichen Ess- und Trinkgewohnheiten ist Kucukovic aber vor allem eins aufgefallen: vor diesem Galatasaray muss man zwar Respekt, aber sicherlich keine Angst haben.

Das Team von Trainer Bülent Korkmaz, der sich seinerseits am Sonnabend die 1:4-Niederlage des HSV gegen Mönchengladbach vor Ort im Borussia-Park anguckte, konnte sich durch den dritten Erfolg in Folge seit der Entlassung von Korkmaz-Vorgänger Michael Skibbe zwar auf den vierten Tabellenplatz schieben, gleichzeitig aber ihre fußballerischen Mängel nicht verbergen. So wurde der Sieg nur durch ein Eigentor von Buraspors Verteidiger Volkan (10.) und einem Zufallstreffer von Mittelfeldmann Aydin (31.) möglich. Zudem musste die stark ersatzgeschwächte Abwehr auch noch den 1:2-Anschlusstreffer durch Ibrahim Öztürk (53.) hinnehmen. Kein Wunder also, dass Trainer Korkmaz alles andere als zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft war: "Gewinnen ist schön, aber gegen den HSV müssen wir eine Klasse besser spielen."

Ob der Coach aber beim Uefa-Cup-Schlager am Donnerstag in der Nordbank-Arena mit seinem australischen Mittelfeldmann Harry Kewell rechnen kann, ist noch unsicher. Der 30-Jährige, der im vergangenen Sommer vom FC Liverpool an den Bosporus gewechselt war, wurde nach 75 Minuten mit Oberschenkelproblemen ausgewechselt. Zu diesem Zeitpunkt war Stürmerstar Milan Baros, der im Hinspiel gegen den HSV gelbgesperrt ist, schon längst nicht mehr auf dem Platz. Der Tscheche, der bereits 16 Saisontreffer erzielen konnte, wurde nach seinem schwachen Auftritt gegen Bursaspor bereits zur Halbzeit ausgewechselt. Durchspielen durften dagegen die beiden früheren Bundesligaprofis Lincoln und Fernando Meira.

Und besonders in den früheren Stuttgarter Meira setzt Trainer Korkmaz große Hoffnungen am Donnerstag. Denn nach den verletzungsbedingten Ausfällen der Nationalverteidiger Servet Cetin und Emre Güngör soll der Portugiese zumindest im Hinspiel die zuletzt löchrige Abwehr zusammen halten. Ob Meira, der nach der Partie an leichten Nackenschmerzen litt, auch im Rückspiel auf dem Platz steht, scheint dagegen mehr als unwahrscheinlich. Nach Angaben der türkischen Fußballzeitung "Fanatic" haben Galatasarays Offiziellen für Meira ein Angebot von Zenit St. Petersburg angenommen, wonach der Innenverteidiger für sieben Millionen Euro bis zum 15. März - also vier Tage vor dem Rückspiel - nach Russland wechselt.

Bis es aber soweit ist, gilt zunächst die ganze Konzentration dem Hinspiel am Donnerstag. Bereits jetzt ist in den Istanbuler Tageszeitungen Galatasarays Uefa-Cup-Partie gegen den HSV das Thema. So titelte "Hürriyet" euphorisch: "Generalprobe dank Hamburg-Moral geglückt." Die spielerischen Defizite der Aslanlar (die Löwen), die übermorgen per Privatjet nach Hamburg reisen, wurde von den meisten Zeitungen dagegen ignoriert. Nur Kucukovic dürfte sich von der Jubelstimmung in Istanbul nicht angesteckt haben. Schließlich ist der HSV-Spielbeobachter nicht in die Türkei gereist, um Zeitung zu lesen, Tee zu trinken und Sonnenblumenkerne zu verputzen.