Die Stapelfelderin Johanna Schulz lebt in Island. Sie hatte gerade Besuch aus Lübeck, als der Eyjafjallajökull glühende Lava ausstieß.

Stapelfeld/Hvolsvöllur. Millionen Menschen haben den Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull auf Fernsehbildschirmen verfolgt. Millionen Menschen saßen und sitzen in ihren Urlaubsländern fest - wegen der Aschewolke. Johanna Schulz, eine ehemalige Stapelfelderin, und ihre Mutter wurden Augenzeugen des Vulkanausbruchs. Beide waren nur wenige Kilometer vom Gletscher entfernt. Mitten in der Nacht wurden sie von isländischen Polizeibeamten aus dem Schlaf gerissen und mussten Hals über Kopf vor einer möglichen Gletscherflut flüchten. Der Regionalausgabe Stormarn des Abendblattes hat Johanna Schulz die Erlebnisse der vergangenen Woche am Telefon geschildert.

"Wir haben den blöden Vulkan als Nachbarn. Wenn das Wetter klar ist, kann ich von meinem Arbeitsplatz aus die Spitze des Gletschers sehen. Sie ist schwarz, es kommt Rauch heraus", sagt Johanna Schulz. Seit einem halben Jahr lebt die 23-Jährige nur 30 Kilometer vom Eyjafjallajökull entfernt, in der kleinen Stadt Hvolsvöllur, arbeitet dort auf einem Hof als Pferdewirtin.

Als der Vulkan am 14. April ausbrach, hatte sie gerade Besuch von ihrer Mutter, der Lübecker Pastorin Ina von Kortzfleisch, und deren Mann. Die Stormarnerin hatte sich Urlaub genommen und verbrachte die Zeit zusammen mit ihrer Mutter in einem Ferienhaus. "Es befand sich direkt in dem Tal, in das nach dem Ausbruch des Vulkans die Flut hinunter kam", sagt sie. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch vergangener Woche habe plötzlich die Polizei geklopft und sie aus dem Schlaf gerissen. "Wir sollten in unsere Klamotten springen, unseren Pass nehmen und dann einfach nur weg", so die Stormarnerin, die ihre Ausbildung zur Pferdewirtin auf dem Islandpferdehof Vindhólar in Stapelfeld gemacht hat, bevor sie nach Island auswanderte. Es habe alles ganz schnell gehen müssen. Johanna Schulz: "Wir durften nichts mitnehmen, konnten nichts organisieren." Die Drei flohen zu der Familie, bei der die Pferdewirtin normalerweise in Island lebt. Deren Hof befindet sich im ersten sicheren Dorf außerhalb der Gefahrenzone.

Doch das Gletscherwasser habe bisher nur Wiesen überschwemmt, das Ferienhaus der Familie sei verschont geblieben. Dennoch habe sie die Polizei zunächst nicht zurückgelassen. "Es herrschte Ausnahmezustand", so die Stormarnerin. Irgendwann hätten sie dann zurück gedurft, um ihre Sachen zu holen. "Die Polizei hat vorher unser Autokennzeichen und unsere Personalien aufgenommen."

Inzwischen sei die Gefahr einer Flut nicht mehr ganz so groß, stattdessen stelle nun die Asche die größte Bedrohung dar. "Viele Pferde sind bereits daran gestorben", sagt sie. Aber auch für die Menschen sei die viele Asche in der Luft nicht ungefährlich. Schulz: "Wir sind angehalten, mit einer Maske hinauszugehen."

Diese Informationen hat die Stormarnerin aus dem Internet - und aus dem Radio. "Zurzeit werden nicht mehr die Spaßsender gehört, sondern die, die ständig die wichtigsten Nachrichten senden", sagt Johanna Schulz und blickt aus dem Fenster: "Hier fliegt gerade schon wieder eine große graue Wolke vorbei." Aus dem Fenster hat sie auch einen guten Blick auf einen weiteren Vulkan: den Hekla. "Er bricht etwa alle zehn Jahre aus, ist dieses Jahr eigentlich auch wieder fällig", so die Stormarnerin. "Als ich vor einem halben Jahr in Island ankam, hat mein Chef darüber noch Späße gemacht."

Und wie gehen die Menschen in Island mit der Situation um? Was ist dort gerade los? "Die Lage ist angespannt, aber nicht panisch", sagt die Pferdewirtin. Das sei faszinierend, so die 23-Jährige. Denn immerhin stehe gerade für viele Isländer die Existenz auf dem Spiel. Nämlich für all diejenigen, die von der Pferdezucht leben. Das ist es auch, was Johanna Schulz derzeit am meisten Sorgen bereitet. Sie sagt: "Es könnte alles ausgelöscht werden. Ich hoffe einfach nur, dass alles gut geht."

Angst um sich selbst hat die junge Frau dagegen nicht. "Ich kann mir doch einen Schal oder ein Tuch um den Mund binden, aber bei den Pferden sind wir hilflos." Es sei ein unangenehmes und merkwürdiges Gefühl, die Aschewolke am Himmel zu sehen. Schulz: "Wir können nichts tun, außer abzusichern und abzuwarten." Auf die Frage, ob sie darüber nachdenke, Island vorsichtshalber zu verlassen, sagt sie. "Das steht nicht zur Debatte. Ich bin gerne hier. Ich glaube nicht, dass ich in Gefahr bin."