Sarigerme an der türkischen Ägäis-Küste bietet weite Sandstrände, Abgeschiedenheit und gute Hotelanlagen.

arigerme hat sich gut versteckt. Kaum eine türkische Landkarte verzeichnet den kleinen Ort mit dem 20 Kilometer langen Sandstrand. Das Ferienziel, 20 Autominuten vom Flughafen Dalaman nach Westen, kennt keine Hotelklötze. Selbst wenn alle 3000 Hotelbetten belegt sind, finden Freunde der Einsamkeit noch einen Strandkilometer, wo nur ab und zu eine türkische Familie vorbeispaziert, den "Merhaba"-Gruß entbietet und ein Stück Melone zum Kosten überreicht.

Von den 20 Strandkilometern gehören drei zu vier größeren Hotels. Ganz im Westen regieren die Stimmungskanonen aus dem Animateur-Team des Clubs "Magic Life". Wer will, kann da rund um die Uhr Party feiern. Dann kommt der Strand des "Caria"-Hotels, das sich am nahen Berghang angesiedelt hat und seine Gäste per Bus-Shuttle zum Strand bringt. Der nächste Abschnitt gehört dem "Iberotel Sarigerme Park", von dessen in einem Park versteckten Häusern am Strand nichts zu sehen ist.

Den Rest bis zur Mündung des Sarigerme-Flusses besetzt eines der architektonisch interessantesten Ferienhotels der Türkei, eine Mischung aus Fels-Festung und modernem Sultanpalast. Darin ist der Club "Aldiana" untergebracht, der wegen der schützend vorgelagerten "Babba"-Insel als Dorado für Wassersportler gilt. 60 Sport-Instruktoren helfen dort beim Katamaran-Segeln, beim Tauchen und beim Wasserski. Gerade haben vier junge Österreicher die erste Kitesurfer-Schule der türkischen Ägäis eröffnet. Zum Üben gehen sie an einen einsamen Strandabschnitt, wo niemand einen Schrecken bekommen kann, wenn die Akrobaten auf ihren Brettern, getragen von riesigen Schirmen, auf Tempo kommen.

Gleich neben dem "Aldiana" führt eine Brücke über den Sarigerme-Fluss in eine andere Welt. Da steigen Türkinnen noch in voller Bekleidung ins Meer. Auf einer großen Liegewiese findet "türkische Sommerfrische" statt. Familien rollen einen Teppich zum Picknick aus. Die Musik kommt aus der benachbarten Strandkneipe. Da gibt es die Flasche Wein für vier, das große Bier für 1,50 und die leckeren "Käse-Zigarren" (Börek) für 2 Euro. Touristen sind herzlich willkommen. An Dolmetschern mangelt es nicht: Viele in Deutschland lebende Türken kommen zum Urlaub hierher.

Das zur TUI gehörende "Iberotel Sarigerme Park" ist eine der bekanntesten Vorzeige-Institutionen. Was dem Hotelchef und Umweltfanatiker Heinz Fugger zu verdanken ist. Schon siebenmal holte er die Auszeichnung "Umwelt-Champion", weil in seinem Hotel Müll getrennt und verwertet wird, weil kein Abwasser ungeklärt ins Meer fließt, weil Gartenabfälle kompostiert werden und weil seine Abgesandten in den Schulen der Umgebung für den Umweltgedanken werben.

Das Hotel besteht aus 14 Landhäusern und einem riesigen Park. Die Gebäude wurden geschickt um Überreste der antiken Stadt Pisilis herumgebaut. Vom Restaurant geht der Blick in die Reste der Villa eines reichen Römers. Mit Glück trifft man den Kölner Professor Heinz-Otto Lamprecht, der Pisilis vermessen hat und sein Wissen bei privaten Führungen preisgibt.

Im Park wurden ganze Horden von Vögeln und Fröschen angesiedelt, die erfolgreich die Mücken kurz halten. "Die Medaille der Umweltfreundlichkeit hat natürlich auch eine Kehrseite", warnt Heinz Fugger. Das wird bei Sonnenuntergang klar, wenn schlagartig das große Panik-Orchester der Frösche zur Konzert-Randale einsetzt. Sie quaken, schnalzen, trällern, lachen, rülpsen, quietschen, gurgeln und bellen um die Wette. Etliche Gäste bringen begeistert Mikros und Recorder in Stellung. Andere finden Trost darin, dass die Frosch-Karawane (meist) nach einiger Zeit weiterzieht.

Gerade hat Fugger für 600 000 Euro der Bau einer Anlage von 80 Parabolspiegeln begonnen, die Sonnenwärme in Warmwasser verwandeln, aber über Wärmetauscher auch Kühlung für die Klimaanlagen produzieren kann. In diesem Jahr soll zudem eine Biogas-Anlage entstehen: Aus Abwässern, Garten- und Küchenabfällen wird Wasser zum Gießen des Parks und Flüssigdünger gewonnen. Die beiden Muster-Anlagen dürften bald zum Mekka für Umweltpilger und Öko-Techniker werden. Sie sollen beweisen, dass Hotels auch noch nachträglich umweltfreundlich umgerüstet werden können.

Die Abgeschiedenheit von Sarigerme hat den Vorteil, dass man sie leicht verlassen kann. Billige Sammeltaxis bringen einen zum Shopping ins quirlige Marmaris, zu den gigantischen Felsengräbern von Kaunos, zum Markt in die Kreisstadt Ortaca. Und der wenige Gehminuten entfernte Ort Sarigerme bietet immerhin 40 Läden, Kneipen, einen Basar und eine Moschee.